Hintergrund dieser kuriosen Forderung ist ein Vorfall an einem Rechtsrock-Festival, das Anfang Mai in Leinefelde stattgefunden hat. Dort trat unter anderem eine Schweizer Neonazi-Band auf, die aus dem Umfeld des «Blood & Honour»-Netzwerkes stammt, welches in Deutschland verboten ist.
Die Beamten vor Ort konnten aber dummerweise die Liedtexte nicht prüfen – denn diese waren auf Englisch verfasst. Und den Beamten mangelte es an Englischkenntnissen.
Gegenüber thüringen24.de forderte die Sprecherin für Antifaschismus der Linksfraktion, Katharina König-Preuss, aufgrund des Vorfalls Folgendes: «Thüringen ist nicht nur Rechtsrock-Land Nummer eins, die Szene ist von hier aus europaweit über den deutschsprachigen Raum hinaus vernetzt, englischsprachige Titel sind fester Bestandteil der neonazistischen Musikszene. Um die Staatsschützer zu unterstützen, sollte der Freistaat die Entwicklung einer ‹Nazi-Shazam›-App vorantreiben, damit Beamte per Smartphone Titel automatisiert erkennen können. Dies würde die Polizeiarbeit effektiver machen und Polizeibeamte entlasten».
«Shazam» ist eine beliebte App für Smartphones, die es ermöglicht, laufende Musiktitel zu erkennen und einem Interpreten zuzuordnen. Eine «Nazi-Shazam»-App wird dabei nicht zum ersten Mal diskutiert: Bereits 2013 sei über eine solche App diskutiert und sogar ein Prototyp dazu entwickelt worden.
König-Preuss äusserte sich weiter: «Fremdsprachenkenntnisse bei der Polizei, insbesondere bei Staatsschutzbeamten, wären natürlich hilfreich, sind aber letztlich zur Erkennung indizierter Lieder nicht das Entscheidende. Niemand kann ernsthaft erwarten, dass Polizeibeamte sämtliche Neonazi-Lieder kennen und aus dem Kopf zuordnen können.» (ewo)