Unter den grossen Persönlichkeiten der Computer-Industrie war Bill Gates nie der coolste Typ. Die IT-Branche hat er aber stärker geprägt als die meisten anderen. Eine noch grössere Aufgabe hat sich der reichste Mann der Welt, der am Mittwoch 60 Jahre alt wird, für seinen zweiten Lebensabschnitt vorgenommen. Dazu gleich mehr.
Bevor wir zu seinem bewegten Lebenslauf kommen, zeigen wir einige der besten (und peinlichsten) Momente im Video:
Er gilt als Mann der leisen Töne, der öffentliche Auftritte scheut. Anders als der charismatisch auftretende Apple-Gründer Steve Jobs war Bill Gates stets eher der zurückhaltende Nerd.
Doch seine grosse Vision hat er zumindest in den entwickelten Staaten realisiert: In nahezu jedem Haushalt steht heute ein Computer. Vor 40 Jahren war das noch unvorstellbar. Mit Microsoft ebnete Gates in den 70er-Jahren den Weg in das Computer-Zeitalter.
Den späteren Mitbegründer von Microsoft, den etwas älteren Paul Allen, lernte Bill Gates schon in der Schule kennen. Gemeinsam verbrachten sie jede freie Minute mit Computern.
1975 brach Gates sein Studium ab, um sich stärker seiner kleinen Firma Micro-Soft zu widmen und das Unternehmen aufzubauen. Als Gründungsdatum gilt der 4. April 1975.
Seine Karriere begann Gates mit einem Grossauftrag von IBM. Er sollte für deren PC ein Betriebssystem liefern. Gates nahm den Auftrag an und kaufte für rund 50'000 Dollar die Rechte an dem System QDOS (Quick and Dirty OS), entwickelte es weiter und benannte es in MS-DOS (Microsoft Disc Operating System) um.
Damit begann das PC-Zeitalter. Zum Weltkonzern stieg Microsoft dann mit dem Betriebssystem Windows auf.
Auf dem Höhepunkt seines Erfolgs trat Gates Anfang 2000 den Rückzug an. Zunächst gab er die Position als CEO an seinen langjährigen Freund Steve Ballmer ab. Offiziell verabschiedete er sich im September 2007, im Juni 2008 zog sich der damals 53-Jährige dann fast ganz aus dem Software-Konzern zurück. Seither nimmt er nur noch als Verwaltungsratspräsident Einfluss.
Der Erfolg von Microsoft bescherte Gates ein Milliardenvermögen. Das amerikanische Magazin «Forbes» listet William «Bill» Henry Gates III. als reichsten Mann der Welt. Bereits seit 22 Jahren führt er die Rangliste an. Aktuell wird Gates' Vermögen auf 79.2 Milliarden Dollar geschätzt.
Dieses nutzt er nun philanthropisch: Seit sieben Jahren widmet sich Gates fast ausschliesslich wohltätigen Projekten. Er ist der Mensch mit der zweitgrössten Spendenbereitschaft der Welt. 1.3 Milliarden Dollar gab Gates laut «Forbes» gemeinsam mit seiner Frau Melinda im Jahr 2014 für gemeinnützige Zwecke aus. Überboten wird er nur noch vom US-Grossinvestor Warren Buffett, der auf eine Spendenbereitschaft von 2.8 Milliarden Dollar kam.
«Wenn das Leben gut zu einem ist, sollte man dieses Geschenk so gut und weise nutzen, wie man nur kann», heisst es auf der Webseite der Bill & Melinda Gates Foundation. Zu den ersten Stiftungsprojekten der beiden gehörte in den 90er-Jahren die Ausstattung von öffentlichen Bibliotheken in den USA mit Internet-Zugängen.
Doch schon bald erweiterte sich das Engagement des Paares auf andere Bereiche, etwa die Bekämpfung von Krankheiten wie Malaria, Aids oder Kinderlähmung sowie der Kampf gegen den Klimawandel. 2010 stellte die Stiftung für die folgende Dekade 10 Milliarden Dollar allein für die Erforschung und Verteilung von Impfstoffen für die ärmsten Länder zur Verfügung.
Doch es gibt auch immer wieder Kritik am Vorgehen der Foundation. So prangerte im März der «Guardian» an, dass die Arbeit der Vermögensverwaltung der Foundation dem Engagement gegen den Klimawandel konträr entgegenstehe.
Eine Datenanalyse des Jahres 2013 soll ergeben haben, dass die Stiftung 1,4 Milliarden Dollar in Firmen investierte, die Öl, Gas oder Kohle fördern und für einige grosse Umweltkatastrophen verantwortlich seien, wie etwa die britische BP oder der US-Konzern Exxon.
Auch wird der Foundation eine enge Bindung zum Saatgut-Konzern Monsanto vorgeworfen. Mit entsprechenden Investitionen fördere die Stiftung den Lebensmittel-Konzern, der in der Kritik steht, in Afrika die Armut zu verfestigen und die landeseigene Landwirtschaft mit Patenten auf Pflanzen in Abhängigkeit zu halten.
(dsc/sda/dpa)