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7 Gründe, warum du das neue Macbook lieben und hassen wirst (und dazu ein bisschen Apple Porn)

Dünn ist es. Verdammt dünn: das Macbook 2015, auf einem Macbook Air.
Dünn ist es. Verdammt dünn: das Macbook 2015, auf einem Macbook Air.bild: watson

7 Gründe, warum du das neue Macbook lieben und hassen wirst (und dazu ein bisschen Apple Porn)

Seit Jahren teste ich Apple-Produkte. Im Gegensatz zu vielen älteren Gadgets muss ich beim neuen Macbook durch die Hölle.
20.07.2015, 08:1921.07.2015, 06:20
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In den 90ern kam das erste «Macbook» auf den Markt. 

Und so sah es aus:

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Was für eine Schönheit!

Das Powerbook 100 war der Hammer. (Nicht nur wegen des stolzen Gewichts von 2,3 Kilogramm.)

Und damit kommen wir zum neuen Macbook, das ich für ein paar Wochen als Leihgabe von Apple getestet habe.

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Bild: watson

Das Macbook 2015. Oder wie Apples Marketing-Strategen seit der Präsentation im März immer wieder betonen: «Das unglaublich dünne und leichte neue Macbook».

Wer es genau wissen will:

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Das Gewicht? Um die 920 Gramm, je nach Konfiguration.

Und jetzt ein Trommelwirbel! Das neue Macbook ist der dünnste und leichteste Laptop, den die Kalifornier jemals gebaut haben.

Aber das hatten wir doch schon!

Vor sieben Jahren enthüllte Steve Jobs das erste Macbook Air.
Vor sieben Jahren enthüllte Steve Jobs das erste Macbook Air.Bild: Getty Images

Tatsächlich rührte Apple schon 2008 mit diesem Slogan die Werbetrommel. Damals kam das Macbook Air heraus – und die Parallelen zum neuen Gerät sind frappierend. Es ist dünn, dünn und nochmals dünn. Und es fehlen Dinge.

Beim Macbook Air fehlte der Schlitz für CDs. Und nun geht es dem angestammten USB-Anschluss an den Kragen.

Weniger ist weniger

Wie das iPhone besitzt das Macbook 2015 nur eine (1!) Anschlussmöglichkeit, abgesehen von der Kopfhörerbuchse. Und es kommt noch schlimmer: Weil es sich um einen USB-C-Anschluss handelt, lassen sich bisherige Peripheriegeräte (wie beispielsweise Drucker) nicht einfach einstecken.

Passen gut zusammen: das iPhone 6 und «das neue Macbook».
Passen gut zusammen: das iPhone 6 und «das neue Macbook».Bild: watson

Stellen wir uns folgende Situation vor: Man arbeitet intensiv mit dem Rechner und ist auf stetige Stromversorgung angewiesen. Gleichzeitig möchte man das Macbook an einen grösseren Monitor anschliessen und nebenbei das iPhone aufladen, und vielleicht soll es statt WLAN auch noch eine schnellere Internetverbindung via Kabel sein.

Alles andere als einfach, weil: kein zweiter USB-Port, kein Thunderbolt-Anschluss, kein HDMI-Ausgang.

Das macht den Einsatz solch nerviger Dinge nötig.

Dieses Teil verkauft Apple für 89 Franken.
Dieses Teil verkauft Apple für 89 Franken.bild: watson

Apples Adapter kosten zusätzliches Geld. Viel Geld!

Was mich noch mehr stört – angesichts von herumtollenden Kollegen Kindern – ist das folgende Manko:

Apple macht das Ladekabel wieder zur Stolperfalle 

So sieht es aus, wenn das Ladekabel eingestöpselt ist. 

Nichts für Schusselige.
Nichts für Schusselige.bild: watson

Wir stellen fest, dass sich Apple von seinem 2006 lancierten MagSafe-Stromanschluss verabschiedet. Sprich: Der magnetische Sicherheitsstecker, der das versehentliche Herunterreissen des Geräts verhinderte, ist dem Immer-dünner-und-noch-dünner-Mantra zum Opfer gefallen.

