Die Meldung schlug Wellen, und wie sie das tat: Ein deutscher Ehemann, der mit Stichsäge und Winkelschleifer sämtliches Gemeingut aus seiner 12-jährigen Ehe mit Ex-Herzensdame «Laura» entzweit, den halbierten Hausstand (von Ehebett bis Opel Corsa) auf Ebay verscherbelt und dazu auch noch ein rural-komisches Making-of dreht und auf YouTube stellt. Wir titelten: Verschmähter Ehemann gibt seiner Ehefrau exakt die Hälfte von allem, was er besitzt – wortwörtlich.
Ehezoff, Witz und Hemdsärmligkeit, massenmediengerecht aufbereitet: eine wunderbar irrwitzige Geschichte.
Schlichtweg grossartig.
Aber eben auch: zu gut, um wahr zu sein.
Sorry, werte User und Userinnen, aber: Alles nur ein Fake. Und ja, auch wir sind reingefallen.
Denn in diesen Tagen lacht man sich bei der Deutschen Anwaltauskunft ins Fäustchen, und man tut es, wie man es nie zuvor gemacht hat. Mit einem solchen Coup hat das für den Fake verantwortliche Fachblatt nicht gerechnet. Über 5,2 Millionen Klicks heimste das Filmchen auf YouTube binnen weniger Tage ein (Stand 22.06.2015, 15.00 Uhr), Medien von Spanien bis Nigeria, von Neuseeland bis in die USA berichteten über «Martin G.» und seine auf schierer Rachlust basierende Retourkutsche.
Swen Walentowski ist Pressesprecher des Branchenverbandes DeutscherAnwaltVerein und ein gefragter Mann in diesen Tagen. Wer ihn anruft, wird schon mal vertröstet mit den Worten: «Er gibt gerade ein TV-Interview.»
Es besteht offenbar reichlich Klärungsbedarf, und Walentowski sagt denn auch: «Wir sind völlig überrascht vom Rummel dieser Werbeaktion. Wir wollten auf ein ernstes Thema aufmerksam machen, nämlich darauf, dass zu viele Ehepaare rechtlich ungenügend auf eine Trennung vorbereitet sind – zum Beispiel mit einem Ehevertrag.»
Echte («teure!») Werbekampagnen habe man in der Vergangenheit natürlich auch schon durchgeführt, so Walentowski, «etwa mit dem Slogan ‹Vertrauen ist gut, Anwalt ist besser›». Auf die Idee zum viralen Brüller sei man in Zeiten, «da pupsende Pandas millionenfach angeklickt werden», aufgrund der aktuellen Lebensumstände eines Redaktors der Deutschen Anwaltauskunft gekommen. Der stehe nicht etwa vor der Scheidung, sondern ziehe – ganz im Gegenteil – gerade mit seiner Freundin zusammen. Sein Problem: «Einige Einrichtungsgegenstände waren im gemeinsamen Haushalt nicht unterzubringen», erklärt Walentowski. Da habe man einfach den Spiess umgedreht und daraus eine multimediale Kampagne gebastelt.
Das Feedback ist in den letzten Tagen nicht nur tausendfach auf die Verantwortlichen hereingeprasselt, es sei auch fast ausschliesslich positiv gewesen. Nur da und dort, so Walentowski, gab es den Vorwurf, «wir würden mit Scheidung auch noch Geld verdienen wollen».
Die Gegenstände übrigens stammen nicht nur vom Redaktor im frischgebackenen Wohnglück, sondern mitunter auch vom Flohmarkt. Gekostet hat die Kampagne eine vierstellige Summe in Euro.
Und was ist mit all jenen, die einen der Gegenstände bei Ebay ersteigert haben und sich nun veräppelt fühlen?
«Die können vom Verkaufsvertrag zurücktreten.»
Wem kommt das Geld zu?
«Einer von drei wohltätigen Organisationen. Wir lassen unsere Web-Community darüber entscheiden.»
Walentowski lacht und sagt: «Nur, was wir mit der anderen Hälfte der Gegenstände machen, das haben wir uns noch gar nicht überlegt.» (tat)