Zuletzt ist die Zahl der Deutschen, die es in die Schweiz zieht, wieder leicht zurückgegangen. Doch wird dies nicht lang so bleiben, denn grosse Angst geht um im Grossen Kanton: die Angst vor dem Dritten Weltkrieg! Der Russe wetzt den Säbel, Obama lässt die Drohnen summen, im Iran rotieren die Zentrifugen auf voller Kraft - und wie man aus Erfahrung weiss, trifft so ein Weltkrieg die Deutschen immer am härtesten! Und wer könnte sie ernsthaft davor schützen? Bei der Europawahl haben sie die Wahl zwischen einem Sozialdemokraten, dessen bisher grösste Leistung es war, sich von Berlusconi beleidigen zu lassen, und einem Konservativen, der wirkt wie ein leicht verschlafener Rudi-Carrell-Imitator mit Banklehre. Von diesen Schiessbudenfiguren ist keine Hilfe zu erwarten, wenn der Russe plötzlich Helgoland annektiert! Zu Tausenden werden die Deutschen als Flüchtlinge an der Schweizer Grenze stehen, und nach dem Abdanken von General Blocher gibt es niemanden mehr, der sie vom Einmarsch abhalten könnte.
Wollen die Eidgenossen verhindern, dass ihr Land von Kriegsdienstverweigerern und russophoben Deserteuren überfallen wird, so sollten sie ihrerseits in den Propagandakrieg eintreten – und den Deutschen klarmachen, dass auch in der scheinbar so friedlichen Schweiz in Wahrheit die Krisenherde glühen. Was ist mit der Exklave Zürich, die sich nur mit einer Mauer vor Selbstmordattentätern aus Basel schützen kann? Was ist mit dem von einem Warlord regierten Wallis, wo UN-Blauhelme patrouillieren? Was mit der teilautonomen Region AArgau, dem einzigen Land der Welt, das von radikalabstinenzlerischen Anonymen Alkoholikern (AA!) regiert wird? Und wer verteidigt das Land gegen die italienischen Bären-Milizen, die derzeit das Unterengadin heimsuchen? Eine entsprechend dramatisierte Darstellung der Verhältnisse in der Aussenwerbung («Die Schweiz – ganz tödlich») könnte kriegsmüde Deutsche von einer allzu unüberlegten Einwanderung abhalten. Zudem wäre den Deutschen vor Augen zu halten, dass Krieg letztlich etwas ganz Normales ist, was jeden treffen kann und unter der Hand sogar schon im eigenen Land stattfindet. Erinnert sei an die Kleinkriege zwischen Düsseldorf und Köln oder die Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Fussballfans, deren Kosten und Opferzahlen mittlerweile die Dimensionen eines Bürgerkriegs angenommen haben. Am schlimmsten jedoch der erbitterte Nervenkrieg zwischen Apertisten und Fermititen – Nachbarn, die grundsätzlich die Haustür offenstehen lassen, und solchen, die sie sorgfältig abschließen. Wie das Zentrum für Hausfriedensforschung an der Uni Bielefeld in einer Studie feststellt, sind in diesem jahrhundertealten nichtbewaffneten häuslichen Konflikt mehr Menschen ums Leben gekommen als in sämtlichen Krimkriegen zusammengenommen. Sollte diese PR-Kampagne fruchten, so würde die Schweiz künftig so stark gefürchtet wie 100 Oben-Ohne-Putins – und zwar völlig zu Recht!