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Die mit den Schweden tanzen – und dabei gestrauchelt sind

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Knappe Schweizer Niederlage

Die mit den Schweden tanzen – und dabei gestrauchelt sind

Das Versagen der offensiven Zauberkünstler und des Hexenmeisters im Tor führte in einem grandiosen Spiel zur Niederlage: Die Schweiz verliert gegen Weltmeister Schweden 0:1
14.02.2014, 21:3315.02.2014, 18:03
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Also doch. Mit Reto Berra wären wir wahrscheinlich Weltmeister geworden. Das WM-Finale hatten die Schweizer gegen Schweden in Stockholm 1:5 verloren. Weil Martin Gerber ein Lottergoalie war und Reto Berra auf der Ersatzbank sass.

Nun brachten die Schweizer die nominell noch stärkeren Schweden in einem spektakulären Spiel an den Rand einer Niederlage. In der Regel sind Partien auf diesem Niveau mit schwedischer Beteiligung langweilig. Mit ihrem gut strukturiertem Spiel kontrollieren die Schweden Ebbe und Flut des Spiels, nehmen dem Gegner Raum, Zeit und Sauerstoff weg und gewinnen mit der Unerbittlichkeit einer Hockeymaschine.

Schweden nimmt dem Gegner Raum, Zeit und Sauerstoff.
Schweden nimmt dem Gegner Raum, Zeit und Sauerstoff.Bild: Bildbyran

Doch das Spiel Schweden gegen die Schweiz war ein Spektakel. «Unglaublich. Geradezu unglaublich», schwärmte der finnische Kulttrainer Hannu Jortikka, einst in Bern und jetzt in der KHL Millionär geworden. «Die Schweizer sind ja so schnell wie die Schweden und sie haben ja gar keine Angst mehr.»

Der erste Grund für die Niederlage

Hannu Jortikka hatte schon recht: Die Schweizer hatten keine Angst und sie waren so schnell wie die Schweden. Die mit den Schweden tanzten. Aber aus zwei Gründen reichte es eben trotzdem nicht: Reto Berra hielt grandios (Fangquote 96,77 Prozent!). Er war ein Magier der Abwehrkunst. Die These, dass wir mit ihm Weltmeister geworden wären, ist bestätigt worden. 

Reto Berra machte nur einen einzigen Fehler – und der führte zum 0:1. Er konnte die Scheibe nach einem Schuss des wohl besten Verteidigers der Welt (Karlsson) nicht festhalten. Der alte, schlaue Daniel Alfredsson (41) erbte (52:39). Der einzige Fehler des Magiers ist der eine Grund für die Niederlage.

Oldie Daniel Alfredsson nutzt den einzigen Fehler von Reto Berra eiskalt aus.
Oldie Daniel Alfredsson nutzt den einzigen Fehler von Reto Berra eiskalt aus.Bild: Getty Images Europe

Auch Kevin Romy ist nicht schuldlos

Auf dem Eis standen Raphael Diaz, Mark Streit, Damien Brunner, Kevin Romy und Roman Wick. Nationaltrainer Sean Simpson spricht aber nur vier von aller Schuld frei. Der Stürmer, der Daniel Alfredsson ins eigene Drittel hätte folgen und ihn neutralisieren sollen, heisst Kevin Romy. «Darüber werden wir uns noch unterhalten», sagt Sean Simpson. Nun könnten wir polemisieren: Wieder die Welschen! Aber wir tun es nicht. Beim WM-Finale gegen die Schweden hatte ja Julien Vauclair mit einem Fehler seinen Teil zum Untergang beigetragen. 

Damien Brunner nimmt einen Teil der Schuld für die Niederlage auf sich: «Es wäre gerade an einem Spieler wie mir, Tore zu erzielen. Das ist mir nicht gelungen und das muss nun ändern.» Er hat schon eine Erklärung für die vielen vergebenen Möglichkeiten: «Wir müssen den Raum auf dem breiteren Eisfeld für bessere Spielzüge nützen. Aber auch direkter auf das gegnerische Tor spielen und dort härter einsteigen.» Damien Brunners Talent und Nino Niederreiters Härte, Speed und Geradlinigkeit ergäben wohl den Stürmer, der uns zur Medaille schiessen könnte.

Die Zauberkünstler haben versagt

Nationaltrainer Sean Simpson sagt, er sei mit der Mannschaft sehr zufrieden: Zwei Spiele und bloss ein Gegentreffer auf diesem Niveau hätten gezeigt, dass das Defensivkonzept funktioniere. «Aber unsere beiden Offensivlinien haben keine Tore erzielt.» Er meint damit die Formationen mit Damien Brunner, Kevin Romy und Roman Wick sowie das neu formierte Trio Denis Hollenstein, Luca Cunti und Reto Suri. Also die offensiven Zauberer. Sie haben in zwei Partien noch keinen Treffer erzielt. Das Versagen dieser Zauberkünstler ist der zweite Grund für die Niederlage. Sie waren zwar schnell genug, um mit den Schweden zu laufen und zu tanzen und zu bellen. Aber sie waren zu wenig kräftig um sie auch zu beissen. Sean Simpson überlegt sich nun, diese zwei Linien neu zu mischen.

Sean Simpson überlegt sich, die Linien neu zu mischen.
Sean Simpson überlegt sich, die Linien neu zu mischen.Bild: KEYSTONE

Die anderen zwei Angriffsreihen erfüllten die Erwartungen. Die beiden kräftigen, schnellen Rumpelflügel Simon Moser und Nino Niederreiter erzielten mit ihrem Center Martin Plüss wie schon gegen Lettland am meisten Wirkung – aber auch sie erzielten kein Tor.

Eine direkte Viertelfinalqualifikation wird nun schwierig. Die Schweiz müsste Gruppensieger werden (was nicht mehr möglich ist) oder zumindest bester Gruppenzweiter (was ebenfalls schwierig ist). Voraussetzung ist so oder so am Samstag ein Sieg gegen die Tschechen (18.00 Uhr Schweizer Zeit). Im Tor steht, wie gegen Lettland, Jonas Hiller.

So ausgeklügelt ist das schwedische System zur Spielerförderung.Video: Youtube/icehockey
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