Sechs Jahre nach Beginn der Finanzkrise hat sich die Stimmung in den Volkswirtschaften rund um den Globus unterschiedlich entwickelt. In den meisten Ländern ist weiterhin eine grosse Verunsicherung zu spüren, was die wirtschaftliche Zukunft bringt. Vor allem in den Nationen, die am meisten unter der Krise gelitten haben, herrscht grosser Pessimismus. Zu diesem Schluss kommt das US-amerikanische Forschungszentrum Pew, das in 44 Staaten 48'643 Personen danach befragt hat, wie sie die wirtschaftliche Situation ihrer Länder beurteilen.
Bei den Industrienationen stechen vor allem die europäischen Krisenstaaten ins Auge, die das Vertrauen der Bevölkerung nahezu komplett verloren haben. In Griechenland sagten lediglich 2 Prozent, dass die Wirtschaft auf gutem Weg ist. Und nur gerade mal 3 Prozent der befragten Italiener fühlen sich wirtschaftlich auf Rosen gebettet, dicht gefolgt von Spanien und Frankreich mit 8 Prozent beziehungsweise 12 Prozent.
In Deutschland hingegen sprechen satte 85 Prozent der Befragten von wirtschaftlicher Zufriedenheit (siehe Grafik).
Die wirtschaftlichen Herausforderungen sind mannigfaltig – aber wo drückt der Schuh am meisten? Die grösste Angst der Bevölkerung in den Krisenstaaten Griechenland, Italien und Spanien ist, den Job zu verlieren. Aber auch die gestiegenen Preise oder die Schere zwischen Arm und Reich beschäftigen die Menschen. Dementsprechend sagen 98 Prozent der Griechen, dass ihnen die schlechten Jobaussichten Sorgen bereiten, und für 79 Prozent der Italiener sind Staatsschulden ein grosses Problem.
Nach dem Freudenfest die Katerstimmung: Wir reden hier von Brasilien, dem grössten und wirtschaftlich potentesten Land Südamerikas. Zu den grössten Herausforderungen für die brasilianische Wirtschaft zählen nach wie vor die Inflation und die Kluft zwischen Arm und Reich. Die wirtschaftliche Zufriedenheit nahm zwischen 2013 und 2014 um 27 Prozentpunkte ab. Gegenwärtig hat auch der nördliche Nachbar, Venezuela, wenig zu lachen. Das politische und wirtschaftliche Umfeld ist desolat. Die wirtschaftliche Zufriedenheit nahm um 15 Prozentpunkte ab.
Neben den Staaten, deren wirtschaftliches Klima sich aus Sicht der Bevölkerung verdüstert hat, gibt es aber Regionen, die optimistischer in die Zukunft blicken. Beispielsweise Grossbritannien, Pakistan, Uganda oder Israel. Währen in Grossbritannien 2013 lediglich 15 Prozent der Befragten guter Dinge waren, sind es 2014 bereits 43 Prozent. Und auch die Pakistani blicken positiver in die Zukunft als 2013.
Die Aussichten sind allgemein wenig erbaulich, schenkt man Marc Faber Glauben. In einem Interview mit der «Finanz und Wirtschaft» sagte der Börsenexperte und Fondmanager: «Ich gehe davon aus, dass sich die Weltwirtschaft in den nächsten sechs bis zwölf Monaten entgegen allen Erwartungen abschwächen wird. Europa wächst grundsätzlich nicht, und in den Schwellenländern findet eine deutliche Verlangsamung statt.»
Sein Pessimismus spiegelt sich auch im Befinden der Griechen, Franzosen und Italiener wieder: 53 Prozent der Hellenen glauben, dass sich die wirtschaftliche Situation in ihrem Land verschlechtern wird, 48 Prozent der Franzosen sehen dies gleich, ebenso 36 Prozent der befragten Italiener. Damit sind die Griechen sogar noch pessimistischer als die Libanesen mit 46 Prozent oder die Argentinier mit 37 Prozent.
Immer noch optimistisch ist die chinesische Bevölkerung eingestellt: 80 Prozent der Befragten glauben, dass sich die wirtschaftliche Situation verbessern wird. 77 Prozent sind es derweil in Peru. Bei den Entwicklungsländern schwingen die Senegalesen oben aus mit 73 Prozent, dicht gefolgt von Bangladesch und Tansania mit 66, beziehungsweise 60 Prozent, die den Glauben daran haben, dass ihr Land wirtschaftlich zulegen wird.