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Hoeness hinterzog 18,5 Millionen Euro – oder sind es 33,5 Millionen?

Uli Hoeness und seine Anwälte betreten den Gerichtssaal.
Uli Hoeness und seine Anwälte betreten den Gerichtssaal.Bild: Getty Images Europe
Prozess gegen Bayern-Präsident

Hoeness hinterzog 18,5 Millionen Euro – oder sind es 33,5 Millionen?

Der erste Verhandlungstag im Prozess gegen Bayern-Präsident Uli Hoeness vor dem Landgericht Bayern II war kurz nach 15.00 Uhr zu Ende. Am Dienstag geht es um 09.30 Uhr weiter.
10.03.2014, 09:2112.03.2014, 08:34
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Sind es noch 15 Millionen mehr?

Kurz vor Ende des ersten Prozesstages wurde die Verhandlung unterbrochen, weil ein ehemaliger Steuerfahnder, der Hoeness bei der Selbstanzeige geholfen hat, die Aussage verweigert. Die Staatsanwaltschaft besteht darauf, dass der Mann aussagt. Nun wird darüber beraten. Weiter zu reden geben die 15 Millionen Euro, die Uli Hoeness zusätzlich hinterzogen hat. Dieser Betrag basiert offenbar auf den rund 70'000 Seiten, die von der Bank Vontobel nach Hoeness' Selbstanzeige überwiesen wurden. Die hinterzogene Summe könnte folglich 33,5 Millionen Euro. Laut der Gerichtssprecherin könnte das Verfahren aufgrund der neuen Erkenntnisse länger dauern als vier Tage.

Was die Deutschen empört

Im Gerichtssaal werden zwei Steuerfahnder aus Stuttgart und München vernommen. Hier eine interessante Umfrage des Deutschen Instituts für Gütesicherung und Kennzeichnung zu den grössten Moralaufregern 2013:

Wie bei Vater Graf?

Die Mittagspause ist beendet, es geht mit der Einvernahme der Zeugen weiter. Spiegel Online erinnert derweil an einen anderen prominenten Steuerprozess: Peter Graf, der Vater von Tennisstar Steffi Graf, wurde 1997 wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 12,3 Millionen D-Mark zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Was bedeutet das angesichts der 18,5 Millionen Euro im Fall Hoeness? Gerichtssprecherin Andrea Titz erklärte dazu in der Pause, das komme darauf an, ob diese Summe für den gleichen Zeitraum gelte – also die Jahre 2003 bis 2009 – und die Tat somit noch nicht verjährt sei, so Focus Online.

Deutschland empört sich

Auf Twitter sorgen die neusten Enthüllungen um die zusätzlichen 15 hinterzogenen Millionen erwartungsgemäss für heftige Reaktionen:

Was zählt die Selbstanzeige?

Der deutsche Bundesgerichtshof hat festgelegt: Wer mehr als eine Million Euro Steuern hinterzieht, muss ins Gefängnis. Die zentrale Frage im Fall Hoeness lautet, ob das Gericht die Selbstanzeige aus dem Januar 2013 ganz oder teilweise als strafbefreiend bewertet. Die «ganz spannende Frage» werde sein, inwieweit man Hoeness «trotz der verunglückten Selbstanzeige Strafmilderung gewähren kann», sagte der Chef der Deutschen Steuer-Gewerkschaft, Thomas Eigenthaler. Hoeness sagte vor Gericht aus, er habe sich bereits «im Herbst 2012 zur Abgabe einer Selbstanzeige entschieden». Eingereicht hat er sie erst im folgenden Januar, und das ziemlich überhastet.

Weitere 15 Millionen hinterzogen

Der Vernehmung von Uli Hoeness ist beendet, das Gericht macht bis 13 Uhr Mittagspause. Für einen Paukenschlag sorgte Verteidiger Hanns Feigen: Er erklärte, Uli Hoeness habe nicht nur 3,5 Millionen Euro an Steuern hinterzogen. Hinzu kommen weitere 15 Millionen Euro aus Spekulationsgewinnen aus Devisentermingeschäften. Die Summe ist offenbar nicht verjährt. Hoeness gebe sie aus freien Stücken zu, betonte Anwalt Feigen. Die Staatsanwaltschaft hatte Hoeness nur wegen Hinterziehung von 3,55 Millionen Euro angeklagt.

«Wir haben Robben, die haben nur Roben!»

Der Hoeness-Prozess sorgt für mehr oder weniger lustige Wortmeldungen auf Twitter. Hier eine kleine Auswahl:

Und natürlich dürfen die Bayern-Hasser nicht fehlen:

«Richter gnadenlos» treibt Hoeness in die Enge

Derzeit läuft die Befragung des Angeklagten durch Richter Rupert Heindl, der den Übernamen «Richter gnadenlos» trägt. Im Ton durchaus freundlich, in der Sache aber knallhart fragt Heindl nach Hoeness' Spekulationsgeschäften und seinen Anlagestrategien. Offenbar gerät der Bayern-Präsident dabei ziemlich ins Schwitzen, berichtet Focus Online. Das Magazin tickert aus dem Gerichtssaal, obwohl das nicht erlaubt wäre.

«Ja, ich habe Steuern hinterzogen.»

Nach dem Verlesen der Anklageschrift ergreift Uli Hoeness das Wort: «Ja, ich habe Steuern hinterzogen», liest er vom Blatt ab. Er werde alles tun, um dieses bedrückende Kapitel abzuschliessen und bereue seine Tat zutiefst, sagt er laut Focus Online. Sein Konto habe er «nur zum Zocken» gehabt: «Das war der Kick, das pure Adrenalin.» Hoeness betont aber auch, er sei «kein Sozialschmarotzer». Er habe fünf Millionen Euro gespendet «und in den vergangen Jahren 50 Millionen Euro Steuern gezahlt».

Uli Hoeness mit seinem Anwaltsteam.
Uli Hoeness mit seinem Anwaltsteam.Bild: EPA/DPA

Happige Vorwürfe der Staatsanwaltschaft

Im Gericht wurde die mit Spannung erwartete Anklageschrift ausgeteilt. Und die Vorwürfe darin sind schwerer, als bislang gedacht: Hoeness soll 33,5 Millionen Euro dem Finanzamt nicht angegeben und so 3,545 Millionen Euro Steuern hinterzogen haben. Hoeness soll ausserdem zu Unrecht Verluste aus Geldgeschäften angegeben und daraus Steuervorteile in Höhe von 5,5 Millionen Euro erhalten haben. 

Riesenandrang vor dem Gericht

Vor dem Landgericht in München wurden dutzende Übertragungswagen in Stellung gebracht. Der Andrang vor dem Presseeingang ist gewaltig. Insgesamt gab es 454 Anfragen von Journalisten. Vor dem Gebäude haben sich auch erwartungsgemäss einige Bayern-Fans versammelt. «Milde für Uli Hoeness, er tut soviel Gutes,» steht auf einem Transparent. Der Bayern-Präsident fuhr zusammen mit Frau Susi kurz nach 9 Uhr beim Gerichtsgebäude vor. Der Prozess beginnt um 9.30 Uhr.

Uli Hoeness und Ehefrau Susi fahren beim Gerichtsgebäude vor.
Uli Hoeness und Ehefrau Susi fahren beim Gerichtsgebäude vor.Bild: Getty Images Europe

(pbl)

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