Was für ein Entscheid! Die Iren haben sich mit einem klaren Ja für die Einführung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare ausgesprochen. Die Deutlichkeit des Entscheids überraschte: Das Land galt lange als stock-konservativ. Noch bis 1993 stellte das Land die Liebe zwischen zwei Männern oder zwei Frauen unter Strafe.
Das Resultat der Abstimmung ist ein Resultat der Aufklärung in der irischen Gesellschaft in den letzten Jahren. Die katholische Kirche, die die Werte des Landes prägte und auch Jahrzehnte nach dem Nordirland-Konflikt eine wichtige Rolle im Staat inne hatte, hat spätestens seit den Missbrauchs-Skandalen von Geistlichen an Macht verloren.
An der Stelle der Kirche entstand ein neues, freiheitliches und durchaus pragmatisches Selbstbewusstsein in der irischen Gesellschaft, welches sich nicht mehr von Ideologien bestimmen lässt, sondern von der Frage: Wie sieht die Realität aus? Die Realität war in der heutigen Abstimmung einfach zu definieren: Gleichgeschlechtliche Liebe existiert. Sie bringt Schwulen, Lesben, Bisexuellen Glück und Freude. Sie wird gelebt. Geben wir ihnen das Recht, ihren Bund der Liebe anerkennen zu lassen.
Auf der anderen Seite waren die Gegner. Sie zogen mit scheinheiligen Argumenten in den Abstimmungskampf und koppelten die Frage der Homo-Ehe an das Bild der traditionellen Familie: Eine Familie braucht eine Mutter und einen Vater. Schwule und Lesben passen hier nicht gut ins Bild.
Den gleichen Fehler machen alle Konservativen – auch in der Schweiz. Sie reservieren den «Ehe»-Begriff für heterosexuelle Paare und behaupten, dass es für andere Lebensformen die eingetragene Partnerschaft gibt. Auch hier ignorieren sie die Realitäten: Partnerschaften unterscheiden sich selbst im Jahr 2015 in vielen Fragen deutlich von der traditionellen Ehe.
Selbstverständlich lehnen konservative Kreise auch das Adoptionsrecht für homosexuelle Paare ab – weil dies dem Kindeswohl schade. Die Realität ist aber auch hier eine andere: Es gibt bereits heute viele Kinder, die in «Regenbogenfamilien» aufwachsen. Und es geht ihnen in den meisten Fällen sehr gut.
Die Iren haben in ihrem mutigen Entscheid heute gezeigt, dass diese Ängste, Vorurteile oder Hass gegen Schwule und Lesben durchaus mit Aufklärung aufgebrochen werden können.
Siegerin dieses historischen Tages ist die Liebe.
Ich glaube in der Schweiz gehen viele Organisationen die Aufklärung falsch an. Das Thema Homosexualität wird viel zu fest sexualisiert. Es ist zwar sicher richtig auf die Krankheiten anzusprechen aber es jeweils zu verbinden finde ich falsch. Es geht ja nicht um Sex sondern um Liebe. Im ganzen Abstimmungskampf in Irland haben die Iren es geschafft genau das auszudrücken. Ohne Klischees und Sex. Da müssen sich unsere Organisationen ein grosses Beispiel davon nehmen.