Im offenen Internet fliessen alle Daten gleichberechtigt und gleich schnell durch die Netze – daher der Begriff Netzneutralität. Letzte Wochen hat die US-Kommunikationsbehörde FCC dieses Prinzip beerdigt. Der Abschaffung der Netzneutralität gingen seit Monaten heftige Proteste voraus. Nebst Netzaktivisten und Konsumentenschützern sprachen sich auch Techgiganten wie Facebook, Google oder Netflix für die Gleichbehandlung von Inhalten im World Wide Web aus.
Um die US-Bürger dennoch von seinem umstrittenen Vorhaben zu überzeugen, liess sich Ajit Pai, Vorsitzender der Kommunikationsbehörde FCC, etwas Besonderes einfallen: In einem Video zeigt er höchstpersönlich, was angeblich auch nach der Aufhebung der Netzneutralität noch möglich ist.
Das von einem rechten Online-Portal publizierte Video soll zeigen, dass US-Bürger eigentlich nur profitieren, «wenn die Freiheit im Internet wieder hergestellt ist», wie Pai die Abschaffung der Netzneutralität nennt. Auch nach dem Ende der Netzneutralität könne man alles genau so gut wie bisher tun: Auf Instagram Food-Fotos posten, im Web einkaufen, Serien streamen etc.
Pai mit einem Lichtschwert zu sehen, verursacht bei «Star-Wars»-Schauspieler Mark Hamill (Luke Skywalker) offenbar akute Übelkeit.
Cute video Ajit "Aren't I Precious?" Pai 🤮-but you are profoundly unworthy 2 wield a lightsaber-A Jedi acts selflessly for the common man-NOT lie 2 enrich giant corporations. Btw-did you pay John Williams his royalty? @AjitPaiFCCorpShill #AJediYouAreNOT pic.twitter.com/SpIcOEySUY
— @HamillHimself (@HamillHimself) 16. Dezember 2017
Auf Twitter schrieb Hamill, Pai sei «zutiefst unwürdig, ein Lichtschwert zu schwingen», da sich ein Jedi «selbstlos für das Wohl der Menschen engagiert und nicht lügt, um riesige Konzerne zu bereichern».
Im PR-Video nutzt Pai die Musik des «Harlem Shake» – ohne dafür die Erlaubnis eingeholt zu haben, wie die «New York Times» berichtet. DJ Baauer, der rechtmässige Urheber des «Harlem Shake», kündigte daraufhin auf Twitter eine Klage an.
I'm Taking action. Whatever I can do to stop this loser https://t.co/Ajo6wBATdF
— Aa (@baauer) 14. Dezember 2017
Allerdings ist es teils üblich, kurze Ausschnitte eines Songs für ein eigenes, neues Werk zu nutzen. Die Rede ist von «Fair Use», also der angemessenen Verwendung. Da der «Harlem Shake» in Pais Video nur wenige Sekunden zu hören ist, könnte es sich somit um eine legitime Nutzung handeln.
Eigentlich ist Ajit Pai ein Bürokrat. Er leitet die von Trumps Republikanern dominierte US-Kommunikationsbehörde FCC, die vor einer Woche die Abschaffung der Netzneutralität in den USA beschlossen und somit den Weg für ein Zwei-Klassen-Internet freigemacht hat. Dies im Sinne der Internet- und Mobilfunkprovider wie Verizon, in deren Dienst Pai zuvor als Anwalt stand.
(oli via derStandard)