Der Telekomanbieter Salt wagt den lange erwarteten Einstieg ins Festnetzgeschäft. Mit Rekordgeschwindigkeiten von 10 Gbit pro Sekunde (zehn mal schneller als die schnellsten Angebote der Konkurrenz) und günstigen Bündelangeboten mit TV und Telefon steigt Salt ins Rennen um Marktanteile – allerdings nur bei Kunden mit Glasfaseranschluss in grösseren Ballungszentren.
Salt gibt mit dem neuen Angebot sowohl beim Preis als auch bei der Geschwindigkeit Gas. Die sogenannte Salt Fiber Box ermöglicht ein Surftempo von 10 Gigabit pro Sekunde – das ist zehnmal schneller als das bisherige Spitzenangebot hierzulande. Swisscom und Sunrise bieten heute maximal 1 Gigabit pro Sekunde, UPC 500 Megabit pro Sekunde.
Wenn man in den Festnetz-Markt einbrechen will, dann geht das nur disruptiv. Das haben wir im Mai 2014 mit #Fiber7 vorexerziert.
— Fredy Kuenzler (@kuenzler) March 20, 2018
Eure PMs haben sich was überlegt. Kompliment.
Ich hoffe, ihr schafft 120000 Kunden, damit die Rechnung +- aufgeht.#saltattack @SaltMobile_DE
Allerdings können die wenigsten Kunden tatsächlich die volle Geschwindigkeit ausreizen. Längst nicht immer sei der Server auf der Gegenseite schnell genug, kommentierte Telekom-Experte Ralf Beyeler in einer Mitteilung des Online-Vergleichsdienstes Moneyland. Die bis anhin schnellsten Angebote von 1 Gigabit pro Sekunde reichten selbst für Kunden völlig aus, die ein sehr schnelles Internet wünschten.
Zum Einführungspreis von 49.95 Franken im Monat erhalten die Salt-Kunden nun Internetzugang, ein TV-Angebot mit 300 TV-Sendern und eine Festnetz-Flatrate. Salt-Kunden mit bestimmten Handy-Abos bezahlen 10 Franken weniger pro Monat. Damit unterbiete Salt die Preise auf dem Schweizer Telekom-Markt markant, schreibt der Preisvergleichsdienst Moneyland.
Salt-Mobilfunkkunden, denen ein Handy-Abo mit 3 GB Datenvolumen ausreicht, bezahlen für das Gesamtpaket mit Mobilfunk, Festnetz, Internet und TV 88.95 Franken im Monat.
«Mobilfunkkunden, die eine Flatrate für Anrufe und Internet in der Schweiz wünschen, müssen mit Kosten ab 98.95 Franken pro Monat für das Gesamtpaket rechnen», sagt Ralf Beyeler vom Online-Vergleichsdienst Moneyland. Als Promotionsangebot bezahlen Salt-Kunden derzeit nur 64.90 Franken im Monat.
Das Salt-TV-Angebot umfasst 7 Tage Replay. Wie nahezu alle anderen Schweizer Anbieter, kommentiert Beyeler. Alle Filme und TV-Serien, die die Online-Videothek Holly Star bzw. Sky anbietet, sind bei Salt-TV verfügbar.
Mit dem Einstieg ins Festnetzgeschäft wird Salt zum Telekom-Vollanbieter und kann Swisscom, Sunrise und Co. künftig auch bei den Kombi-Paketen konkurrenzieren. Paketangebote aus Mobilfunk, Festnetz, Internet und Fernsehen gelten bei Experten als entscheidend für den Erfolg einer Telekomfirma.
Bei Salt Fiber handelt es sich um ein einziges Kombi-Angebot mit einem Einheitspreis. Unabhängig davon, ob die Kunden viele oder wenige der offerierten Dienste benötigen, bezahlen sie gleich viel. Und so schneidet Salt im Preisvergleich von Moneyland ab.
Ohne Einführungsrabatt zahlen Salt-Kunden für das Gesamtpaket inklusive Handy-Abo 98.95 Franken. «Das ist ein echter Kampfpreis», sagt Beyeler. Selbst für Kombi-Produkte der Konkurrenz, die wesentlich weniger böten, seien die Preise erheblich höher. «Es ist klar, dass die Preise von Swisscom, Sunrise und UPC unter Druck kommen werden», lässt sich Beyeler zitieren.
Da allerdings die Handy-Abos von Salt ohne Berücksichtigung von Promotionspreisen eher teuer seien, sei der Preisunterschied zur Konkurrenz mit Mobilfunk etwas geringer als ohne Mobilfunk. Je nach Nutzungsverhalten gebe es dann auch günstigere Angebote von der Konkurrenz.
Das neue Angebot ist ab sofort auf Glasfasernetzen in über 30 Städten und Regionen verfügbar, wie Salt am Dienstag mitteilte. Dafür arbeitet Salt mit Swiss Fiber Net, verschiedenen Städten und Gemeinden sowie weiteren Partnern zusammen.
Derzeit werden vor allem grössere Ballungszentren mit dem schnellen Glasfasernetz abgedeckt. Der Telekomanbieter, der dem französischen Unternehmer Xavier Niel gehört, plant aber eine «weitere geografische Expansion».
Tipp: Wer allgemein wissen möchte, wo das Glasfasernetz bereits ausgebaut ist, kann dies auf dem Geoportal des Bundes nachschauen.
Der Preis von #SaltFiber von 49.95/Monat ist krass günstig - leider kann heute nur eine Minderheit der Schweizer Haushalte das Glasfaser-Angebot nutzen
— Jean-Claude Frick (@jcfrick) March 20, 2018
Salt bietet nun das mit Abstand schnellste Internet zum Kampfpreis. Die Kombi-Angebote sind preislich interessant. Die Aktien der Konkurrenten Swisscom und Sunrise gerieten nach Salts Ankündigung unter Druck. Der Aktienkurs von Sunrise fiel am Dienstagnachmittag um 2,7 Prozent, derjenige von Swisscom um 3,8 Prozent.
Trotz Kampfreis wird Salt Fiber kein Selbstläufer sein, meint Telekom-Experte Beyeler: «Die Herausforderung besteht darin, dass Salt ihr Versprechen nun auch halten und ihren Kunden einen wirklich guten Service bieten muss.»
Mit dem Einstieg ins Glasfasernetz schliesst Salt an die eigene Geschichte an. Die einstige Orange war 2008 der erste Anbieter von TV, Internet und Telefonie auf dem EWZ-Glasfasernetz.
Ende 2010 verliess der Pionier die «Datenautobahn der Zukunft» wieder, da Orange kaum Kunden gewonnen hatte. Nach der geplatzten Hochzeit mit Sunrise hatte die Firma, die damals zur France Telecom gehörte, angekündigt, sich künftig auf die Mobilfunkangebote konzentrieren zu wollen.
Mit Material der Agenturen SDA und AWP.