Kurz vor Ende des ersten Prozesstages wurde die Verhandlung unterbrochen, weil ein ehemaliger Steuerfahnder, der Hoeness bei der Selbstanzeige geholfen hat, die Aussage verweigert. Die Staatsanwaltschaft besteht darauf, dass der Mann aussagt. Nun wird darüber beraten. Weiter zu reden geben die 15 Millionen Euro, die Uli Hoeness zusätzlich hinterzogen hat. Dieser Betrag basiert offenbar auf den rund 70'000 Seiten, die von der Bank Vontobel nach Hoeness' Selbstanzeige überwiesen wurden. Die hinterzogene Summe könnte folglich 33,5 Millionen Euro. Laut der Gerichtssprecherin könnte das Verfahren aufgrund der neuen Erkenntnisse länger dauern als vier Tage.
OLG-Sprecherin Titz zu #Hoeneß-Verfahren: Beweisaufnahme kann sich durch neue Unterlagen und neue Summen länger als vier Tage hinziehen
— Jörg Völkerling (@jv_joevoe) 10. März 2014
Unser Gerichtsreporter Michael Watzke im Blog: "An #Hoeneß' Stelle wäre ich spätestens jetzt hochnervös." http://t.co/Nk9btpj4ZG
— B5_Rundschau (@B5_Rundschau) 10. März 2014
Im Gerichtssaal werden zwei Steuerfahnder aus Stuttgart und München vernommen. Hier eine interessante Umfrage des Deutschen Instituts für Gütesicherung und Kennzeichnung zu den grössten Moralaufregern 2013:
Der Hoeneß Steuerskandal gehörte 2013 zu den Top 3 Moralaufregern. #Hoeness #Moral #Studie pic.twitter.com/Gc3UW1Mlg8
— RAL Gütezeichen (@RalGuetezeichen) 10. März 2014
Die Mittagspause ist beendet, es geht mit der Einvernahme der Zeugen weiter. Spiegel Online erinnert derweil an einen anderen prominenten Steuerprozess: Peter Graf, der Vater von Tennisstar Steffi Graf, wurde 1997 wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 12,3 Millionen D-Mark zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Was bedeutet das angesichts der 18,5 Millionen Euro im Fall Hoeness? Gerichtssprecherin Andrea Titz erklärte dazu in der Pause, das komme darauf an, ob diese Summe für den gleichen Zeitraum gelte – also die Jahre 2003 bis 2009 – und die Tat somit noch nicht verjährt sei, so Focus Online.
Auf Twitter sorgen die neusten Enthüllungen um die zusätzlichen 15 hinterzogenen Millionen erwartungsgemäss für heftige Reaktionen:
Wenn 18,5 Mio.€ hinterzogene Steuern nicht für eine lange Haftstrafe ausreichen, gibt es quasi keine Haftstrafe mehr in Deutschland #hoeness
— RA Roscher-Meinel (@lawyerberlin) 10. März 2014
Zahl des Tages: 18,5 Mio.€. Wenn das keine Haftstrafe gibt, läuft was falsch in #Deutschland #Hoeness #hoenessprozess
— Stefan Döring (@Doering_Stefan) 10. März 2014
Der deutsche Bundesgerichtshof hat festgelegt: Wer mehr als eine Million Euro Steuern hinterzieht, muss ins Gefängnis. Die zentrale Frage im Fall Hoeness lautet, ob das Gericht die Selbstanzeige aus dem Januar 2013 ganz oder teilweise als strafbefreiend bewertet. Die «ganz spannende Frage» werde sein, inwieweit man Hoeness «trotz der verunglückten Selbstanzeige Strafmilderung gewähren kann», sagte der Chef der Deutschen Steuer-Gewerkschaft, Thomas Eigenthaler. Hoeness sagte vor Gericht aus, er habe sich bereits «im Herbst 2012 zur Abgabe einer Selbstanzeige entschieden». Eingereicht hat er sie erst im folgenden Januar, und das ziemlich überhastet.
Der Vernehmung von Uli Hoeness ist beendet, das Gericht macht bis 13 Uhr Mittagspause. Für einen Paukenschlag sorgte Verteidiger Hanns Feigen: Er erklärte, Uli Hoeness habe nicht nur 3,5 Millionen Euro an Steuern hinterzogen. Hinzu kommen weitere 15 Millionen Euro aus Spekulationsgewinnen aus Devisentermingeschäften. Die Summe ist offenbar nicht verjährt. Hoeness gebe sie aus freien Stücken zu, betonte Anwalt Feigen. Die Staatsanwaltschaft hatte Hoeness nur wegen Hinterziehung von 3,55 Millionen Euro angeklagt.
