Digital
International

Chinas Gesichtserkennung sieht dich inmitten von 50'000 Menschen

Chinas Gesichtserkennung sieht dich inmitten von 50'000 Menschen

13.04.2018, 16:2314.04.2018, 07:00
Christina zur Nedden / watson.de
Mehr «Digital»

Herr Ao dachte, er sei nur ein Gesicht in der Menge.

Als einer von 50'000 Besuchern eines Konzerts im südostchinesischen Nanchang fühlte sich Ao – von dem in chinesischen Medien nur der Nachname kursiert – sicher.

Er lag falsch: Eine der zahlreichen Überwachungskameras am Veranstaltungsort erkannte und schnappte ihn mithilfe von Gesichtserkennungstechnologie.

Gesichtserkennung asiate
Herr Ao blieb nicht unbemerkt (Symbolbild)Bild: shutterstock.com

Der Mann soll laut lokalen Medien eine «wirtschaftliche Straftat» begangen haben und war deshalb in einer Datenbank mit Foto gelistet. 

Als die Polizei den Verdächtigen aus der Menge zog und verhaftete, war Ao laut eines Beamten «bleich und schockiert». Der Chinese sagte, er wäre niemals zu dem Konzert gegangen, wenn er gewusst hätte, dass die Polizei ihn so einfach identifizieren kann.

Das ist nur eines von vielen Beispielen, die zeigen, wie China Gesichtserkennungstechnologie einsetzt, um Gesuchte in öffentlichen Räumen zu erwischen.

Hier weitere Beispiele:

  • Letztes Jahr wurden 25 gesuchte Personen bei einem Bierfest festgenommen, als Kameras an Eingängen die Gesichter der Besucher scannten.
  • An manchen Kreuzungen Shanghais leuchten auf Bildschirmen die Gesichter der Fußgänger auf, die über Rot gehen.
  • Eine Universität in Peking installierte Gesichtsscanner, um Unbefugte daran zu hindern Studentenwohnheime zu betreten und «den Aufenthaltsort der Studenten besser zu überwachen».
  • An einigen Bahnhöfen tragen Polizisten Kamera-Brillen, die Fotos von Gesichtern schießen und sie mit einer Datenbank abgleichen. So sollen zum Beispiel Menschen, die mit gefälschten Papieren reisen geschnappt werden.

Der Tech-Überwachungsstaat

China ist auf dem besten Weg seine Bürger mit Technologie allumfassend zu überwachen. Bis zum Jahr 2020 soll es in China schätzungsweise mehr als 600 Millionen CCTV-Kameras geben.

Laut offiziellen Dokumenten will die chinesische Regierung die Videoüberwachung «allgegenwärtig, vollständig vernetzt, immer funktionstüchtig und voll steuerbar» machen.

epa04850119 An archive picture made available on 17 July 2015 of of policemen practicing controlling drones after the establishment ceremony of the first police drone squad in Nanjing, Jiangsu provinc ...
Auskundschaften, Überwachen, Nothilfe: Die Polizisten von der Drohneneinheit in Nanjing.Bild: EPA/FEATURECHINA

«Gutes» Verhalten wird belohnt

Zusätzlich führt China gerade ein «Social Credit System» ein: Mit dem Bürger-Score werden Menschen wie Firmen eingestuft. Dabei bekommt jeder von Chinas 1,3 Milliarden Bürgern ein Punktekonto, das öffentlich zugänglich ist.

Der Bürger-Score ergibt sich aus der Überwachung des sozialen Verhaltens einer Person:

  • Wofür sie ihr Geld ausgibt.
  • Wie regelmäßig sie Rechnungen bezahlt.
  • Auch ihre Aktivität auf Social Media wird beobachtet.

Wer viele Punkte sammelt, darf sich über günstigere Kredite und bessere Karrieremöglichkeiten freuen. Jenen mit niedrigem Punktekonto droht, keine Flug- oder Zugtickets mehr kaufen zu können. Sie kriegen schlechtere Jobs, ihre Kinder gehen auf schlechtere Schulen und sie werden sozial geächtet. Im chinesischen Rongcheng, wo das Pilotprojekt bereits läuft, wird der Punktestand von besonders vorbildlichen Bürgern bereits auf einer öffentlichen Tafel ausgestellt.

Mehr zum Sozialkredit-System

Video: srf
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
77 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
N. Y. P. D.
13.04.2018 16:53registriert Oktober 2015
1984 war Kindergarten.

2029 :

Sie wissen immer wo Du bist.

Sie kennen ALLE Deine Aktivitäten im Netz.

Sie wissen umfassend über Deine Gesundheit Bescheid.

Sie haben Deine Persönlichkeit in eine der 1246 Gruppen eingeteilt.

Die Arbeitgeber haben umfassenden Zugriff auf alle Daten.

Der Bürger glaubt noch immer, der Datenschutz tauge etwas.

Langsam wird es unheimlich..
3083
Melden
Zum Kommentar
avatar
Grittibenz
13.04.2018 16:40registriert Dezember 2016
Die Bewertung mit Punkte lässt Flashbacks von Black Mirror aufkreuzen
2131
Melden
Zum Kommentar
avatar
lily.mcbean
13.04.2018 16:51registriert Juli 2015
Das ist so ziemlich Furchterregend. Vor allem das Punktesystem.
Errinert mich an Gotham wo die Reichen die Mist gebaut haben sich neue Gesichter kaufen, die Zukunft Chinas Ladys and Gents!
1471
Melden
Zum Kommentar
77
Erstmals abgasfrei: Alfa Romeo zeigt das erste E-Auto seiner Firmengeschichte
Neues Lebenszeichen von Alfa Romeo: Die Italiener wagen sich erstmals an die Ladesäule.

Der neue Alfa Romeo Milano ist nicht nur das jüngste Modell der Marke, sondern auch das erste Elektroauto aus dem Hause Alfa Romeo. Der Milano rundet die Modellpalette von Alfa Romeo ab und soll mit einem Preis von rund 40'000 Euro zum Bestseller der Marke werden.

Zur Story