Die italienische Regierung warnt vor einem Zusammenbruch des Systems der Flüchtlingsaufnahme in Italien, sollte der Zustrom aus Nordafrika nicht gestoppt werden. Die Last, die Italien wegen der massiven Einwanderung trage, sei enorm, meinte Aussenminister Paolo Gentiloni in einem Interview mit RAI 3 am Dienstagabend.
«Es ist keine Drohung, sondern eine Feststellung: Italien könnte es bald allein nicht mehr schaffen, sollte die EU weiterhin die Flüchtlingswelle als italienisches und nicht als gesamteuropäisches Problem betrachten», meinte Gentiloni.
Drei Viertel der Migranten, die 2014 illegal nach Europa eingereist sind, seien in Italien eingetroffen. «Die Last, die Migranten zu identifizieren und festzustellen, wer Recht auf Asyl hat, lastet ganz auf unseren Schultern. Zum Glück sehe ich erstmals eine positive Reaktion auf unseren Forderungen seitens der EU», so Gentiloni.
Laut dem Aussenminister werde sich die EU «für die nächsten 10 bis 20 Jahre» mit Einwanderungsströmen befassen müssen. «Es ist sinnlos, dass man Mauern aufbaut, um die Einwanderung zu blockieren», so Gentiloni.
Die EU-Aussen- und Innenminister hatten bei ihrem Treffen am Montag in Luxemburg einen Zehn-Punkte-Plan der Kommission unterstützt, der unter anderem eine Ausweitung der Seenotrettung und die Zerstörung von Schlepperbooten vorsieht.
Der Plan soll auf dem EU-Gipfel am Donnerstag von den Staats- und Regierungschefs beraten werden. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker rief die Mitgliedstaaten am Dienstag zu mehr Solidarität auf. Länder wie Italien und Malta seien auf die Hilfe der anderen Mitgliedstaaten angewiesen. (sda/apa/cma)