Gesellschaft & Politik

Vater singt sterbendem Kind ein Lied vor – darf man das zeigen? Eine Kurzkritik

Umstrittenes YouTube-Video

Vater singt sterbendem Kind ein Lied vor – darf man das zeigen? Eine Kurzkritik

Ein Vater singt seinem sterbenden Säugling ein letztes Ständchen. Selten war ein Clip in unserer Redaktion derart umstritten. Deshalb fragten wir die User auf Facebook, was sie davon halten, dass wir ihn publizierten. Die Reaktionen waren ähnlich emotional und konträr.
17.11.2014, 21:2918.11.2014, 10:29
Philipp Meier
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Als Einleitung präsentiere ich Ihnen einen Kurzabriss zur Diskussion in unserer Redaktion. Der Link zur Diskussion auf Facebook folgt ganz am Schluss.

So viel vorneweg: Mit bis dato 55 Social-Media-Interaktionen war der Clip für unsere Verhältnisse viral wenig erfolgreich. Alleine das ist schon Zeichen genug, dass er bei unseren Usern wenig Anklang fand. Bei anderen Portalen machte er viel mehr Shares. Anders sind die 14 Millionen Views nicht zu erklären, die er bis heute zählt. 

Es mag ein Widerspruch sein, dass ich den Clip nun nochmals einbette. Ich möchte jedoch nicht lange um den heissen Brei rum schreiben und traue Ihnen ein Urteil zu. Es ist nichts offensichtlich Abstossendes zu sehen.

Als Social-Media-Redaktor nehme ich an den Redaktionskonferenzen teil und sitze direkt am Newsdesk. Deshalb habe ich die Diskussionen in der Sitzung, sowie am Newsdesk mitverfolgen können. 

Ich selber machte in der Diskussion einen Wandel durch: Nach anfänglicher Skepsis – ich mag billigsten Clickbait überhaupt nicht – sah ich letztendlich keinen Grund mehr, diesen Clip nicht zu veröffentlichen. Weder ist der Säugling wirklich zu sehen, noch bricht der Vater zusammen. Es ist zwar eine emotional sehr berührende Situation, aber es sollte auch normal sein dürfen, dass jemand auf diese Art und Weise von einem Menschen Abschied nimmt. Die einzige Unsicherheit, die mich im Moment noch umtreibt, ist der Gedanke daran, ob es sich vielleicht nicht doch um einen Fake-Clip handeln könnte.

Der Vorbehalt seitens der Kritiker innerhalb der Redaktion war zum Einen der, dass der Clip viel zu traurig sei, um den Menschen zuzumuten, die unsere Seite besuchen. Der Hashtag #NewsUnfucked bedeute nämlich auch, dass wir vor allem mit positiven Nachrichten punkten möchten. Zum Anderen kritisierten sie, dass es schon fast an Pietätlosigkeit grenze, dass wir mit diesem Clip Traffic generieren möchten. 

Trotz den guten Gegenargumenten, konnten die Kritiker nicht verhindern, dass der Clip veröffentlicht wurde. Es setzte sich die Meinung durch, dass es unterschiedliche Formen gäbe, um von sterbenden Menschen Abschied zu nehmen, und die im Clip dargestellte Form auch im positiven Sinn rührend sein kann.

Ich nahm diese watson-interne Diskussion zum Anlass, die User auf unserer Facebook-Page zu fragen, was sie davon halten, dass wir den Clip veröffentlichten. Die anschliessende Diskussion kann hier nachgelesen werden.

Was halten Sie davon, dass wir diesen Clip veröffentlichten? Schreiben Sie es unten in die Kommentare oder per Email an philipp.meier@watson.ch (ich werde die eingehenden Meinungen direkt hier im Artikel anhängen).

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