Der Hoeness-Prozess sorgt für mehr oder weniger lustige Wortmeldungen auf Twitter. Hier eine kleine Auswahl:
#Hoeneß siegessicher: "Wir haben Robben, die haben nur Roben!" (Original-Kalauer)
— Mutti, der Libero (@muttiderlibero) 10. März 2014
Neue Vorwürfe gegen #Hoeness aufgetaucht? #hoenessprozess pic.twitter.com/494eE1pD84
— extra3 (@extra3) 10. März 2014
Und natürlich dürfen die Bayern-Hasser nicht fehlen:
#Hoeneß muss meinetwegen nicht in den Knast,wenn er dafür diesen scheiß Verein aus dem Süden auflöst #vereinmitdenmeisteneventunderfolgsfans
— Timo Bensing (@Bense9) 10. März 2014
Derzeit läuft die Befragung des Angeklagten durch Richter Rupert Heindl, der den Übernamen «Richter gnadenlos» trägt. Im Ton durchaus freundlich, in der Sache aber knallhart fragt Heindl nach Hoeness' Spekulationsgeschäften und seinen Anlagestrategien. Offenbar gerät der Bayern-Präsident dabei ziemlich ins Schwitzen, berichtet Focus Online. Das Magazin tickert aus dem Gerichtssaal, obwohl das nicht erlaubt wäre.
Merkwürdiges Rechtsverständnis: @focusonline ignoriert Verbot des Richters und tickert Satz für Satz vom #Hoeneß-Prozess.
— Nils Kubowitsch (@nilskubo) 10. März 2014
Nach dem Verlesen der Anklageschrift ergreift Uli Hoeness das Wort: «Ja, ich habe Steuern hinterzogen», liest er vom Blatt ab. Er werde alles tun, um dieses bedrückende Kapitel abzuschliessen und bereue seine Tat zutiefst, sagt er laut Focus Online. Sein Konto habe er «nur zum Zocken» gehabt: «Das war der Kick, das pure Adrenalin.» Hoeness betont aber auch, er sei «kein Sozialschmarotzer». Er habe fünf Millionen Euro gespendet «und in den vergangen Jahren 50 Millionen Euro Steuern gezahlt».
Im Gericht wurde die mit Spannung erwartete Anklageschrift ausgeteilt. Und die Vorwürfe darin sind schwerer, als bislang gedacht: Hoeness soll 33,5 Millionen Euro dem Finanzamt nicht angegeben und so 3,545 Millionen Euro Steuern hinterzogen haben. Hoeness soll ausserdem zu Unrecht Verluste aus Geldgeschäften angegeben und daraus Steuervorteile in Höhe von 5,5 Millionen Euro erhalten haben.
Anklageschrift gegen Hoeneß, letzte Seite pic.twitter.com/zUgv7almVt
— Bastian Brinkmann (@basbrinkmann) March 10, 2014
Anklageschrift gegen Hoeneß, Seite drei von vier pic.twitter.com/ijBf4XpMv2
— Bastian Brinkmann (@basbrinkmann) March 10, 2014
Anklageschrift gegen Hoeneß, Seite zwei von vier pic.twitter.com/DcbuTiogtq
— Bastian Brinkmann (@basbrinkmann) March 10, 2014
Anklageschrift gegen Hoeneß, Seite eins von vier pic.twitter.com/YMmWxtxP3p
— Bastian Brinkmann (@basbrinkmann) March 10, 2014
Vor dem Landgericht in München wurden dutzende Übertragungswagen in Stellung gebracht. Der Andrang vor dem Presseeingang ist gewaltig. Insgesamt gab es 454 Anfragen von Journalisten. Vor dem Gebäude haben sich auch erwartungsgemäss einige Bayern-Fans versammelt. «Milde für Uli Hoeness, er tut soviel Gutes,» steht auf einem Transparent. Der Bayern-Präsident fuhr zusammen mit Frau Susi kurz nach 9 Uhr beim Gerichtsgebäude vor. Der Prozess beginnt um 9.30 Uhr.
#Hoeneß #Prozess um 6.40 Uhr! pic.twitter.com/H83oxQ2qq3
— Oliver Grothmann (@olg66) March 10, 2014
Vor Prozessbeginn #hoeneß pic.twitter.com/VFQ3BNA29X
— Alf Meier (@AlfMeierBR) March 10, 2014
(pbl)