Digital
Review

Uncharted: The Lost Legacy: Das neue Game ist gut. Richtig gut!

„Uncharted: The Lost Legacy“
Review

Scheiss auf die Badi: «Uncharted: The Lost Legacy» ist da. Rolladen runter und losballern

Zurück in eure Wohnzimmer, liebe Freunde der digitalen Spiele! Das Sommerloch wird gestopft. Ein neues Abenteuer aus dem Uncharted-Universum wartet auf euch. Und es ist gut. Richtig gut.
17.08.2017, 09:3003.04.2018, 12:43
Simon Dick
Mehr «Digital»

Das im letzten Jahr erschienene «Uncharted 4: A Thief's End» war die pure Videospielliebe. Entwickler Naughty Dog hat mit ganz viel Feingefühl die Nathan-Drake-Geschichte zu Ende erzählt. Zurück blieben ein lachendes und auch ein weinendes Auge. Das war schön. Sehr schön. Doch der Uncharted-Fan wollte mehr. Und das bekommt er oder sie jetzt in der Form eines Spin-Offs serviert, das zeitlich etwa sechs Monate nach dem letzten Abenteuer angesiedelt ist.

The Lost Legacy war ursprünglich als DLC geplant, also als kleines aber feines Abenteuer, das per Download verfügbar sein sollte. Doch daraus wurde schnell mehr. Als die Entwickler bemerkten, dass sie hier zwei starke Charaktere besitzen, die mehr Tiefe verdient haben, wurde die Geschichte umfangreicher. Aus dem kleinen DLC wurde ein eigenständiges Spiel, das für ca. 8 Stunden an den Bildschirm fesselt.

Auf liebgewonnene Figuren wie Nathan, Sully und Elena muss man verzichten. Zwar gibt es zwischen den Zeilen immer wieder ein paar Hinweise auf die bekannten Helden, doch das Abenteuer gehört ganz klar zwei Frauen, die der Uncharted-Kenner schon mal getroffen hat: Chloe Frazer und Nadine Ross.

Chloe ist die Ex-Freundin von Nathan und hatte bereits im zweiten und dritten Teil einen dramaturgisch wichtigen Stellenwert. Nadine dürfte noch etwas präsenter sein, da sie im vierten Teil als Mitglied einer fiesen Söldnergruppe Nathan oft das Abenteuerleben schwer machte. Nun treffen die beiden toughen Frauen aufeinander und gehen gemeinsam auf Schatzsuche. In Indien machen sich die zwei Streithähne auf die Suche nach dem heiligen Stosszahn, ein mystisches Artefakt hinter dem natürlich auch ein böser Bube samt Privatarmee her ist.

Die beiden Frauen sind sehr verschieden. Während Chloe (sie wird vom Spieler gesteuert) oft improvisiert und gerne mal mit dem Kopf durch die Wand will, ist Nadine die durchgeplante und durchtrainierte Kämpferin, die immer alles unter Kontrolle haben muss. Die zwei sind wie Feuer und Wasser, hauen sich Beleidigungen um die Ohren und stacheln sich gegenseitig an. Herrlich.

„Uncharted: The Lost Legacy“
Bild: zvg

Verdammt, sieht das schon wieder gut aus! Auch The Lost Legacy sorgt dafür, dass Grafikfetischisten mit offenen Mündern auf dem Sofa sitzen. Mimik und Gestik sind eine Wucht. Flora und Fauna wurden wiedermal so lebensecht in die digitale Welt gepflanzt, dass man aus dem Staunen nicht mehr heraus kommt. Da ist es keine Seltenheit, wenn man den Ballermann einfach mal nicht benutzt und stattdessen nur die Umgebung beobachtet und sich an der Detailverliebtheit erfreut.

Apropos Ballern: Hier wird das Rad nicht neu erfunden. Wer die knackige Uncharted-Action kennt und liebt, wird sich hier sehr schnell heimisch fühlen. Schleichen, in Deckung gehen, Nahkampf, blaue Bohnen verteilen. Das kennt man, das liebt man. Alles gut. Neuerdings darf man jetzt auch Schlösser knacken, um so an Schätze und Waffen zu kommen. Das ist ganz nett. Ansonsten klettert man wieder steile Felswände hoch und nutzt bekannte Utensilien aus dem vierten Teil, um geschmeidiger bis nach ganz oben zu kommen.

Wenn einer weiss, wie man knackige Dialoge schreibt, um den Spielfiguren Leben einzuhauchen, dann ist es Naughty Dog. Die beiden Heldinnen wachsen einem schnell ans Herz und man leidet mit ihnen, wenn sie von ihren Vergangenheiten erzählen. Sofort erinnert man sich an diese unglaublich dichten Dialoge zwischen Nathan und Sully, die uns Videospieler so sehr begeisterten.

„Uncharted: The Lost Legacy“
Bild: zvg

Die Uncharted-Formel funktioniert auch in diesem Spin-Off bestens. Wer die Vorgänger übrigens nicht gespielt hat, wird der Geschichte trotzdem ohne Probleme folgen können und viel Spielspass haben. Zwar verpasst er oder sie ein paar witzige Seitenhiebe und Eastereggs, macht mit dem Kauf aber definitiv nichts falsch.

Alles super? Nicht ganz. Der Antagonist Asav hinterlässt zu viele Fragezeichen und bleibt im Vergleich zu anderen Schurken aus dem Uncharted-Universum blass. Er bekommt zu wenig Auftritte, um sich genauer zu erklären und seine Motivation auf den Tisch zu hauen. Auch die Geschichte besitzt keine grosse Tiefe und braucht etwas Zeit, bis sie richtig in Fahrt kommt. Hat man die kleine Durststrecke am Anfang aber überwunden, lässt man den Controller nicht mehr los.

Fazit: The Lost Legacy sieht verdammt gut aus, spielt sich wie aus einem Guss und muss sich vor den grösseren Ablegern nicht verstecken. Die Chemie zwischen den Heldinnen stimmt, die Balance zwischen Action und Rätsel sorgt für Abwechslung und es gibt den einen oder anderen magischen Uncharted-Moment, der verzückt. Der grösste Kritikpunkt ist gleichzeitig das grösste Kompliment: Nach diesem kurzen Abenteuer, das unsere Erinnerungen an vergangene Uncharted-Spiele weckt, wurde zwar der Durst etwas gestillt, doch jetzt möchte man wieder mit Nathan auf Schatzsuche gehen. Denn sind wir ehrlich. Wir vermissen ihn sehr ...

Vom Winde nicht verweht

Video: reuters

Das sind die enttäuschendsten Games aller Zeiten

1 / 12
Das sind die enttäuschendsten Games aller Zeiten
Platz 10 der enttäuschendsten Games belegt das Zombie-Spiel «Dead Island». «Ich hab es wegen des Trailers gekauft. Ich hätte es besser wissen sollen», beschreibt ein Redditer sein Erlebnis.
Auf Facebook teilenAuf X teilen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
4 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
4
Darum würde Roger Schawinski keinen Tesla mehr kaufen
Er ist ein Tesla-Fahrer der ersten Stunde, doch nun schüttelt Roger Schawinski den Kopf über das Benehmen von Elon Musk. Wirken sich dessen Eskapaden auf die Absätze der Elektroauto-Marke Tesla aus?

Die Marke Tesla hat ein Chef-Problem. Elon Musks Eskapaden auf X häufen sich, das geht von Hitlervergleichen bis zur plötzlichen Hinwendung Richtung Putin, nachdem er zu Kriegsbeginn die Ukraine noch mit seinen Internet-Satelliten Starlink unterstützt hatte.

Zur Story