Digital
Swisscom

Swisscom killt Handy-Bezahldienst Tapit – und setzt auf Paymit von UBS und Co.

Tapit wurde 2014 von Swisscom, Sunrise und Salt (Orange) lanciert.
Tapit wurde 2014 von Swisscom, Sunrise und Salt (Orange) lanciert.Bild: KEYSTONE

Swisscom killt Handy-Bezahldienst Tapit – und setzt auf Paymit von UBS und Co.

Das mobile Bezahlen in der Schweiz kommt nur langsam in die Gänge. Nun hat sich der grösste Mobilfunkanbieter des Landes für eine branchenübergreifende Lösung entschieden.
05.08.2015, 10:2005.08.2015, 11:47
Mehr «Digital»

Swisscom hat entschieden, die Bezahlfunktion «beim eigenen Innovationsprojekt Tapit nur noch bis Sommer 2016 anzubieten». Dies geht aus einer am Mittwochmorgen verschickten Medienmitteilung hervor. Der Handy-Bezahldienst war erst im vergangenen Jahr mit beträchtlichem Marketing-Aufwand und zusammen mit den anderen beiden grossen Mobilfunk-Providern Sunrise und Salt (damals noch Orange) angekündigt worden.

Swisscom begründet die Einstellung des Bezahldienstes mit dem mangelnden Interesse seitens der Smartphone-Nutzer und Partnerfirmen: «Trotz intensiver Bemühungen lag die Zahl aktiver Nutzer und Kreditkartenanbieter bei Tapit klar unter den Erwartungen.»

Fakt ist, dass Tapit zunächst nur für Swisscom-Kunden mit Android-Smartphone verfügbar war, aber bis heute nicht fürs iPhone. Grund: Apple hat die ins iPhone 6 und 6 Plus eingebaute Funkschnittstelle NFC noch nicht für Dritte freigeben.

Es sei nicht gelungen, die Banken für Tapit zu gewinnen, sagte Mediensprecher Carsten Roetz gegenüber der Nachrichtenagentur SDA. Wie viel das Abenteuer Tapit die Swisscom gekostet habe, wollte er nicht verraten.

Swisscom werde die nun «freiwerdenden bestehenden Ressourcen im Mobile Payment in die Partnerschaft mit SIX investieren».

Laut Ankündigung vom Mittwoch setzt Swisscom nun auf Paymit, den von der Finanzbranche lancierten mobilen Bezahldienst. Dazu gehören die UBS, Zürcher Kantonalbank, Banque Cantonale de Genève, Banque Cantonale de Vaudoise, Luzerner Kantonalbank und Raiffeisen.

«Es ist unser Ziel, Paymit als bargeldlose Bezahlalternative auf dem Markt zu etablieren», liess der Chef des Schweizer Finanzindienstleisters SIX, Urs Rüegsegger, Mitte Juli verlauten.

In einer Stellungnahme betont SIX gegenüber watson seine zentrale Rolle bei Paymit. Die Applikationen, welche nun von den Banken genutzt werden, seien von SIX entwickelt worden. «Paymit wurde von SIX bewusst als offenes System entwickelt, das von allen Banken genutzt und nach ihren Bedürfnissen konfiguriert werden kann.»

Im Gegensatz zu Tapit der Swisscom hat sich Paymit relativ schnell verbreitet. Aktuell sei die Ende April gestartete Bezahl-App der Finanzbranche knapp 90'000 mal heruntergeladen worden, hiess es.

Promo-Video zu Paymit

Mit Paymit könnten Kunden schon heute via Smartphone Geld versenden und empfangen, heisst es in der Medienmitteilung. Zukünftig könne man mit Paymit auch beim Einkaufen im Laden oder im Webshop bargeldlos bezahlen. Der Betrag werde dabei in Echtzeit über die App und das damit verbundene Konto oder die hinterlegte Kreditkarte abgebucht.

Voraussetzung für die Nutzung der Paymit-App sind eine Schweizer Handynummer sowie ein Bankkonto oder eine Kreditkarte, respektive Prepaidkarte. Weil die App auf einem einheitlichen Bankstandard beruht, kann sie von allen in der Schweiz wohnenden Personen eingesetzt werden.

Erste Angebote Anfang 2016

Mit ihrem Anschluss an Paymit will die Swisscom nun die Verbreitung der Bezahl-App bei kleineren Banken vorantreiben. Denn der Telekomkonzern hat über sein IT-Geschäft eine Menge kleinerer Banken bereits als Kunden. «Je mehr Banken angeschlossen sind, desto besser», sagte der Swisscom-Sprecher.

In einem weiteren Schritt sei vorgesehen, Paymit mit weiteren Diensten wie beispielsweise dem Sammeln von Treuepunkten oder Erstellung von individuellen Angeboten auszubauen. So profitierten Handel und Kunden von einer umfassenden Bezahl- und Kundeninteraktionslösung. Erste Angebote sollen «Anfang 2016» folgen.

Konkurrenz in den Startlöchern 

Auch die Post-Tochter Postfinance will im Herbst eine eigene Bezahl-App mit Namen Twint lancieren. Diese funktioniert laut Ankündigung mit Kreditkarten, dem Bank- oder Postkonto oder mit Vorauszahlung wie bei einer Prepaidkarte. Twint ist auch unabhängig vom Telekomanbieter. Geplant ist der Einsatz unter anderem bei Coop oder dem Kantinenbetreiber SV Group.

Daneben bieten weiterhin Startup-Unternehmen, wie die Schweizer Anbieter Mobino, Muume oder Klimpr, eigene Bezahlsysteme. Aber auch internationale Technologiekonzerne wie Apple, Google oder Facebook drängen mit Zahlungslösungen auf den Markt, die allerdings in der Schweiz noch nicht funktionieren.

Gerade gegen die internationale Konkurrenz wollen sich die Schweizer Finanzbranche und die Swisscom mit Paymit zusammenschliessen.

Mit Material der Nachrichtenagentur SDA

Das könnte dich auch interessieren:

So viel Stromkosten pro Jahr verursachen Handy, PC, TV, Kühlschrank und andere Geräte wirklich

1 / 21
So viel Stromkosten pro Jahr verursachen Handy, PC, TV, Kühlschrank und andere Geräte wirklich
Die Stromkosten für das Aufladen des Handys werden massiv überschätzt. In den folgenden 18 Bildern erfährst du, welche Geräte am meisten Strom verbrauchen.
Auf Facebook teilenAuf X teilen
No Components found for watson.appWerbebox.
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
11 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
11
Nvidia-Chef behauptet, es gebe Lösung für gefährliche KI-«Halluzinationen»
Das Problem sei nicht die generative KI, sondern der Mensch ...

Ein zentrales Problem der Verlässlichkeit von KI-Software wird sich nach Einschätzung von Nvidia-Chef Jensen Huang durchaus beheben lassen. Ein Weg sei, die Software die Informationen überprüfen zu lassen. «Halluzinationen sind sehr lösbar», behauptete Huang am Rande der Nvidia-Entwicklerkonferenz GTC am Dienstag. Als KI-Halluzinationen werden Fälle bezeichnet, in denen Software Dinge einfach erfindet.

Zur Story