Frankreich
Gesellschaft & Politik

Macron bleibt auch nach Präsidentschaftsdebatte Favorit

epa05888842 French presidential election candidate for the En Marche! (Forward!) movement Emmanuel Macron attends a debate organized by French private TV channels BFM TV and CNews, between the eleven  ...
Ehemaliger Investmentbanker, proeuropäisch und parteiunabhängig: Emmanuel Macron.Bild: EPA/AFP POOL

Macron nach TV-Debatte weiter Favorit für Frankreichs Präsidentschaft

05.04.2017, 05:4405.04.2017, 07:38
Mehr «Frankreich»

Die Frage eines möglichen EU-Austritts polarisiert den französischen Präsidentenwahlkampf. Bei der TV-Debatte am Dienstagabend griffen Bewerber von links und rechts die Europäische Union scharf an. Die Zuschauer überzeugte Jean-Luc Mélenchon am meisten.

Nach Angaben des Instituts Elabe hielten bei einer Blitzumfrage nach der Debatte rund 25 Prozent der Zuschauer Mélenchon für den überzeugendsten Kandidaten, vor Emmanuel Macron (21 Prozent), François Fillon (15 Prozent) und Marine Le Pen (11 Prozent).

Far-left presidential candidate for the presidential election Jean-Luc Melenchon attends a television debate at French private TV channels BFM TV and CNews, in La Plaine-Saint-Denis, outside Paris, Fr ...
Hat die Zuschauer am meisten überzeugt: Jean-Luc Mélenchon.Bild: AP/AFP POOL

Im Kampf um die Präsidentschaft behält dagegen der parteiunabhängige Macron seine Favoritenrolle. Nach Meinung der Zuschauer präsentierte der ehemalige Wirtschaftsminister in der vierstündigen Diskussion aller elf Kandidaten das beste politische Programm.

Mit der Chefin des rechtsextremen Front National Le Pen lieferte sich der 39-Jährige einen heftigen Schlagabtausch über das Streitthema Europa. Der ehemalige Investmentbanker, der einen proeuropäischen Kurs fährt, bezichtigte seine Erzrivalin am Dienstagabend im Fernsehen, Lügen zu verbreiten.

«Gleiche Lügen wie der Vater»

«Nationalismus ist Krieg. Ich weiss es. Ich komme aus einer Region, die voll mit Kriegsgräbern ist», sagte Macron. Dieser stammt aus der Region Somme. Dort tobte 1916 die blutigste Schlacht des Ersten Weltkriegs.

Le Pen konterte: «Sie sollten nicht vorgeben, etwas Neues zu sein, wenn man wie alte Fossilien spricht, die mindestens 50 Jahre alt sind». Macron setzte darauf hin nach: «Es tut mir leid, Ihnen mitteilen zu müssen, Madame Le Pen, aber Sie sprechen dieselben Lügen aus, die wir von Ihrem Vater 40 Jahre lang gehört haben.»

epa05888645 French presidential election candidates (L-R), far-left Lutte Ouvriere (LO) party Nathalie Arthaud; far-right National Front (FN) party Marine Le Pen; left-wing French Socialist (PS) party ...
Bild: EPA/AFP POOL

Le Pen hat versprochen, den Euro in Frankreich abzuschaffen und eine Volksabstimmung über die EU-Mitgliedschaft anzusetzen.

Macron diente unter dem aktuellen Präsidenten François Hollande von den Sozialisten als Wirtschaftsminister. Im August 2016 gab Macron sein Amt ab, um sich ganz dem Aufbau seiner Wahlkampagne zu widmen, die von der neuen politischen Bewegung «En Marche» getragen wird.

«Dschihadisten-Universität»

Hitzig wurde auch über den Kampf gegen Terrorismus diskutiert. Frankreich sei eine «Dschihadisten-Universität», polterte Le Pen. «Wir müssen unsere Grenzen wiederbekommen. Denn es ist absolut unmöglich, gegen den Terrorismus zu kämpfen, wenn wir nicht wissen, wer in unser Land kommt.»

Mélenchon kritisierte dagegen den seit den Terroranschlägen vom 13. November 2015 geltende Ausnahmezustand: «Wir müssen aus dem permanenten Ausnahmezustand aussteigen.»

Die besten Aussichten, nach dem ersten Wahlgang am 23. April in die Stichwahl am 7. Mai einzuziehen, haben laut Umfragen Le Pen und Macron. Dieses direkte Duell dürfte demnach dann Macron klar für sich entscheiden.

Allerdings sind fast 40 Prozent der Wähler noch unentschieden. Demoskopen weisen zudem darauf hin, dass viele Befragte nicht offen sagen wollen, für wen sie in der zweiten Runde stimmen würden.

Zur letzten TV-Debatte sollen die Kandidaten am 20. April, drei Tage vor der ersten Wahlrunde, aufeinandertreffen. (sda/reu/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
25 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Fischra
05.04.2017 07:21registriert Juli 2016
Ich drücke Macron die Daumen. Rechtspopulisten mit ihrer Nationalkonservativen Gesinnung haben nichts mehr verloren auf dieser Welt.
4917
Melden
Zum Kommentar
avatar
Herbert Anneler
05.04.2017 08:58registriert August 2015
Le Pen spricht dauernd von Liberté und will deshalb Frankreich aus der EU führen - und es sogleich an Putin und Trump verkaufen. Was ist dies für eine Liberté??? Die Rechten in Europa sind total von der Rolle! Narzissten, Egomanen, Oligarchen, Kleptokrakraten, korrupte Richter: das politische Programm der Freunde der europäischen Rechten - Liberté für wen? Sicher nicht für die BürgerInnen Europas. In Frankreich geht es um das Schicksal nicht nur der EU, sondern Europas und der EuropäerInnen insgesamt.
288
Melden
Zum Kommentar
avatar
ojama
05.04.2017 07:53registriert April 2016
Diese 40% unentschiedenen, die nicht sagen wollen für wen sie stimmen werden, tönen hässlich nach LePen Wählern. Hoffentlich sind sie's nicht.
245
Melden
Zum Kommentar
25