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Spielzeit-Begrenzung für Kinder, die am Handy spielen – sinnvoll oder unnötig?

Kinder hängen zu lang am Handy – Spiele-Anbieter verhängt Sperre

Mit Blick auf die «gesundheitliche Entwicklung von Kindern» hat der chinesische Internetriese Tencent die Nutzungsdauer für das extrem populäre Smartphone-Spiel «King of Glory» eingeschränkt.
05.07.2017, 07:3205.07.2017, 08:46
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«Diese kleinen Teufel stehlen einfach die Personalausweise ihrer Eltern, um sich zu registrieren.»
Weibo-User, anonym

Minderjährige können das in China extrem populäre Online-Game «King of Glory» nur noch eine bis zwei Stunden pro Tag das nutzen, wie Tencent mitteilte. Die Aktien des Unternehmens gingen daraufhin auf Talfahrt.

Spieler im Alter von bis zu zwölf Jahren können jetzt über ihren Account nur noch eine Stunde am Tag «King of Glory» spielen, und dies nicht nach 21 Uhr. Für Zwölf- bis 18-Jährige gilt eine Begrenzung auf zwei Stunden pro Tag.

Wer die Zeit überschreitet, wird laut Tencent «gezwungen», offline zu gehen. Ausserdem wurde die Geldsumme, die Minderjährige auf der Plattform ausgeben können, gedeckelt.

Sollen Spieleanbieter die Spielzeit für Minderjährige begrenzen?

40 Stunden am Stück gespielt – Herzinfarkt

In China wird derzeit verstärkt über die gesundheitlichen Folgen von Computerspielen diskutiert. Schätzungen zufolge sind 24 Millionen junge Chinesen internetsüchtig.

Im April berichteten die Staatsmedien, ein 17-Jähriger aus der Provinz Guangdong habe eine Art Herzinfarkt erlitten, nachdem er 40 Stunden am Stück «King of Glory» gespielt hatte.

«King of Glory» hat pro Tag 80 Millionen Nutzer. Es ist derzeit weltweit das Spiel mit den höchsten Einspielergebnissen. Im ersten Quartal brachte es laut der Nachrichtenagentur Xinhua Einnahmen von rund sechs Milliarden Yuan (rund 850 Millionen Franken).

Das Game-Play erinnert ziemlich stark an «League of Legends», oder?

Weniger Spielzeit = tiefere Einnahmen

Der Wert der Tencent-Aktie fiel am Dienstag um 4.13 Prozentpunkte; so viel wie seit Februar 2016 nicht mehr an einem einzigen Tag. Grund dafür sei auch die Ankündigung, die Dauer des Spiels zu begrenzen, sagte der Analyst Sam Chi Yung aus Hongkong. Denn durch die kurze Spieldauer sänken die Einnahmen aus Zusatzkäufen, die während des Spiels getätigt werden.

Nutzer des Messaging-Dienstes Weibo zeigten sich skeptisch, dass die neuen Regeln den gewollten Nutzen bringen: «Die meisten Grundschüler nutzen ohnehin den Account ihrer Eltern», schrieb ein Nutzer. «Diese kleinen Teufel stehlen einfach die Personalausweise ihrer Eltern, um sich zu registrieren», schrieb ein anderer. «Und bald wird es einen riesigen Schwarzmarkt für Erwachsenen-Accounts geben.»

(dsc/sda/afp)

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18 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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glüngi
05.07.2017 10:19registriert Januar 2015
Ich finde es mutig vom Spieleentwickler, dass er sich, obwohl es ihm schadet für die Gesundheit seiner Kunden einsetzen will. Gleichzeitig ist es ein Armutszeugnis, dass eine Firma die Rolle eines Erziehungsberechtigten übernehmen muss.
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