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Endlich wissenschaftlich belegt: Smartphone-Entzug macht dumm und erzeugt Phantomschmerzen

Smartphone-User nehmen ihre iPhones als Erweiterung ihrer Selbst war.
Smartphone-User nehmen ihre iPhones als Erweiterung ihrer Selbst war.Bild: YUYA SHINO/REUTERS
Erhöhter Puls, schlechtes Hirn

Endlich wissenschaftlich belegt: Smartphone-Entzug macht dumm und erzeugt Phantomschmerzen

Wenn das Telefon klingelt und wir nicht rangehen können, löst das nicht nur physischen und psychischen Stress aus – es beeinträchtigt auch unser Denkvermögen.
12.01.2015, 14:3612.01.2015, 14:49
Roman Rey
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Stell dir vor, du gehst morgens zur Arbeit und vergisst dein Smartphone zu Hause. Den ganzen Tag bist du davon getrennt. Ein äusserst unangenehmer Gedanke, nicht? Doch die Trennung von Mensch und Smartphone kann nicht nur Beklemmung und Stress auslösen – sie schränkt auch unsere kognitiven Fähigkeiten ein, wie eine Studie aus den USA zeigt. 

Wissenschaftler der Universität Missouri liessen 40 iPhone-User ein Puzzle lösen – einmal hatten sie ihr Smartphone bei sich und einmal nicht. In der zweiten Runde läutete das iPhone, die Probanden durften aber nicht rangehen. 

Ergebnis: Teilnehmer zeigten ohne ihr iPhone nicht nur eine erhöhte Herzfrequenz, erhöhten Blutdruck und Unwohlsein, sondern schnitten auch bei ihrer Aufgabe deutlich schlechter ab. 

Die Unterschiede waren so signifikant, dass es für den Studienleiter Russel Clayton keinen Zweifel gibt: 

«Die Trennung vom iPhone hat eine negative Auswirkung auf unsere mentalen Fähigkeiten.»

Die durch den Klingelton ausgelösten Stress-Symptome hielten an, bis die Probanden ihre Geräte zurückbekamen – dann verbesserte sich ihre Leistung bei den Puzzles wieder.

Das Smartphone als Nabelschnur zur Welt

«Smartphones sind ein so wichtiger Teil von uns geworden, dass sie eine Erweiterung unseres physischen Selbst darstellen können.»
Forscher James Harkin in einer Studie von 2003

Mit dieser nicht ganz neuen Erkenntnis erklären die Forscher den Stress und die Schwächung des Denkmuskels bei einem Verlust. Die Probanden gaben explizit an, sich nicht komplett zu fühlen, solange sie von ihrem iPhone getrennt waren. Eine Studienteilnehmerin stand sogar auf, um den Anruf zu beantworten, obwohl ihr das im Rahmen der Studie explizit verboten worden war. Sie wurde aus dem Resultat ausgeschlossen.

Die Auswirkungen der digitalen Welt auf unser Gehirn ist ein beliebtes Forschungsthema. Eine andere kürzlich veröffentlichte Studie etwa zeigt, dass wir uns Dinge besser merken können, wenn wir sie digital festhalten. Die digitale Demenz, dass wir alles vergessen, weil wir uns nichts mehr merken müssen, ist also ein Mythos.

Ein Fotograf hält den Tod der Konversation durch Smartphones in Bildern fest

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Ein Fotograf hält den Tod der Konversation durch Smartphones in Bildern fest
Die Unterhaltung läuft auf dem kleinen Bildschirm.
quelle: babycakesromero
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