«I would like to thank God» – kaum eine US-amerikanische Award-Show, ohne dass man diesen Satz dutzendweise um die Ohren gehauen bekommt. Wohl werden wir ihn auch am Sonntag mehrfach zu hören bekommen, denn dann steigt nämlich die wichtigste Award-Show aller Award-Shows: die Oscars. Oder nicht?
Falsch.
Nein, bei genauerem Hinsehen – «Slate» hat da sehr, sehr genau nachgeforscht – stellt sich heraus: Dem Herrn vom oberen Stockwerk wurde in den letzten zwölf Jahren ganze drei Mal gedankt. «Schaut, was Gott bewirken kann!», proklamierte etwa Jennifer Hudson (die anderen vier Nominierten verlieren lassen, yeah!). Oder: Denzel Washington, der seine Dankesrede mit «Gott ist gross» begann.
Damit ist der Allmächtige auf einer ähnlichen Stufe wie andere Celebrities, denen Dank zukommt, selbst wenn sie nichts mit dem Film zu tun haben. Oprah Winfrey und Sidney Poitier etwa wurde je zwei Mal gedankt, Meryl Streep gar vier Mal.
Der Fall ist klar: Weil Hollywood das Babylon der Neuzeit ist, wird hier der falsche Gott Oscar angebetet.
Allerdings wird Gott öfters erwähnt als die Frau Gemahlin: «Vanity Fair» hat die Dankesreden der «Best Actor»-Gewinner seit Beginn der Oscar-Feiern unter die Lupe genommen und Wörter gezählt. «And», «the» und Ähnliches wurde weggelassen. Mit dem Resultat wurde eine Word-Cloud konstruiert:
Logisch, «thank» ist das meistverwendete Wort. «Really», «wonderful», «people» fallen auf; ebenfalls «want», «love» und «Academy». «God» ist aber grösser als «man» und «friend». «Honor», «hope» und «heart» sind nicht besonders beliebt.
Bei der Damenwelt – also den «Best Actresses» – ist «thank» ähnlich beliebt, und auch hier stechen «want», «much», «love» heraus. Danach wird es komplizierter. «Really» ist really häufig, während «God» weniger wichtig als «family» ist.
Gott war für eine Stellungnahme leider nicht zu erreichen.