Gesellschaft & Politik

Serben und Albaner wollten sich eigentlich versöhnen, doch es kam zum Eklat

Rama in Serbien

Serben und Albaner wollten sich eigentlich versöhnen, doch es kam zum Eklat

10.11.2014, 17:3110.11.2014, 17:38
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Vucic und Rama beim Treffen in Belgrad
Vucic und Rama beim Treffen in BelgradBild: MARKO DJURICA/REUTERS

Im Konflikt um Kosovo ist keine Annäherung zwischen Albanien und Serbien in Sicht. Beim ersten Besuch eines albanischen Ministerpräsidenten in Belgrad seit 68 Jahren beharrten beide Seiten am Montag auf ihren Positionen. Der albanische Regierungschef Edi Rama sorgte mit seiner Äusserung, Kosovo bleibe «unwiderruflich unabhängig», für einen Eklat auf serbischer Seite.

Rama erinnerte daran, dass die Unabhängigkeit des mehrheitlich von ethnischen Albanern bewohnten Kosovos von 108 Staaten weltweit anerkannt werde. «Dies ist eine unumkehrbare Realität und diese Realität muss respektiert werden», sagte Rama. Und: Je eher die Loslösung des Kosovo akzeptiert werde, «desto schneller können wir Fortschritte erzielen».

Ramas sichtlich verärgerter serbischer Amtskollege Aleksandar Vucic erwiderte vor den Medien in Belgrad, Kosovo sei weiterhin ein Teil Serbiens.

«Dies ist eine unumkehrbare Realität und diese Realität muss respektiert werden», sagte Rama.
«Dies ist eine unumkehrbare Realität und diese Realität muss respektiert werden», sagte Rama.Bild: Darko Vojinovic/AP/KEYSTONE

Das Verhältnis zwischen Albanien und Serbien gilt seit dem Krieg 1999 um den Kosovo und dessen Unabhängigkeitserklärung 2008 als besonders angespannt. Zuvor war das überwiegend von ethnischen Albanern bewohnte Gebiet eine jugoslawische und später eine serbische Provinz.

Vucic sprach mit Blick auf Ramas Äusserungen von einer «Provokation». Es sei nicht vereinbart worden, dass dieses Thema beim Besuch Ramas erörtert werde. «Aber es ist meine Pflicht, jeden davon abzuhalten, Serbien zu demütigen.» Gleichwohl würden die Gespräche mit Albanien fortgesetzt, fügte der serbische Ministerpräsident hinzu.

 «Es ist meine Pflicht, jeden davon abzuhalten, Serbien zu demütigen», sagt Vucic.
 «Es ist meine Pflicht, jeden davon abzuhalten, Serbien zu demütigen», sagt Vucic.Bild: MARKO DJURICA/REUTERS

Vor seinem zweitägigen Besuch in Serbien hatte Rama Hoffnungen auf eine Annäherung geweckt. So hatte er gesagt, nötig sei ein neuer Ansatz «für eine bessere Zukunft unserer Völker. Es ist Zeit, all das hinter uns zu lassen, was (...) Konflikte und Blutvergiessen verursacht hat.»

Skandal beim Fussballspiel in Belgrad

Das schon mehrmals geplante Treffen beider Regierungschefs war zuletzt wegen des Skandals um das Qualifikationsspiel zur Fussball-EM 2016 zwischen beiden Ländern in Belgrad vor wenigen Wochen verschoben worden.

Damals war eine Drohne mit einer Landkarte von Grossalbanien ins Stadion geschwebt. Daran hatten sich Prügeleien zwischen den Spielern sowie zwischen Zuschauern und albanischen Fussballern entzündet. Das Spiel war abgebrochen worden.

Nach den politischen Gesprächen in Belgrad am Montag wollte Rama am Dienstag in den Süden Serbiens weiterreisen, um Vertreter der dort lebenden albanischen Minderheit zu treffen.

Im April 2013 hatten Belgrad und Pristina unter Vermittlung der Europäischen Union ein Abkommen zur Normalisierung der serbisch-albanischen Beziehungen geschlossen. Serbien, Kosovo und Albanien wollen der EU beitreten. (aeg/sda/dpa/afp)

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Ausschreitungen bei Serbien gegen Albanien
Beim EM-Qualifikationsspiel zwischen Serbien und Albanien fliegt am 14. Oktober 2014 kurz vor der Pause eine Drohne mit gross-albanischer Flagge über das Spielfeld. Spieler und Zuschauer rasten aus, der Schiedsrichter muss die Partie abbrechen.
quelle: epa/epa / koca sulejmanovic
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