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Weltenrettung in Wien

Dieses Mal wurde in Wien ermittelt.
Dieses Mal wurde in Wien ermittelt.
Twitter-Kommentare zum «Tatort»

Weltenrettung in Wien

Wer hat den Diplomaten aus dem Fenster geschubst? Ist die geheimnisvolle Geliebte wirklich eine - oder doch vom Mossad? Bibi Fellner und Moritz Eisner kümmerten sich um das Iran-Nuklearprogramm. Doch die Twitter-Gemeinde interessierte sich nur für deutsche Kleinwagen.
05.01.2015, 02:1405.01.2015, 09:05
arno frank
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Ein Artikel von
Spiegel Online

Echo auf die «Tatort»-Folge «Deckname Kidon»

Iranische Diplomaten, israelische Agenten, österreichische Geschäftsleute: Der «Tatort» aus Wien wagte sich diesmal wieder aufs internationale Parkett. Wenn auch mit einem Auto, dessen Marke strengster Geheimhaltung unterliegt.

Ein iranischer Diplomat fällt aus einem Hotelzimmerfenster in Wien. Auf ein schönes altes Taxi. Bibi Fellner und Moritz Eisner ermitteln und geraten unversehens in einen Agententhriller, ohne dass deswegen der «Tatort» gleich ein Agententhriller würde, wo kämen wir denn da hin? Damit dennoch ein wenig Exotik spürbar wird, läuft mittelorientalische Volksmusik gewissermassen in der Dauerschleife.

Wir hätten uns aus Österreich eher Wanda gewünscht, aber gut. Zu den lieblichen Klängen persischer Musik und zwecks Verfolgung einer Fährte jedenfalls verfügen sich Fellner und Eisner mit dem Dienstwagen nach Niederösterreich, wo ihnen auf einem hübschen Gut ein Graf begegnet, der «im Herzen» Bauer ist und in Wahrheit Waffendealer. Es geht, wir ahnen's bald, um Ventile für das iranische Atompgrogramm, die der Diplomat ausgerechnet in Österreich bestellen wollte. Wobei der Graf geholfen hat. Derlei Verwicklungen aber fesseln nicht annähernd so sehr wie das unauffällig abgeklebte Emblem einer eher unbekannten Automarke.

Dennoch fährt und fährt und fährt (und fährt) das unbekannte Gefährt durch gefühlt jede zweite Szene des Films, was nicht überall gut ankommt ...

Mit ihrem silbernen W, wir erwähnten's schon, machen die Kommissare dem Grafen ihre Aufwartung, der verdächtig nach Udo Samel aussieht, vielleicht sogar nach Ernst Stavro Blofeld, und zur Vermeidung von Schleichwerbung die Augen schick abgedeckt hat.

Und während die Polizei hin- und her ermittelt, um die Lieferung der brisanten Atomware in den Iran zu stoppen, hat bereits jemand das Mobiltelefon von Eisner angezapft. Oder mit einem Trojaner verseucht. Oder abgehört. Oder was auch immer man da genau macht beim Geheimdienst, so sieht es aus:

Es erweist sich also, dass ein gewisser nahöstlicher Geheimdienst hinter dem Mord an dem persischen Atomventilorganisator steckt und überdies alles weiss, was die Kommissare auch wissen. Zum Beispiel, dass da bei der Fahrt übers niederösterreichische Land einmal pittoresk ein Igel über die Strasse hoppelt, was Twitter fast zum Platzen bringt.

Der böse Graf droht bereits ungeschoren davonzukommen, da wird er von einer Motorradstreife des Mossad gestellt und durchlöchert. Ein dramaturgischer Kniff, der durchaus kritisch gesehen wird. Zumal die Agenten nun ihrerseits davonkommen, ungeschoren.

Am Ende steigt Eisner in ein Taxi, um seine rekonvaleszierende Tochter zu besuchen. Es ist, um es episch zu machen und den Kreis zu schliessen, der Taxifahrer aus der ersten Szene, der, dessen schönes altes Taxi von dem stürzenden Diplomaten zertrümmert wurde. Wo ein VW nur W heissen darf, kann auch die Marke aus Rüsselsheim nicht unter ihrem Logo auftreten. Erkannt wird sie dennoch ... und macht kurz vor Schluss noch als «Product Placement der Herzen» das Rennen.

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