Was waren sie schön, die letzten Tage, als sich die weltweite LGBT-Community im Glauben wiegen konnte, dass Cate Blanchett bisexuell sei. Es war eine sofort innigst umarmte und verbreitete Meldung (ja, auch bei uns), in die Welt gesetzt vom Branchenmagazin «Variety». Es war leider ein Gerücht, zu schön, um wahr zu sein, aber ganz ehrlich, hatten wir das nicht iiiiirgendwie geahnt? Ein ganz kleines bisschen? Hatte es nicht auch allzu gut zu Cate Blanchetts neuem Film, der lesbischen Liebesgeschichte «Carol» gepasst?
Nun, am Wochenende wurde «Carol» in Venedig gezeigt, das Publikum flippte aus vor Begeisterung, Cate Blanchetts zweiter Oscar scheint quasi schon sicher zu sein (zuerst für ihre Alkoholikerin in «Blue Jasmine», jetzt für ihre Lesbe in «Carol»? Ach, Filmindustrie, du bist so furchtbar berechenbar). Und natürlich glauben wir alles Positive, das über den Film berichtet wird, denn schliesslich hat auch Regisseur Todd Haynes («Velvet Goldmine», «I'm Not There», «Far from Heaven», «Mildred Pierce») noch gar nie in seiner Karriere enttäuscht.
Enttäuscht hat jedoch die Aussage von Blanchett an der «Carol»-Pressekonferenz: Sie sei nämlich selbst vom «Variety»-Journalisten getäuscht worden, sagte sie, er habe sie gefragt, ob sie in ihrem Leben schon «Beziehungen» zu Frauen gehabt habe. Darauf habe logischerweise geantwortet: «Ja, viele.» Woraus der Journalist dann ganz einfach «Sex mit Frauen» gemacht habe. Der Schlingel. Well, well, wishful thinking, sagen wir da nur. Wir hätten es ja auch zu gerne geglaubt.