Im Zusammenhang mit der Entlassung von Christoph Mörgeli an der Universität Zürich sind noch mehrere Strafverfahren hängig. Es geht dabei insbesondere um die Frage, wer vertrauliche Informationen an die Medien weitergab und dadurch die Affäre ins Rollen brachte. Von Interesse ist auch, wer wann über Mörgelis berufliches Schicksal entschied.
Bezüglich der Weitergabe von Informationen an die Medien steht Titularprofessorin Iris Ritzmann Zentrum. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen sie wegen Amtsgeheimnisverletzung. Die Staatsanwaltschaft wirft Ritzmann vor, den «Tages-Anzeiger» mit geheimen Informationen zu Mörgeli versorgt haben.
Konkret handelte es sich um den damals noch unter Verschluss gehaltenen Akademischen Bericht der Universität und um die Untersuchung einer internationalen Expertenkommission unter der Leitung von Professor Robert Jütte. Sie begutachteten die Zustände am medizinhistorischen Institut und Museum. In diesen beiden Berichten wurde Mörgelis Arbeit stellenweise massiv kritisiert.
Ritzmann, mittlerweile von der Uni ebenfalls entlassen, weist jegliche Vorwürfe zurück. Beim zuständigen Staatsanwalt Andrej Gnehm war am Dienstag nicht zu erfahren, ob er gegen Ritzmann Anklage erheben wird.
Gnehm selbst geriet im Zuge der Ermittlungen – insbesondere wegen einer Hausdurchsuchung bei Ritzmann – auch in die Kritik, da er der SVP nahe steht. Seine Vorgesetzten sprachen ihm jedoch das Vertrauen aus.
Unter die Lupe nehmen die Untersuchungsbehörden auch Ritzmanns Ehemann Eberhard Wolff, der ebenfalls am Medizinhistorischen Institut arbeitete. Wolff ist bis zum Abschluss des Strafverfahrens freigestellt.
Christoph Mörgeli selbst sieht sich in der ganzen Affäre als Mobbingopfer. Er und seine Partei betonen immer wieder, dass Bildungsdirektorin Regine Aeppli (SP) seine Entlassung aus politischen Gründen angeordnet habe.
Aeppli weist diese Vorwürfe kategorisch zurück. Als Präsidentin des Universitätsrates habe sie gar nicht die Kompetenz, einen solchen Befehl zu erteilen, betonte sie am Montag. Sie habe vom damaligen Rektor Andreas Fischer lediglich «entschiedenes Handeln» in einem seit länger schwelendem Arbeitskonflikt verlangt. (jas/sda)