Ein Laptop mit einem einzigen USB-C-Anschluss ist ...

Und noch ein Mangel: Ob das MacBook 12-Zoll voll aufgeladen ist, erfährt man nur, indem man es einschaltet. Denn es fehlt der grün leuchtende Punkt, der bei den MagSafe-Ladekabeln praktisch ist.

Da ist es ein kleiner Trost, dass man das Ladekabel auch im Dunkeln problemlos verkehrt herum einstecken kann.

Ein Stecker, um sie zu knechten.
Ein Stecker, um sie zu knechten.bild: watson
Marketing-Chef verteidigt Apple
Die Reduktion auf einen USB-C-Anschluss hat Apple seit der Lancierung des Macbooks viel Kritik eingetragen. Marketing-Chef Phil Schiller nahm öffentlich Stellung. Sicherlich sei der neue Laptop nicht für jeden geeignet, aber Apple glaube daran, wegweisende Produkte produzieren zu müssen, um die Welt in die Zukunft zu «pushen». In diesem Fall in eine Zukunft, in der man nicht mehr Kabel in Laptops stecken müsse. Weiter meinte Schiller, der für seine Sprüche bekannt ist, er wolle ein Apple, das kühn, risikofreudig und offensiv sei.

Weil ich schon mal in Fahrt bin, geht es gleich weiter mit den Kritikpunkten (bevor wir zu den Vorzügen kommen) ...

Wohin mit der SD-Speicherkarte?

Mein älteres Macbook Air mit SD-Karten-Steckplatz, USB 2 und Thunderbolt-Anschluss (links), daneben das Macbook mit nur einem einzigen «Loch».
Mein älteres Macbook Air mit SD-Karten-Steckplatz, USB 2 und Thunderbolt-Anschluss (links), daneben das Macbook mit nur einem einzigen «Loch».bild: watson

Was mich als Journalist und Hobbyfotograf massiv nervt, ist das Fehlen eines SD-Karten-Lesers. Auch dieser Steckplatz dürfte dem Immer-dünner-Wahn geschuldet sein.

Auch wenn es sich so anfühlt, es ist keine Schreibmaschine

Früher gab es Schreibmaschinenkurse, geübt wurde auf mechanischen Schreibgeräten. Und ziemlich ähnlich fühlt es sich an, wenn man das erste Mal die Tastatur des Macbooks probiert. Denn Apple hat den unter den Kunststoff-Tasten verborgenen Mechanismus neu gestaltet. Nun soll er viermal stabiler sein als herkömmliche Tastaturen und eine grössere Präzision bieten, egal wo der Finger die Taste trifft.

Auch die Pfeiltasten sind neu.
Auch die Pfeiltasten sind neu.bild: watson

In der Praxis konnte ich mich mit dem «harten» Anschlag nicht wirklich anfreunden. Trotz längeren Tippversuchen wollte das komische Schreibgefühl nicht verschwinden und mir fehlte die vom Macbook Air und Pro geschätzte, sanfte Präzision der Tastatur.

Idiotensicher: Die Steuertasten sind nun beschriftet.
Idiotensicher: Die Steuertasten sind nun beschriftet.bild: watson

Gold ist das neue Alu

Ich stehe überhaupt nicht auf Bling-Bling. Aber eines muss man Apple lassen: Das Gold-Macbook ist ein Hingucker, der nicht billig wirkt (und auch alles andere als billig ist). Im Gegensatz zu meiner goldenen Rolex, die ich in jungen Jahren an einem ägyptischen Strand kaufte ...

