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Es ist ein offenes Geheimnis: Die Regierung in Peking möchte das in China dominierende Betriebssystem Windows lieber früher als später durch heimische Software ersetzen. Sie subventioniert daher heimische Software-Konzerne, die seit Jahren eigene Betriebssysteme entwickeln. Nebst wirtschaftlichen Gründen dürften insbesondere Sicherheits- und Zensurüberlegungen eine Rolle spielen.
Doch erst seit Microsoft die Unterstützung für das in China nach wie vor weit verbreitete Windows XP eingestellt hat, haben chinesische Betriebssystem-Hersteller eine echte Chance.
Der wohl bekannteste chinesische Windows-Klon heisst NeoKylin, der seit 2001 von China Standard Software in Shanghai entwickelt wird – mit freundlicher Unterstützung der Regierung. Das US-Newsportal Quartz hat das Betriebssystem, das Windows in China ersetzen soll, inspiziert.
Schauen wir uns NeoKylin zuerst im Video von Quartz an, um einen ersten Eindruck zu gewinnen. Aber vergiss nicht weiterzulesen, um die ganze Story zu erfahren.
Über 40 Prozent aller geschäftlich genutzten PCs, die Dell in China verkauft, würden mit NeoKylin laufen, behauptet der Hersteller.
Die auf den Dell-PCs vorinstallierte NeoKylin-Version soll etwas moderner aussehen, als die von Quartz geteste Version.
Unter der Benutzeroberfläche hat NeoKylin rein gar nichts mit Windows am Hut. NeoKylin 6.0 basiert auf dem Open-Source-Betriebssystem Linux, entsprechend ist es laut Quartz nicht besonders benutzerfreundlich. Einige wenige Programme wie Firefox, ein Musikplayer oder das Bildbearbeitungsprogramm Gimp sind vorinstalliert. Doch bereits beim Versuch Googles Chrome-Browser zu installieren, beginnen die Probleme. Dies sei nicht erlaubt, meldet NeoKylin, argh! Auch andere Programme werden blockiert. Umgehen lässt sich die Software-Sperre nur mit entsprechenden Linux-Kenntnissen.
China Standard Software hat auch Microsofts Office-Programme Word, Excel und Powerpoint nachgebaut. NeoShine, so der Name der Office-Kopie, funktioniere ziemlich gut, schreibt Quartz. Das dürfte daran liegen, dass sich die Chinesen offenbar beim Code der Open-Source-Bürosoftware OpenOffice bedient haben.
Ob sich die Chinesen mit einer Windows-Kopie zufrieden geben, wenn sie auch das Original haben können, bleibt die Frage. Selbst wenn PC-Hersteller wie Dell NeoKylin in China vorinstallieren, kann die Regierung nicht verhindern, dass die Menschen nachträglich ein (raubkopiertes) Windows installieren.
Gewarnt ist Microsoft dennoch: Um sein brandneues Betriebssystem Windows 10 in China populär zu machen, hat der weltweit grösste Softwarekonzern diese Woche eine Partnerschaft mit Baidu angekündigt, der grössten Suchmaschine Chinas. Microsoft macht Baidu in seinem neuen Edge-Browser für Windows 10 zur Standard-Suchmaschine. Auf Betriebssystem-Ebene bleibt die eigene Sprachassistentin Cortana die erste Wahl, um im Web nach Informationen zu suchen. Im Gegenzug wird Baidu, das in China quasi die Bedeutung von Google im Westen geniesst, mehrere Apps (Suche, Video, Cloud und Kartendienst) für Windows 10 veröffentlichen.