In der Schweiz waren letztes Jahr so viele Menschen inhaftiert wie nie zuvor, wie das Bundesamt für Statistik (BfS) für den Stichtag vom 4. September 2013 ermittelte.
Der Anteil der Frauen blieb konstant; bei den Minderjährigen war sogar ein Rückgang zu verzeichnen. Hingegen ist der Anteil der erwachsenen Männer gestiegen. Auch der Ausländeranteil (erst seit 2004 erfasst) erreichte 2013 ein Allzeithoch: Drei von vier Insassen haben keinen Schweizer Pass.
Ein Grund für die Überbelegung ist, dass mehr Menschen zu Freiheitsstrafen verurteilt werden, auch wenn seit Einführung der neuen Strafprozessordnung im Jahr 2007 die Hauptsanktion eine Geldstrafe ist.
Seit 1999 habe die Zahl der Verurteilten um 35 Prozent zugenommen, schreibt das Bundesamt für Statistik in seiner Mitteilung. Im vergangenen Jahr habe die Zahl mit 3667 Insassen im Straf- und Massnahmenvollzug einen neuen Rekord erreicht.
51 Prozent der Insassen waren gemäss der Statistik verurteilte Personen im Straf- und Massnahmenvollzug. 30 Prozent der Inhaftierten befanden sich in der Untersuchungshaft.
Auch hinsichtlich Todesfälle gab es zuletzt einen Negativ-Rekord: 2012 starben in Schweizer Gefängnissen 29 Personen, mehr als doppelt so viele wie in den Jahren zuvor. In der Regel handelt es sich bei der Hälfte der Todesfälle um Suizide.
Und dann noch eine erfreuliche Statistik: Die Zahl der Ausbrüche ist 2013 im Vergleich zum Vorjahr von 33 auf 24 gesunken.
Ebenfalls erfreulich ist die Entwicklung bei den Jugendlichen: Die Zahl der inhaftierten Minderjährigen hat seit 2011 um rund einen Viertel abgenommen. Gemäss BfS waren 575 Minderjährige nach Jugendstrafrecht in geeigneten Einrichtungen oder in Haft – neun Prozent weniger als im Vorjahr.
Grund sei, dass die Gerichte bei Jugendlichen weniger Freiheitsstrafen verhängen würden, sagte Blaise Péquignot, Sekretär des Strafvollzugskonkordats der sieben lateinischen Kantone, der Nachrichtenagentur sda. Freiheitsstrafen gälten nur noch als allerletztes Mittel bei Jugendlichen.
Auch bei dieser Altersgruppe gilt übrigens, dass der Anteil des weiblichen Geschlechts weit unter jenem des männlichen liegt: Maximal elf Prozent der inhaftierten Jugendlichen waren in den letzten vier Jahren weiblich.
Im Gegensatz zu den erwachsenen Häftlingen sind bei den Minderjährigen die Personen mit Schweizer Nationalität klar in der Überzahl:
Nur ein kleiner Teil der Personen im Jugendsanktionsvollzug befindet sich im eigentlichen Freiheitsentzug. Die überwiegende Mehrheit ist im Rahmen von Schutzmassnahmen bzw. vorsorglichen Schutzmassnahmen in Erziehungseinrichtungen platziert:
In den Schweizer Justizvollzugsanstalten und Gefängnissen sassen gemäss BfS auch 141 Verwahrte ein. Seit Inkrafttreten des revidierten Strafgesetzbuches im Jahr 2007 gab es gemäss dem Bundesamt durchschnittlich vier Verurteilungen mit einer Verwahrung. (kri/dhr/sda)