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UPC Cablecom schafft das EU-Roaming mit neuen Handy-Abos ab

UPC schafft das Roaming ab: Lohnt sich der Wechsel für Swisscom-Kunden? Der Abo-Vergleich

Zwei Wochen nach der Abschaffung der Roamingtarife in der EU geht die ehemalige Cablecom in die Offensive. Sie führt neue Handyabos mit Inklusiv-Roaming ein, die deutlich günstiger sind als die der Konkurrenz.
19.06.2017, 10:4720.06.2017, 08:13
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UPC wird ab dem 28. Juni neue Handy-Abos lancieren. Der Clou: Die neuen Abos können im ganzen EU-Raum gleich genutzt werden wie innerhalb der Schweiz. Damit übernimmt UPC quasi im Alleingang die neue EU-Regelung, die europäische Telekom-Firmen dazu verpflichtet auf Roaminggebühren zu verzichten.

«Mit den neuen Abos kann nun innerhalb der EU unlimitiert telefoniert und gleich viel Datenvolumen genutzt werden, wie man es sich innerhalb der Schweiz gewohnt ist. Dies ist eine Schweizer Premiere.»
«Dschungelkompass»

Aktuelle und neue UPC-Abos im Vergleich

Die auch weiterhin für die Nutzung in der Schweiz erhältlichen Abos enthalten unlimitierte Telefonie, SMS und ein begrenztes Datenvolumen. Für einen Aufpreis von sechs Franken für die neuen Europa-Abos können die selben Eigenschaften auch in der EU genutzt werden.

Die bestehenden Abos von UPC (für die Nutzung in der Schweiz) sind unter einem neuen Namen mit den selben Inland-Eigenschaften und zum gleichen Preis weiterhin erhältlich.
Die bestehenden Abos von UPC (für die Nutzung in der Schweiz) sind unter einem neuen Namen mit den selben Inland-Eigenschaften und zum gleichen Preis weiterhin erhältlich.bild: dschungelkompass

Das billigste Roamingpauschalabo von UPC kostet 35 Franken pro Monat und enthält neben unbeschränkten Anrufen und SMS in der EU noch 1 GB Datenvolumen, wie die grösste Kabelnetzbetreiberin der Schweiz am Montag bekannt gab. Bei Anrufen gilt dies allerdings nicht für Gespräche von einem EU-Land in ein anderes.

Vergleich mit Swisscom, Sunrise und Salt

Die Konkurrenz sei wesentlich teurer, analysierten die Internetvergleichsdienste Verivox und Dschungelkompass auf Anfrage. So koste das günstigste Abo mit Inklusiv-Minuten und Inklusiv-Daten fürs Roaming bei der Swisscom 60 Franken im Monat, erklärte Verivox-Telekomexperte Ralf Beyeler. Allerdings sei bei diesem Swisscom-Abo das Internet sehr langsam.

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Salt verlange 89 Franken für das günstigste Abo mit Roaming-Minuten und Roaming-Daten. Bei Sunrise seien es 100 Franken und Yallo 88 Franken, stellte Beyeler fest.

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UPC gestalte ihre neuen Handyabos für Europa nun gleich wie die Anbieter in der EU, urteilte Telekomexperte Oliver Zadori von Dschungelkompass. Für den Aufpreis von 6 Franken pro Monat könne man nun innerhalb der EU unlimitiert telefonieren und gleich viel Datenvolumen nutzen, wie man es sich in der Schweiz gewohnt sei.

«Dies ist eine Schweizer Premiere», befand Zadori: Für Kunden, die oft in Europa unterwegs seien, telefonieren und/oder Daten nutzen wollten, sei das eine grossartige Sache. Laut Beyeler sind hier die Konkurrenten bei den Pauschalabos wesentlich weniger attraktiv.

Ganz abgeschafft wie in der EU werden die Roamingtarife bei UPC allerdings nicht. Die Roaming-Pauschalabos kosten pro Jahr 72 Franken mehr als jene ohne Inklusiv-Roaming.

Wie viel Umsatz die Offensive beim Roaming koste, wollte der UPC-Mobilfunkverantwortliche Christoph Weber auf Anfrage nicht sagen. Die Preissensitivität der Schweizer beim Roaming nehme zu. Die Kunden würden sich bewusster, dass die Roamingtarife bei der Konkurrenz in keinem gesunden Verhältnis zum Angebot seien.

Bei Reisen ausserhalb der EU und dem EWR kann es allerdings teuer werden. Für Kunden, die beispielsweise in den USA Daten nutzen wollten, würden sich die Abos von UPC weniger lohnen, da keine Datenpakete angeboten würden, erklärte Zadori: «Daher sollte immer ausgehend von der eigenen Nutzung verglichen werden.»

Dschungelkompass bietet laut Eigenangabe den einzigen vollständigen Tarifrechner der Schweiz für Handy-Abos an, der auch Prepaid-, Flatrate- und Roaming-Angebote berücksichtigt.

Weltweites Roaming im Vergleich

Viele bereisen natürlich auch Länder, die sich ausserhalb der EU befinden. Diese unterliegen keiner EU-Regulierung und sind auch nicht in den neuen Handy-Abos von UPC enthalten. Auf der nachfolgenden Tabelle werden die Kosten für das Datenvolumen von 200 MB mit und ohne Option gezeigt.

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Hier punktet UPC nur noch in Guadeloupe, da es gemäss Zoneneinteilung auch zur EU gehört und somit auch die Europa-Abos ohne Zusatzkosten genutzt werden können. Für die anderen vier Beispielländer gilt der Tarif von 10 Franken pro Megabyte, Datenpakete sind nicht erhältlich. Der Standardtarif pro Megabyte wird jedoch in vier Ländern von Salt mit 15 Franken übertroffen, sofern kein Datenpaket gelöst wird. Für Reisen ausserhalb der EU eignen sich also Abos der drei anderen Anbieter mehr.

Fazit 

«Dschungelkompass» kommt zum folgenden Schluss: «Die neuen Europa-Abos von UPC sind für Nutzer, die sich oft in EU-Ländern aufhalten eine gute und günstige Sache. Je nach Nutzungsprofil, wer sich zum Beispiel selten in EU-Ländern aufhält oder in der Schweiz mehr als 10 GB braucht, können aber auch andere Abos günstiger sein. Für Kunden, die ausserhalb der EU Daten nutzen wollen, lohnen sich die Abos von UPC allerdings weniger, da keine Datenpakete angeboten werden. Daher sollte immer ausgehend von der eigenen Nutzung verglichen werden.»

(oli/sda)

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57 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Birdie
19.06.2017 11:19registriert November 2016
Ein Schritt in die richtige Richtung. Wenn ich aber sehe, dass meine Verwandten in Österreich für ca. 8 Euro im Monat alles inklusive bekommen, werden wir in der Schweiz was Mobilabos angeht immer noch stark abgezockt.
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f303
19.06.2017 11:07registriert Februar 2014
Wow. Nicht schlecht. Hoffe sehr, die Anderen fühlen sich nun genötigt nachzuziehen.
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MaxHeiri
19.06.2017 11:47registriert März 2016
Bin gespannt wie Sunrise und Co. reagieren werden. Den Benutzer freuts
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Wo die 800'000 Auslandschweizer wohnen – und in welchen 5 Ländern KEIN EINZIGER
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