Anwälte des Internet-Unternehmers Kim Dotcom haben bei einer Anhörung in Neuseeland erneut versucht, eine Auslieferung ihres Mandanten an die USA abzuwehren. Dotcom selbst erschien am Montag nicht im Gericht von Auckland, als die Anhörung begann.
Der deutschstämmige Internetunternehmer verlangt eine Live-Übertragung seiner Auslieferungsanhörung via Internet. Er hat sich in dieser Sache via Twitter zu Wort gemeldet und argumentiert, es bestehe ein grosses öffentliches Interesse ...
Millions of innocent users lost legitimate files when US destroyed Megaupload without due process. This is the ultimate public interest case
— Kim Dotcom (@KimDotcom) 29. August 2016
Der Fall habe eine nie dagewesene Dimension des öffentlichen und internationalen Interesses, sagte Dotcoms Anwalt Ron Mansfield am Montag beim Beginn der Anhörung vor einem neuseeländischen Gericht. Deshalb sei es unfair, wenn die Verhandlung ohne Livestream ablaufe. Gewöhnliche Medienberichterstattung werde nicht allen Aspekten des Falls gerecht und werde wahrscheinlich «unausgewogen» sein.
Wouldn't it be great if thousands of law students & experts globally could crowd-analyze US Government submissions in my copyright case? 👥👥🗣
— Kim Dotcom (@KimDotcom) 29. August 2016
Der für die Berufung zuständige Richter Murray Gilbert kritisierte den Antrag wegen dessen später Einreichung, wie die Nachrichtenagentur AP berichtete. Er traf zur Forderung nach einem Livestream aus dem Gericht jedoch zunächst keine Entscheidung. Er will nun Medienvertretern Gelegenheit geben, zum Vorschlag Stellung zu nehmen.
Dotcom ist Gründer der einst populären Filesharing-Plattform Mega Upload, auf der Nutzer Musik, Filme und andere Inhalte untereinander austauschten. US-Ankläger werfen ihm und drei Mitstreitern vor, Copyright-Besitzer damit um mindestens eine halbe Milliarde US-Dollar geprellt zu haben. Die US-Behörden liessen den Dienst 2012 schliessen.
Dotcom lebt seit Jahren in Neuseeland. Auf US-Antrag führte die neuseeländische Polizei 2012 eine Razzia auf seinem Anwesen durch und nahm Dotcom vorübergehend fest.
Die US-Behörden wollen ihm und seinen Mitstreitern den Prozess machen. Bei einem Schuldspruch droht ihnen bis zu 20 Jahre Gefängnis.
(dsc/sda/dpa/afp)