Digital
Google

Wie ein Busenblitzer drei Jungs dazu brachte, YouTube zu starten – und was dann passierte

10 Jahre Jöö, LOL & OMG

Wie ein Busenblitzer drei Jungs dazu brachte, YouTube zu starten – und was dann passierte

Heute vor zehn Jahren wurde das allererste YouTube-Video hochgeladen. Das sind die spannendsten Fakten zum Milliardenunternehmen, das als Dating-Plattform mit dem Namen «Tune In Hook Up» startete.
23.04.2015, 11:1017.06.2015, 15:11
Adrian Lobe
Mehr «Digital»

Die Anfänge 

YouTube wurde am 15. Februar 2005 von Chad Hurley, Steve Chen und Jawed Karim gegründet. 

Das Gründungstrio kannte sich von einem anderen Start-up, das durchstartete: Paypal gehört heute zu Ebay.
Das Gründungstrio kannte sich von einem anderen Start-up, das durchstartete: Paypal gehört heute zu Ebay.bild: via hongkiat

Das erste Hauptquartier bezog YouTube über einer Pizzeria und einem japanischen Restaurant im kalifornischen San Mateo

Hier bezog YouTube das erste Quartier.  
Hier bezog YouTube das erste Quartier.   bild: wikipedia

Die Gründer hatten auch nicht gleich eine Videoplattform im Sinn. Die Unternehmung begann zunächst als Dating-Plattform unter dem Namen «Tune In Hook Up», inspiriert von der Seite «Hot or Not», die Nutzer die Attraktivität potenzieller Partner bewerten liess. Die Seite stiess jedoch auf geringes Interesse und wurde wieder eingestellt. 

Zwei Ereignisse liessen YouTube zu dem werden, was es heute ist: Jawed Karim suchte nach Videomaterial zu Janet Jacksons Busenblitzer beim Super Bowl 2004 und fand – nichts. Ein Jahr später wollten Chad Hurley und Steve Chen ein Kurzvideo von einer Party in San Francisco teilen, was aber technisch misslang. So entstand die Idee, eine Videoplattform im Netz zu lancieren.  

YouTube heute und damals

image after
image before
quelle: youtube

Der Name

No Components found for watson.monster.

Der Name schien schnell gefunden: YouTube, was so viel heisst wie «Du Mattscheibe» oder «Du Glotze». Am Valentinstag 2005 wurde schliesslich die Domain www.youtube.com angemeldet.

Doch kein Start ohne Schwierigkeiten. Die Registrierung sorgte für Missverständnisse mit dem Unternehmen Universal Tube & Rollform Equipment, einem Hersteller für Rohrmühlen. Deren Website utube.com wurde mit Traffic überschwemmt, weil der Name phonetisch gleich klang. Der Namensvetter erhob Klage, scheiterte aber vor Gericht. Und verzog sich unter der Domain utubeonline.com in die digitale Schmollecke. 

Damit war der Weg für YouTube frei.

Der erste Clip mit dem banalen Titel «me at the zoo» ist zum Einschlafen langweilig, hat aber bis heute über 17 Millionen Klicks erreicht.

Das erste Video, das am 23. April 2005 auf der Plattform eingestellt wurde, zeigt Mitbegründer Jawed Karim im Zoo von San Diego vor einem Elefantengehege.

Der Aufstieg

Was dann begann, ist ein atemberaubender Aufstieg. Die Zahl der eingestellten Videos stieg sprunghaft, die Entwicklung zeigt eine Kurve, die in jedem Mathematikbuch als Anschauungsmaterial für exponentielles Wachstum verwendet werden könnte.  

Seit 2005 steigt die Zahl der Video-Uploads: Inzwischen werden über 300 Stunden Videomaterial pro Minute hochgeladen.
Seit 2005 steigt die Zahl der Video-Uploads: Inzwischen werden über 300 Stunden Videomaterial pro Minute hochgeladen.

Der wirtschaftliche Erfolg

Google erkannte das Potenzial der Plattform – und erwarb YouTube 2006 für 1,31 Milliarden Dollar. Vom Garagenmythos ist neun Jahre später nichts mehr übrig, das Unternehmen residiert mittlerweile in einem schicken Glaskomplex in San Bruno. YouTube wies 2013 einen Umsatz von 2,3 Milliarden Dollar aus. Die Gründer haben es binnen weniger Jahre zu Multimillionären gebracht. Chad Hurley besitzt ein geschätztes Vermögen von 355 Millionen US-Dollar. 

