«Flash Gordon» kommt nach Zürich: Am 18. Februar läuft der Science-Ficition- Klassiker im ewz-Unterwerk Zürich – und er wird von «kraut_produktion» live synchronisiert.
watson sah sich die Generalprobe an. Thomas U. Hostettler führt Regie: Er wird Hoschi genannt und trägt eine Space-Hose. Sie ist schwarz, mit pinken intergalaktischen Wirbeln und Gasnebeln drauf. Sie ist der Inbegriff von allem, was Sie von diesem Synchronisations-Abenteuer erwarten dürfen: Trash, Witz, Spontanität und natürlich ein bisschen Queen.
Die Probe wird mit einem Gläslein Prosecco im Büro der Roten Fabrik eingeläutet. «Die Probestimmung muss stimmen!», ruft der Regisseur freudig. Langsam trudelt der Rest der «kraut_produktions»-Truppe ein: Der Regisseur und Performer Michel Schröder, der freie Schauspieler Herwig Ursin und die ebenfalls frei schaffende Schauspielerin Vivien Bullert.
Es drängt sich die Frage auf: Wie wollen vier Menschen einen Film mit elf sprechenden Rollen und mindestens nochmal genauso viel kreischenden und quietschenden Wesen synchronisieren?
Die Generalprobe beweist: Es geht. Alle starren konzentriert auf den Bildschirm, der Film läuft an, der Ton wird ausgestellt.
Herwig Ursin bedient das Keyboard:
Vivien Bullert übernimmt sowohl die Rolle vom Falkenmann-Chef Vultan, der hauptsächlich dreckig lacht, wie auch alle Frauenrollen. Sie leistet dabei ganze Arbeit. Selbst in einer Szene, in der sich die Reiseleiterin Dale und Prinzessin Aura verdreschen und sie Opfer wie Täterin gleichzeitig vertont.
Thomas U. Hostettler sorgt für die Geräusch-Kulisse – und die ist nicht eben leise in einem Film, in dem intergalaktische Kämpfe ausgefochten werden. Sein Kopf ist schon nach kurzer Zeit ganz rot vor lauter «pfffffs», «schhhhhs» und «klonks».
Trotz dieser enormen Auslastung lässt er es sich nicht nehmen, dem sadistischen Geheimpolizei-Oberhaupt Klytus eine wunderbar erfinderische Sprache zu verleihen: Die Sprecher bleiben zwar beim Plot, aber dennoch findet sich Platz für kreative Einwürfe, die das Gesamtwerk noch komischer machen als es ohnehin schon ist.
Wer Science-Fiction mag, der sich selbst nicht ernst nimmt, wer sich über einen Mongo-Imperator mit Wiener Schmäh und einen ostdeutschen Robin-Hood-Verschnitt amüsieren kann, dem kann man einen Besuch des ewz-Unterwerk Selnau getrost ans Herz legen. Sie glauben ja nicht, wie unglaublich wohltuend es sein kann, nicht immer eine angestrengt intellektuelle Performance sehen zu müssen.
Im Rahmen des «anderen Filmfestivals» werden noch weitere Filme in etwas anderer Aufmachung gezeigt: So zum Beispiel Woody Allens «Midnight in Paris», Fatih Akins «Soul Kitchen» oder Kubricks Klassiker «A Clockwork Orange». Der Abschluss krönt Richard Curtis' «The Boat that Rocked» und weil der Film rockt, wird gleich auch der Kinosaal zur Partyzone erklärt.
Das ganze Programm des Filmfestivals finden Sie unter ewz.stattkino.com.