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Umstrittene russische IT-Firma Kaspersky plant Datenzentrum in der Schweiz

Umstrittene russische IT-Firma Kaspersky plant Datenzentrum in der Schweiz

21.03.2018, 07:5921.03.2018, 08:26
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Die russische IT-Sicherheitsfirma Kaspersky plant einem Medienbericht zufolge ein Datenzentrum in der Schweiz. Der in Moskau ansässige Betrieb, der Anti-Viren-Programme herstellt, steht in den USA und in Grossbritannien unter Spionageverdacht.

Mit dem Schritt für eine Datenzentrale ausserhalb Russlands wolle das Unternehmen Bedenken von westlichen Regierungen entgegentreten, dass Russland die Software nutze, um Kunden auszuspionieren, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch. Sie beruft sich auf interne Dokumente und Angaben einer mit dem Projekt vertrauten Person.

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Firmenchef Eugene Kaspersky war nach seiner Ausbildung als Kryptografie-Experte auch beim sowjetischen Geheimdienst KGB tätig.Bild: AP/AP

«Solide Unterstützung» von der Schweiz

Die Arbeit am sogenannten Transparenzzenturm in der Schweiz soll «innerhalb weniger Wochen» beginnen und bis Anfang 2020 abgeschlossen sein, wird der Insider zitiert. Kaspersky-Chef und Gründer Eugene Kaspersky habe die Pläne genehmigt. Das russische Unternehmen habe «solide Unterstützung» von Schweizer Behörden erhalten.

Im Schweizer Zentrum sollen laut Reuters dereinst verdächtige Dateien auf Computern von mehreren Millionen Kaspersky-Kunden aus den USA und der EU gesammelt und analysiert werden. Daten von anderen Kunden würden weiterhin ins Moskauer Datenzentrum gesendet.

Daten aus der Schweiz nach Moskau

Elektronische Daten würden nur dann von der Schweiz nach Moskau übermittelt, wenn Anomalien entdeckt würden, die eine manuelle Überprüfung erforderten, erklärte der Insider. Er fügte hinzu, dass dies derzeit bei 99,6 Prozent der Fälle nicht nötig sei.

Eine dritte Partei soll die Aktivitäten im Schweizer Datenzentrum überwachen, um sicherzustellen, dass alle Anfragen für Dateien ordnungsgemäss abgewickelt würden. Diese sollten auch Aussenstehenden wie etwa ausländischen Regierungen für eine Überprüfung zur Verfügung stehen. Kaspersky will laut dem Bericht auch jene Abteilung in die Schweiz verlegen, die für die Codes seiner Anti-Viren-Software zuständig ist.

Eine Sprecherin von Kaspersky wollte sich zu den von Reuters eingesehenen Dokumenten nicht äussern. In einer Erklärung des Unternehmens heisst es, es schliesse die Pläne für die Eröffnung eines Transparenzzentrums in Europa in diesem Jahr ab. Damit solle das Versprechen des Unternehmens für globale Transparenz erfüllt werden.

Spionage-Verdacht

Die US-Regierung hatte im vergangenen Jahr ihren Verwaltungsstellen angeordnet, die Kaspersky-Software aus ihren Netzwerken zu entfernen. Kaspersky hat die Vorwürfe entschieden zurückgewiesen und eine Klage gegen das US-Verbot eingereicht. Auch die britische IT-Sicherheitsbehörde warnte Ministerien vor der Verwendung von Kaspersky-Programmen.

Die Kritik, Kaspersky könne Verbindungen zum russischen Geheimdienst haben, ist nicht neu. Sie begleitet das Unternehmen fast seine 20-jährige Geschichte lang. Genährt werden die Vermutungen durch die Biografie des Gründers und Chefs Eugene Kaspersky, der nach seiner Ausbildung als Kryptografie-Experte auch beim sowjetischen Geheimdienst KGB tätig war. (sda/reu)

Ein globales Thema in den Händen weniger Branchenriesen

Video: srf/SDA SRF
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10 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Wilhelm Dingo
21.03.2018 09:46registriert Dezember 2014
„Umstrittene russische IT-Firma Kaspersky„ was für ein Hohn dieser Titel für alle guten Leute die bei Kasperski einen guten Job machen.
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ChlyklassSFI // FCK NZS
21.03.2018 08:12registriert Juli 2017
Umstritten? Von WikiLeaks veröffentlichte Dokumente zeigen, dass die CIA auch Kaspersky-Zertifikate gefälscht hat.

https://wikileaks.org/vault8/
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derEchteElch
21.03.2018 08:55registriert Juni 2017
Wenn ich einer Sicherheitssoftware traue, dann Kaspersky. Die ist eine der wenigen Softwares (war die Erste überhaupt), die eine heuretische Analyse eingeführt hatte (wer jetzt ein grosses Fragezeichen hat soll googeln)..

Die ganzen Verdachtsfälle dienen primär dazu, der schlechteren US-Software einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen..
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