Am Donnerstagnachmittag hat Microsoft Schweiz eine ziemlich ungewöhnliche Medienmitteilung verschickt. Darin geht's auf den ersten Blick nicht um neue Hardware oder Software: Lokale Künstler sollen besonders hässliche Bauten im Rahmen des Projekts «Your local Eyesore» verschönern.
Beim Durchlesen wird ersichtlich, dass es sich – wie von einer Firma zu erwarten – um eine PR-Aktion für ein eigenes Produkt handelt. Und zwar für die neue Zeichensoftware «INK».
Das ist ein Programm, das Microsoft mit dem (kostenpflichtigen) Betriebssystem Windows 10 zur Verfügung stellt.
Was man mit dem Digitalstift auf einem Surface Studio kreieren kann, demonstriert der international bekannte Künstler Ata Bozaci aus Zürich. Er hat sich den Swissmill Tower vorgeknüpft, einen massigen Betonturm, der direkt an der Limmat aufragt.
In den vergangenen Wochen habe Bozaci eine Illustration entworfen, wie sich das visuelle Erscheinungsbild verschönern liesse, schreibt Microsoft. Den Vorschlag habe man dann der Gebäudeeigentümerin sowie der städtischen und kantonalen Baudirektion in Form eines offenen Briefs unterbreitet.
Das Motiv von Ata Bozacis Gestaltungsvorschlag trage den Titel «Nackt-Schwimmen» und nehme Bezug auf die Limmat, die neben dem Swissmill Tower fliesse, schreibt Microsoft.
Der Künstler erklärt sein Werk mit folgenden Worten:
Coop will von einer solchen Verschönerungs-Aktion allerdings nichts wissen und verteidigt auf Anfrage von watson den Bau. Mediensprecherin Andrea Bergmann schreibt:
Coop sei als Bauherr und Betreiber mit der Realisierung zufrieden. «Es gibt also keinen Grund, warum wir heute auf einen fachlich fundierten Entscheid zurückkommen sollten.»
In Basel nimmt Microsoft das in Rheinnähe gelegene Heizkraftwerk Volta als «Schandfleck» aufs Korn. Insbesondere der 100 Meter hohe Kamin sei unattraktiv und gleichzeitig komme ihm eine sehr dominante Rolle im Panorama zu.
In den letzten Wochen habe der Künstler Daniel Zeltner eine Illustration entworfen, wie sich das visuelle Erscheinungsbild des Kamins des Heizkraftwerks verschönern liesse.
Der Künstler beschreibt sein Werk mit den Worten:
Die Industriellen Werke Basel (IWB), die das Heizkraftwerk betreiben, antworten mit einer ausführlichen Stellungnahme. Mediensprecher Erik Rummer schreibt uns:
Ein weiterer Akteur, der hier eine Rolle spiele, sei wegen des nahen Euroairports Basel-Mulhouse das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL). Bei der damaligen Gestaltung habe eine der Vorgaben des BAZL gelautet, dass die oberen 10 Meter des Kamins rot-weiss sein müssten. Und so sei auch abzuklären, wie sich die heute geltenden Sicherheitsbestimmungen auf diese PR-Initiative auswirken, betont der IWB-Sprecher und kündigt an: «Wir werden mit einem offenen Brief antworten.»
Die Antwort ist auf der Facebook-Seite von IWB publiziert.
Auch Luzern verfüge mit dem C&A-Gebäude am Kapellplatz über einen «Schandflecken», schreibt Microsoft. Dieser Bau werde sogar im Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (Isos) als «störend» beschrieben.
In den vergangenen Wochen habe der Künstler Linus von Moos eine Illustration entworfen, wie sich das visuelle Erscheinungsbild des C&A-Gebäudes verschönern liesse.
Und so erklärt der Künstler, wie er auf Schwäne kam ...
C&A hat (bislang) auf unsere Anfrage nicht reagiert.
Mit einem Appell auf seiner Facebook-Seite will Microsoft die Bevölkerung mobilisieren: Die Stadtbewohner sollen sich mit Likes («Gefällt mir») und Kommentaren zu den Fotos für die Realisierung der Gestaltungsvorschläge stark machen und die Eigentümer der Gebäude zur Einwilligung bewegen.
«Die drei Gestaltungsvorschläge für Zürich, Basel und Luzern treffen den Geist der jeweiligen Stadt und wir setzen alles daran, in die Umsetzung zu gehen», wird Christoph Glaus, PR-Manager bei Microsoft Schweiz, in der Medienmitteilung zitiert.
Zumindest in Luzern habe die Eigentümerin nichts zu verlieren: Der Bau werde in ein bis zwei Jahren ohnehin abgerissen.
Die offenen Briefe an die Gebäudeeigentümer und Baubehörden sind im Pressecenter von Microsoft Schweiz abrufbar.