Auf sein hohes Alter und seine angeblich schweren Krankheiten angesprochen, reagiert der greise Mann schon seit längerem mit sehr eigenwilligem Humor: «Ich bin schon oft gestorben, deshalb bin ich Christus überlegen. Er ist nur einmal gestorben und wieder auferstanden», witzelte der Katholik jüngst. Zumindest in den gleichgeschalteten Staatsmedien braucht er keine Kritik zu fürchten.
Im Unterschied zu früheren Geburtstagsfeiern hat Robert Mugabe, der seit 1980 sein Land mit eiserner Hand beherrscht, zumindest aus persönlicher Sicht Grund zu guter Laune. Wenn er sich am 21. Februar feiern lässt, darf sich der 90-Jährige zumindest international als politischer Sieger fühlen: Denn nach seinem Wahlsieg 2013 begegnet ihm der oft von ihm wüst beschimpfte Westen mit etwas mehr Nachsicht - das gilt zumindest für Europa, Washington bleibt unvermindert hart.
Die Europäische Union, die Mugabe und seinen engsten Machtzirkel wegen zahlreicher Menschenrechtsverletzungen mit Sanktionen belegt hat, scheint langsam umzudenken. Brüssel hatte die Sanktionen schon 2012 gelockert. Nun plant die EU die Aufhebung der Einreiseverbote für acht Personen, allerdings nicht für Mugabe und seine Frau. Trotzdem darf der Präsident im April am EU-Afrika-Gipfel in Brüssel teilnehmen, wie Diplomaten in Harare berichten.
Ein ranghoher europäischer Diplomat in Pretoria beklagt den Kursschwenk bitter: «Offenbar genügen uns Europäern schon friedliche Wahlen, um weich zu werden. Wahlbetrügereien und die alltägliche Willkür des Staates gegen die Bürger interessieren wohl nicht mehr.» Die Opposition in Simbabwe hatte im Sommer von einem «gigantischen Wahlbetrug» gesprochen. Die internationalen Beobachter von SADC und EU sahen aber eine weitgehend freie und friedliche Abstimmung.
Mugabe kann triumphieren, obwohl der frühere Freiheitskämpfer und Chef der Zanu-PF sein einst blühendes Land in den 34 Jahren seiner Herrschaft in den wirtschaftlichen Ruin geführt hat. Millionen Simbabwer sind seither geflohen. Auch in Afrika geniesst der Staatschef des südostafrikanischen Binnenlandes inzwischen wieder neuen Respekt. Bei der Generalversammlung der Afrikanischen Union (AU) wurde er jüngst zum Vize-Vorsitzenden gewählt. Im August soll er für ein Jahr den Vorsitz der südafrikanischen Staatengemeinschaft SADC übernehmen.
Der «Anti-Imperialist», wie Mugabe sich noch immer sieht, kann sein fragwürdiges Wirken im Namen «afrikanischer Unabhängigkeit» also quasi ungehindert fortsetzen. «Präsident Mugabe wird weiter gegen die Achse des menschlich Bösen, für das manche westlichen Regierungen stehen, kämpfen», heisst es blumig-vage auf der Internetseite seiner Partei. Dies lässt den EU-Botschafter in Südafrika, Roeland van de Geer, sorgenvoll in die Zukunft schauen: «Simbabwe ist ökonomisch am Ende, und es wird alles noch viel schlechter werden.»
Schon jetzt hängen zwei der zwölf Millionen Simbabwer von internationaler Lebensmittelhilfe ab. Die wenigen Exporterlöse für Diamanten oder Tabak kommen vor allem der kleinen Schicht um den Clan Mugabes zugute. Der Autokrat will die Wirtschaft trotz schlechter Erfahrungen weiter nationalisieren. Der greise Präsident wird sich durch das Massenelend in seinem Land kaum an rauschenden Geburtstagsfeiern hindern lassen - Hinweise, dass er vor seinem Dahinscheiden von der Macht lässt, gibt es nicht. (sza/sda)