Doch nicht nur die Gründer hat YouTube reich gemacht, sondern auch einige Blogger. Der schwedische YouTube-Star Felix Kjellberg verdiente mit Werbung im letzten Jahr vier Millionen US-Dollar. Der 24-Jährige mit dem sorgsam getrimmten Vollbart hat sich mit Videospiel-Tipps eine Gefolgschaft von 36 Millionen Abonnenten aufgebaut

Felix Kjellberg aka PewDiePie

Bild
bild: pewdiepie

Die Statistiken

Pro Monat greifen über eine Milliarde unterschiedliche Geräte (Smartphones, Tablets, Computer) auf YouTube zu.

Die Online-Videothek wird immer grösser. Pro Minute werden 300 Stunden Videomaterial hochgeladen – so viel wie 150 Blockbuster. Auf den Tag hochgerechnet kommt man auf 432'000 Stunden Videos. Man wäre also 18'000 Tage oder 50 Jahre damit beschäftigt, nur das an einem einzigen Tag hochgeladene Material anzuschauen. 

Bild
grafik: statista

Das erfolgreichste Video ist weiterhin Gangnam Style. Es wurde mittlerweile 2'310'568'059 Mal angeklickt. 

video: youtube

Das längste Video dauert übrigens 571 Stunden, 1 Minute und 41 Sekunden – eine Dokumentation von Jonathan Harchicks Chile-Reise.

Googles Rechenzentren müssen hart arbeiten, um das Datenvolumen zu verarbeiten. Die schiere Menge an Videomaterial stellt YouTube vor gewaltige Herausforderungen. Das Material nach pornografischen oder terroristischen Inhalten zu sichten, ist fast unmöglich. Algorithmen können Textpassagen filtern, Bewegtbilder aber kaum. 

No Components found for watson.monster.

Google arbeitet in seinen Laboren an künstlicher Intelligenz, um das zu ändern. ContentID, YouTubes vollautomatisches Filterprogramm, durchforstet 140'000 Stunden Videos pro Minute, also 400 Jahre Video pro Tag, nach Urheberrechtsverstössen. Die Software analysiert den Ton und die Bewegtbilder und gleicht sie mit einer Datenbank ab, in der urheberrechtlich geschützte Inhalte gespeichert sind. Bei Verstössen werden die Rechteinhaber automatisch benachrichtigt.

Die Konkurrenz 

Bild

Mit Facebook ist YouTube und damit Google ernsthafte Konkurrenz erwachsen. Ins weltgrösste soziale Netzwerk werden immer mehr Videos hochgeladen. Im August 2014 vermeldete Facebook, dass es jeden Tag mehr als eine Milliarde Video-Views verzeichnet. Facebook hat YouTube bei den Views von Werbeclips bereits übertrumpft. 

Zu beobachten war dieser Trend auch bei der Ice Bucket Challenge, wo Filme in signifikanter Zahl bei Facebook zu sehen waren.

video: youtube

Wo YouTube verboten ist

Zum 10. Geburtstag gibt es allerdings auch Hiobsbotschaften. In einigen Ländern wird YouTube neben anderen sozialen Netzwerken weiterhin blockiert, allen voran in China. Dabei geht es um politisch motivierte Zensur. Die freie Meinungsäusserung wird massiv behindert.

Bild

Mit einem Klick alle Artikel aus der Rubrik Digital und Games abonnieren

Was viele nicht wissen

Man kann auf YouTube auch Snake spielen. Zumindest auf dem Laptop oder PC. Und so funktioniert es: Einfach ein beliebiges Video anklicken, kurz abspielen lassen und auf Pause klicken. Dann die linke Cursortaste der Tastatur zwei bis drei Sekunden gedrückt halten und zusätzlich den Pfeil nach oben drücken. Sogleich erscheint im Videofenster eine fortlaufende Schlange in verschiedenen Grautönen, die man mit den Cursortasten navigieren kann. 

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
2 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
2
Kein Cloud-Zwang, keine Abokosten: Microsoft Office 2024 kommt
Neben «Microsoft 365» wird der Konzern weiterhin eine Offline-Version seiner Office-Anwendung anbieten. Diese erscheint in doppelter Ausführung.

Microsoft will «Office 2024» und «Office LTSC 2024» noch in diesem Jahr veröffentlichen. Das hat der Konzern in einem Blogeintrag mitgeteilt. Während sich Office LTSC 2024 (Long-Term Servicing Channel) an Unternehmen und Organisationen in gewissen Nischen richtet (Geräte ohne Internetverbindung oder Embedded-Installationen wie im Medizinbereich), ist Office 2024 für private Konsumenten gedacht. Somit wird es auch künftig lokale Office-Installationen ohne Abogebühren, dafür mit herkömmlichen Updates für Word, Excel und PowerPoint geben.

Zur Story