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Man droht ihnen mit Vergewaltigungen, stempelt sie als Sexobjekte ab oder macht sie zu Pornofiguren – Frauen in der Game-Industrie brauchen ein dickes Fell

Frauen werden in der Game-Branche oft nicht gleich behandelt wie Männer.
Frauen werden in der Game-Branche oft nicht gleich behandelt wie Männer.Bild: Geekinsider
Hartes Pflaster Game-Branche

Man droht ihnen mit Vergewaltigungen, stempelt sie als Sexobjekte ab oder macht sie zu Pornofiguren – Frauen in der Game-Industrie brauchen ein dickes Fell

In einem persönlichen Kommentar schildert die Game-Designerin Brianna Wu, wie es ist, als Frau in der Game-Branche zu arbeiten. Die Geschichten sind haarsträubend.
23.07.2014, 21:0024.07.2014, 09:28
Philipp Rüegg
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Als erstes eine kurze Warnung: Der folgende Artikel enthält teilweise ziemlich derbe Sprache.

«Frauen sind die Neger der Geschlechter. Wenn du dich umbringen würdest, würde ich nicht mal deine Leiche ficken», diese E-Mail tauchte eines Tages auf Brianna Wus Handy auf. Das war im Januar. Seither hat sie Nachts nicht mehr alleine ihr Auto verlassen. Wu ist leitende Entwicklerin in einem Game-Studio. Ihr Erlebnis ist bei weitem kein Einzelfall. In einem schockierenden, aber auch absolut lesenswerten Artikel auf dem Game-Blog Polygon beschreibt sie, was viele Frauen in der Game-Industrie tagtäglich erdulden müssen.

Andere Meinungen von Frauen werden nicht geduldet

Da wäre beispielsweise Nina, die für einen Blogeintrag auf Tumblr unzählige Hassmails und Vergewaltigungsandrohungen erhielt. Offenbar waren die Leser nicht mir ihrer Meinung einverstanden. 

Das Argument, dass Männer und Frauen in der Game-Industrie gleich stark Belästigungen ausgesetzt sind, kann Wu nicht ernst nehmen. Ihr sei noch nie ein Mann begegnet, dem mit Vergewaltigung gedroht wurde, nur weil er eine andere Meinung hatte.

Ein männlicher Entwickler eines bekannten Studios sagte zu Wu: «Ich fühle mich viel schneller angegriffen, wenn mich eine Frau kritisiert als bei einem Mann». Er versuche sich zu bessern. Kein Einzelfall, ist Wu überzeugt.

Beispiele von Kommentaren und Nachrichten an Frauen in der Game-Industrie

Frauen sind bloss Sexobjekte

Ein anderer Fall erzählt von Nicole Tanner und wie Frauen in der Branche auf ihr Äusseres reduziert werden. Tanner ist eine ehemalige IGN-Redaktorin und Mitglied des Podcasts Girlfight. Die YouTube-Kommentare zu einer Podiumsdiskussion während der Game-Messe PAX sind beschämend. «Nur eine von fünfen ist scharf und das ist Jessica. Der Rest gehört in die Küche», ist nur eines von vielen Beispielen, das zeigt, das mehr dahinter steckt als ein paar schlechte Witze.

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Schlimmer noch ergeht es Elise. Sie erhält regelmässig pornografische Geschichten zugeschickt mit ihr und einem Fan. Er sei mittlerweile bei Kapitel sechs angelangt. «Das Schlimmste ist, nicht zu wissen, wer der Typ ist. Ist es jemand von Twitter oder jemand, der mich per E-Mail für Ratschläge kontaktiert? Ich könnte mit dem Typen täglich zu tun haben und nichts davon wissen. Jeder ist verdächtig». Das wirke sich auf ihr gesamtes Leben aus. Immer wenn sie sich mit einem enthusiastischen Fan unterhalte, müsse sie sich die Frage stellen, ob er derjenige sei, der sich diese Geschichten ausdenkt.

Die Beispiele sollen kein Mitleid hervorrufen, sondern aufzeigen, was in der Branche falsch läuft, schreibt Wu. Frauen seien Teil der Game-Industrie und werden nicht plötzlich verschwinden. Bleibt zu hoffen, dass ihr Kommentar wenigstens ein paar Menschen zum Nachdenken anregt. Und wenn man Wus letzten Tweet liest, scheint sich etwas zu tun.

Hier geht's zum vollständigen Artikel auf Polygon (englisch)

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