Kaum hat Apple iOS 9 veröffentlicht, stürmen neuartige Apps die Download-Charts. Gemeint sind die sogenannten Ad-Blocker, das sind Programme, die beim Surfen Werbeanzeigen blockieren.
Mit iOS 9 können unabhängige Entwickler erstmals Ad-Blocker für den Standard-Browser Safari anbieten. Apple selbst bietet keine Ad-Blocker an, sondern stellt mit der neuen System-Software die erforderlichen Programmier-Schnittstellen zur Verfügung.
Offiziell werden die neuen Apps als Inhalts-Blocker bezeichnet, weil sich damit nicht nur Werbung, sondern auch andere (unerwünschte) Web-Inhalte herausfiltern lassen. Besonders in Verruf geraten ist das sogenannte Tracking. Das sind Miniprogramme, die jeden Klick der Besucher erfassen und die Daten zu Werbezwecken an Drittfirmen weiterleiten. Auch Facebook schnüffelt munter mit.
watson hat fünf Inhalts-Blocker ausprobiert:
Wichtige Einschränkung: Die Inhalts-Blocker laufen aus technischen Gründen nur auf neueren iOS-Geräten, auf denen iOS 9 installiert ist, und zwar ab iPhone 5S und iPad Air (2013) sowie dem neusten iPod Touch (sechste Generation).
Update: Inhalts-Blocker können auch zu Ladefehlern führen beim Surfen. Und es kommt laut US-Medienberichten zu Problemen beim Online-Shopping (via iOS-Gerät) Insbesondere Crystal ist deswegen in Verruf geraten.
Alle Inhalts-Blocker funktionieren wie versprochen. Auf Webseiten werden Anzeigen konsequent ausgeblendet, respektive gar nicht geladen, was sich positiv auf das Surftempo auswirkt.
Der Funktionsumfang der zum Teil kostenpflichtigen Apps unterscheidet sich erheblich. Dazu gleich mehr.
Erfreulich aus Sicht von Newsportal-Betreibern wie watson, die sich über Erlöse aus der Online-Werbung finanzieren: Die Inhalts-Blocker beschränken sich (in der Grundeinstellung) auf Webseiten, die mit Safari aufgerufen werden. News-Apps sind nicht betroffen.
Aber genug in eigener Sache. Zurück zu den Inhalts-Blockern, die gemäss Einschätzung von Fachleuten ein gewaltiges Potenzial haben und das mobile Web verändern könnten.
Aus Sicht der Internet-Nutzer bieten Inhalts-Blocker massive Vorteile. Webseiten werden deutlich schneller geladen und weniger Daten übertragen, was beim Surfen im Handy-Netz immer von Vorteil ist. Und für mobile Nutzer, die mit dem iPhone oder iPad surfen, besonders wichtig: Der Akku hält länger.
Ein wichtiger Punkt ist ausserdem auch der Schutz der Privatsphäre. Die Inhalts-Blocker verhindern das automatische Ausspionieren durch versteckte Miniprogramme. Wobei sich in ausführlichen Tests zeigen muss, ob das Tracking wirklich verhindert wird.
Schliesslich erhöht sich die Sicherheit beim mobilen Surfen, wenn gefährliche Skripte (Malware etc.) gar nicht geladen werden. So wird das automatische und unkontrollierte Ausführen von Aktionen auf dem Gerät des Nutzers verhindert.
Wichtig: Die Installation eines Inhalts-Blockers garantiert unter Umständen kein 100-prozentig werbefreies Surfen. Denn die eine oder andere App könnte standardmässig Werbung durchlassen.
Der Grund dafür könnte ausgerechnet die Firma Eyeo sein, die hinter dem umstrittenen Werbeblocker Adblock Plus steckt. Laut Medienberichten führt man hinter den Kulissen Verhandlungen mit den Entwicklern von Inhalts-Blockern. Diesen wird Geld geboten, damit sie die Ausnahmeliste von Eyeo integrieren, also gewisse «akzeptable» Werbeanzeigen nicht herausfiltern.
Das Installieren eines Inhalts-Blockers ist einfach.
Update: Crystal kostet mittlerweile (1 Franken).
Crystal blockiert beim Surfen Werbeanzeigen und verhindert Tracking. Die App eignet sich für Leute, die sich nicht um technische Details kümmern möchten.
Nutzer können via Formular Webseiten melden, bei denen es noch nicht richtig funktioniert. Abgesehen davon gibt es (noch) keine Zusatzfunktionen wie zum Beispiel eine Whitelist.
Bewertung: gut
Zur Einführung kostet die App nur 1 Franken, später soll der Preis verdoppelt werden.
Die deutschen Entwickler haben das Programm bewusst einfach gehalten. Es eignet sich für Nutzer, die gewisse Einstellungen anpassen möchten, ohne sich mit komplizierten Regeln herumzuschlagen.
Webseiten, deren Werbung nicht blockiert werden soll, können in die Whitelist aufgenommen werden. Wobei es für jeden Blocker (Werbung, Medien, Privatsphäre, Cookie) eine Ausnahme zu definieren gilt.
Bewertung: gut
Die Gratis-Version ermöglicht es, jeweils nur eine bestimmte Kategorie von Inhalten zu blockieren. Also zum Beispiel die Werbeanzeigen. Wer mehr blockieren will, muss 3 Franken bezahlen.
Die App bietet viele Konfigurationsmöglichkeiten und richtet sich an technisch interessierte Nutzer, die eigene Regeln und Ausnahmen definieren wollen. Dies ist auch über my.1blocker.com möglich.
Bewertung: gut
Als einzige App dieser Art hat Peace Zugriff auf eine Datenbank (Ghostery), in der viele Tracker und Werbungen gespeichert sind. Dies soll die Wirkung der Filter-Software erhöhen.
Ersten Reviews zufolge sorge Peace für spürbar kürzere Ladezeiten als vergleichbare Apps, berichtet Giga.de. Dies liege offenbar auch an der laufend optimierten und somit kleineren Datenbank.
Bewertung: sehr gut
Das ist der teuerste und laut Angaben des Entwicklers der schnellste Inhalts-Blocker. Er ist zumindest schneller als Peace und Crystal.
Mit Purify lassen sich sehr einfach Ausnahmen festlegen, also Webseiten, die ohne Einschränkungen geladen werden. Dazu ruft man das Teilen-Menü (Pfeil nach oben) auf und wählt «Purify – Whitelist».
Bewertung: sehr gut
Welche Erfahrungen hast du mit Inhalts-Blockern gemacht?