Geeignet für Reisende und tippfreudige Couch-Potatos.
Geeignet für Reisende und tippfreudige Couch-Potatos.bild: watson

Display mit «viel scharf»

Apple spricht auch bei den Computerbildschirmen von Retina-Displays und meint damit, dass einzelne Bildpunkte nicht mehr von blossem Auge zu erkennen sind. 
Apple spricht auch bei den Computerbildschirmen von Retina-Displays und meint damit, dass einzelne Bildpunkte nicht mehr von blossem Auge zu erkennen sind. bild: watson

Das hochauflösende Display (2304 mal 1440 Pixel) vermag zu begeistern. Buchstaben und Bilder werden gestochen scharf dargestellt, an den Farben kann man sich nicht satt sehen. Das Macbook ist demnach ein gutes Multimedia-Abspielgerät für unterwegs, auf Reisen oder in den Ferien. Dazu passen auch die passabel klingenden Stereo-Lautsprecher.

Der Akku

Das Macbook hält bei normaler Beanspruchung (Surfen, Mailen, Texte schreiben) einen Bürotag durch. Da das handliche Mobilgerät aber dank tiefem Gewicht und Grösse vor allem unterwegs eingesetzt werden dürfte, kann ich mich nur wiederholen: Apple sollte den Schlankheits-Wahn hinter sich lassen und stattdessen den Akku vergrössern.

Apples Marketing-Chef Phil Schiller scheint definitiv anderer Meinung zu sein. Apple sei die perfekte Balance gelungen zwischen Akkuleistung und Geräte-Durchmesser, verteidigte er Anfang Juni Apples Ultradünn-Strategie. 

Der Preis

Das MacBook kostet in der günstigsten Variante (mit 1,1-GHz-Prozessor und 256 GB Flash-Speicher) 1399 Franken. Für das leistungsfähigere Modell mit doppelt so viel Speicherplatz und einem ein bisschen schnelleren Prozessor blättert man im Online-Store von Apple 1699 Franken hin.

Das Fazit

Das «neue» Macbook ist – wie von Apple versprochen – ein Gerät aus der Zukunft. Nur sind wir normale User noch nicht dort. Es mangelt an Anschluss- und Ausbaumöglichkeiten, man muss bezüglich Benutzerfreundlichkeit Abstriche hinnehmen. Das dürfte insbesondere Leute ärgern, die sich an die Vorzüge der bisherigen Macs gewöhnt haben.

Licht und Schatten: Das Macbook 2015 ist seiner Zeit voraus.
Licht und Schatten: Das Macbook 2015 ist seiner Zeit voraus.bild: watson

Das Preis-Leistungsverhältnis überzeugt mich nicht. Zwar gefällt das Design, aber die inneren Werte (relativ schwacher Prozessor) sind bestenfalls Durchschnitt. Ein iPad (Air 2) mit externer Tastatur käme viel günstiger und bringt unterwegs oder auf dem Sofa praktisch den gleichen Nutzen.

In seinem Testbericht schrieb der «Blick», dass es sich um «das beste MacBook für mobile Schwerarbeiter» handle. Das ist – Entschuldigung! – Bullshit. Das neue Macbook ist ein «Nice to have»-Produkt für Apple-Fans und Leute, die nicht aufs Geld schauen wollen oder müssen.

Das letzte Wort haben die Kunden.

Vor- und Nachteile

+ Brillantes Display
+ Akkuleistung (mind. 8 Stunden)
+ Geräuschlos (kein Ventilator)
+ Hochwertige Verarbeitung
- Nur ein USB-C-Anschluss
- Schwacher Prozessor
- Gerät wird relativ warm
- Hoher Preis
Das 2015er Macbook neben dem Macbook Air (13 Zoll, Jahrgang 2013).
Das 2015er Macbook neben dem Macbook Air (13 Zoll, Jahrgang 2013).bild: watson

Was haltet ihr vom neuen Macbook?

