Nach dem Auslieferungsantrag der USA an Polen ist der mit Missbrauchsvorwürfen konfrontierte Starregisseur Roman Polanski in Krakau verhört worden. Das teilte die polnische Staatsanwaltschaft am Donnerstag mit.
Überdies werde «demnächst» ein Antrag an das zuständige Gericht im Fall Polanski gestellt, hiess es. Unklar blieb, ob der Fall mit dem Antrag zu den Akten gelegt oder ob dem US-Auslieferungsgesuch damit stattgegeben werden soll. Letzteres halten Beobachter allerdings für unwahrscheinlich.
Über das Auslieferungsgesuch muss ein Gericht entscheiden. Wird der Antrag abgelehnt, ist der Fall aus polnischer Sicht abgeschlossen. Sollte das Gericht dagegen dem Gesuch stattgeben, obliegt die endgültige Entscheidung über eine Auslieferung dem Justizministerium in Warschau.
Der französisch-polnische Filmemacher hatte am Montag im polnischen Fernsehen erklärt, er habe Vertrauen in die Justiz seines Heimatlandes. Er werde sich dem Verfahren nicht entziehen. Der 81-jährige Polanski war bereits während eines Aufenthaltes in Polen im Oktober in Krakau verhört worden.
Die US-Behörden werfen Polanski vor, im Jahr 1977 eine 13-Jährige sexuell missbraucht zu haben. Der Regisseur bekannte sich nach seiner Festnahme wegen Sex mit einer Minderjährigen schuldig. Nach 42 Tagen im Gefängnis nutzte er seine vorläufige Freilassung zur Flucht aus den USA, die sich seither um seine Auslieferung bemühen. Ein Interpol-Haftbefehl gegen ihn ist in 188 Ländern gültig. Er kann sich aber frei zwischen der Schweiz, Frankreich und Polen bewegen.
Polanski wurde im Zusammenhang mit den Vorwürfen 2009 bei seiner Einreise in die Schweiz am Flughafen Zürich festgenommen. Anstatt den Preis für sein Lebenswerk am Zurich Film Festival (ZFF) entgegennehmen zu können, wurde er damals in Haft genommen, die anschliessend in Hausarrest umgewandelt wurde. Die Schweiz entschied sich, den Regisseur nicht auszuliefern.
Ganz unbehelligt wird Polanski in der Schweiz nicht gelassen: Vergangenen August kritisierten die Tessiner SVP und CVP sowie die Kinderschutzstiftung ASPI mit teilweise harschen Worten den Entschluss des Festival del film Locarno, die Regielegende einzuladen. Polanski verzichtete danach auf die Teilnahme am Festival. (whr/sda/afp)