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Kinder schauen oft fasziniert den Flugzeugen nach, die lange, dicke Kondensstreifen an den Himmel malen. Was für sie ein magisches Schauspiel ist, lässt viele Verschwörungstheoretiker erschaudern.
«Gift», sagen diese, «tödliches Gift», das die fliegenden Zeitbomben ausstossen. Sie haben für die weissen Streifen am Himmel einen eigenen Ausdruck kreiert: «Chemtrails» nennen sie diese. Chemische Spuren. Denn Verschwörungstheoretiker glauben und behaupten steif und fest, dass die Flugzeuge gefährliche Chemikalien ausstossen.
Die Bösewichte hinter den Chemtrails sind in ihren Augen Regierungen – offizielle wie geheime. Diese wollen angeblich die Menschheit kontrollieren – oder dezimieren –, Einfluss auf das Wetter nehmen und die Nahrungsmittel vergiften.
Halt die üblichen Horrorszenarien, über die sich die Verschwörungstheoretiker enervieren. Oder ergötzen, weil sie bei ihnen ein metaphysisches Gruseln auslösen.
Die amerikanische Wissenschafterin Christine Shearer von der University of California in Irvine wollte genau wissen, was es mit den Kondensstreifen auf sich hat. Sie legte Dutzenden Atmosphären-Forschern Daten und Fotos vor und bat Chemiker um Analysen entsprechender Proben.
Shearer befragte die Forscher auch zur Plausibilität der Theorien der Verschwörungstheoretiker. Diese erklären nämlich, die Kondensstreifen seien so lang am Himmel sichtbar, weil sie eben die gefährlichen Chemikalien enthielten. Ausserdem seien sie deswegen viel dicker als früher, als die Flugzeuge nur die üblichen Abgase ausgestossen hätten.
Weiter erklären die Verschwörungstheoretiker, dass in Wasser- und Schneeproben vermehrt Strontium, Barium und Aluminium nachweisbar seien, die auf die Chemtrails zurückzuführen seien. Also giftige Substanzen, mit denen die Bevölkerung systematisch vergiftet werde.
Die Forscher, die ihre Resultate im Fachmagazin «Environmental Research Letters» publizierten, kamen laut Spiegel Online zu eindeutigen Resultaten. Sie bestätigen zwar, dass die Kondensstreifen länger am Himmel zu sehen sind als früher, doch dies hätte Gründe, die sich wissenschaftlich überprüfen lassen.
Konkret: Die Flugzeuge würden heute in höheren Sphären fliegen als früher, was sich auf die Haltbarkeit der Kondensstreifen auswirke. Ausserdem seien die Flugzeuge mit grösseren Motoren bestückt und würden mehr Wasserdampf ausstossen, erklären die Wissenschafter.
Die Verschwörungstheoretiker berufen sich bei ihren vermeintlichen Beweisen gern auf ein Foto, das Kondensstreifen von zwei Flugzeugen mit unterschiedlich dicken Spuren am Himmel zeigt. Ihr Argument: Das Flugzeug mit den dicken Streifen stosse die giftigen Substanzen aus, dasjenige mit den dünnen Streifen führe kein Gift mit sich.
Auch diesen «Beweis» entkräften die Wissenschafter. Ihre Antwort: Die beiden Flugzeuge würden in unterschiedlichen Höhen fliegen.
Auch das Argument der erhöhten Werte bei den Wasserproben lassen die Forscher nicht gelten. Sie stammten nachweisbar von den Sedimentablagerungen, die natürlicherweise reich an Spurenmetallen seien.
Es gibt aber ganz simple Argumente, weshalb die Erklärungen der Verschwörungstheoretiker Hirngespinste sind. Nur zwei davon:
In diese Arbeit wären unzählige Personen in vielen Raffinerien oder Flughäfen involviert. Von diesen unzähligen «Geheimnisträgern» müssten alle Teil der Verschwörung und sehr diszipliniert verschwiegen sein. Sie dürften auch keine Skrupel haben, bei der Vergiftung der Menschheit mitzutun. Ein Ding der Unmöglichkeit.
Verschwörungstheoretiker müssen nicht dumm sei. Sie legen nur einen Teil ihres Bewusstseins auf Eis, wenn es um Fragen nach politischer Macht und Manipulation geht. Deshalb schauen sie, wenn sie die Kondensstreifen beobachten, in den Mond.