Apples neues Macbook und seine besten Features

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Apples neues Macbook und seine besten Features
Am 9. März 2015 hat Apple ein neues Macbook mit 12-Zoll-Display enthüllt. Der Beiname «Air» ist gestrichen worden, obwohl der neue Laptop sogar leichter ist als das 11-Zoll-Macbook-Air.
quelle: ap/ap / eric risberg
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42 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Donald
20.07.2015 09:11registriert Januar 2014
Meines Erachtens hätten sie besser einfach dem Air einen Retina-Screen spenfiert. Klein genug ist dieses schon.
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Triumvir
20.07.2015 08:58registriert Dezember 2014
Konzentration auf das Wesentliche finde ich grundsätzlich gut. Aber in diesem Fall hat es Apple einfach übertrieben. Ich persönlich mag es nicht, dauern Adapter mitzuschleppen und anzustöpseln. Deshalb warte ich ab, ob Apple diese Strategie weiterführen wird. Lange warten muss man heutzutage ja nicht mehr auf ein neues Apple Produkt...Bis dahin tut's auch noch die alte Hardware...Leider fällt den Apple Mitarbeitern bis auf "dünner und leichter" aktuell nicht wirklich bahnbrechendes mehr ein (ich warte dann halt weiter auf the next big thing)...
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christian_denzler
20.07.2015 08:49registriert Februar 2014
Ich liebe das MacBook. Es ist das beste und kompakteste mobile Book, das ich je hatte. Ich merke es in der Tasche kaum und die Arbeiten in InDesign CC, Photoshop CC, Illustrator CC und Adobe DC gehen ruckelfrei vonstatten. Auch das neue Trackpad ist super. Ich nutze es unterwegs beinahe wie meinen Desktoprechner. Gröbere Renderings würde ich ihm aber nicht aufhalsen. Der Akku ist ausreichend wenn man das Book nicht als Hauptrechner ohne permanente Stromversorgung verwenden will.

Das MacBook ist definitiv kein Ersatz für einen festen Desktoprechner. Dafür reichen seine inneren Werte nicht aus. In Zusammenarbeit mit meinem Dropbox- und iCloud-Konto gibt es mir aber genau das, was ich von einem mobilen Zweitrechner erwarte. Der Rechner der Zukunft baut auf die Cloud und nicht auf tausende Kabel (gegen die ich per se eine Abneigung habe). Der persönliche Hotspot bietet mir eine schnelle (4G ist heute schneller als Standard-WiFi) und mehr oder weniger zuverlässige Internetverbindung (jedenfalls bei Swisscom, die anderen Anbieter kann ich nicht beurteilen).

Einziges Handycap ist der Preis. Da es sich um eine Erstentwicklung handelt und die Arbeiten amortisiert werden müssen schätze ich aber, dass zukünftige Geräte günstiger werden.

Wer einen Powerrechner sucht, der mit zig Anschlüssen, viel Power und starkem Akku ausgestattet ist, dem bietet Apple übrigens eine Pro-Linie an. Die sind genau für solche Tasks geeignet. Das MacBook ist ein Leichtgewicht für mobiles Arbeiten und diesbezüglich hat Apple nicht zuviel versprochen. Wer das neue MacBook jedoch als Desktop-Ersatz anpreist, der schwindelt entweder oder hat einen sehr alten Computer zuhause stehen :)
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Tesla plant Massenentlassung – angeblich trifft es jeden 10. Angestellten
Tesla hat laut Medienberichten vor, im grossen Stil Stellen zu streichen. Weltweit soll die Belegschaft radikal reduziert werden.

Der E-Autohersteller Tesla plant offenbar, weltweit mehr als 10 Prozent aller Stellen zu streichen. Das berichtet das «Handelsblatt» unter Berufung auf ein internes Schreiben des Autobauers. Von dem Abbau sollen insgesamt 14'000 Mitarbeiter betroffen sein. «Das wird uns schlank, innovativ und hungrig für die nächste Wachstumsphase machen», schrieb Tesla-Chef Elon Musk demnach an die Belegschaft.

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