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Markante Zunahme von Magersüchtigen in der Schweiz – bereits 9-jährige Mädchen betroffen

In der Entwicklung ihres Selbst- und Körperbildes stehen gemäss Pro Juventute Jugendliche heute unter grossem psychischem Druck. 
In der Entwicklung ihres Selbst- und Körperbildes stehen gemäss Pro Juventute Jugendliche heute unter grossem psychischem Druck. Bild: AP THE GRAND ISLAND INDEPENDENT
Jugendliche unter Druck

Markante Zunahme von Magersüchtigen in der Schweiz – bereits 9-jährige Mädchen betroffen

Behandlungen von Magersüchtigen haben in der Schweiz in den vergangenen drei Jahren um 30 Prozent zugenommen. Dabei sind laut Pro Juventute vermehrt auch sehr junge Patienten betroffen. 
19.01.2015, 15:5619.01.2015, 16:22
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Früher sei eine typische Magersuchtpatientin 15 Jahre alt gewesen, heute seien teilweise bereits 9-jährige Mädchen davon betroffen, schreibt die Jugendorganisation Pro Juventute in einer Mitteilung vom Montag. Die Zahl der Patientinnen mit Essstörungen habe in den letzten Jahren stark zugenommen.

In der Entwicklung ihres Selbst- und Körperbildes stehen gemäss Pro Juventute Jugendliche heute unter grossem psychischem Druck. Sie seien in der Gesellschaft, den Medien und auf sozialen Plattformen konstant mit überhöhten Idealen konfrontiert.

Vergleiche auf Facebook

Eine Befragung von 1'000 Jugendlichen im vergangenen Jahr ergab, dass der Vergleich mit Idealbildern bei den Jugendlichen vor allem online stattfindet. 52 Prozent gaben an, sich auf Facebook zu vergleichen, 41 Prozent im Internet allgemein, 37 Prozent auf Instagram, 28 Prozent im Fernsehen, 20 Prozent in Magazinen und 12 Prozent in Zeitungen.

Mehrmals am Tag meldeten sich Jugendliche bei der Notrufnummer 147 von Pro Juventute mit Fragen oder Sorgen in Zusammenhang mit Selbstwertgefühl und ihrem Aussehen, heisst es in der Mitteilung. Der enorme Druck sei in vielen Gesprächen förmlich spürbar, wird Moana Crescionini, Beraterin bei der Notrufnummer, zitiert.

Hässlich und zu wenig muskulös

Da sei etwa das 13-jährige Mädchen, das sich seit Monaten aus lauter Verzweiflung selber verletze, weil sie sich hässlich und langweilig finde im Vergleich zu den perfekten Facebook-Fotos der anderen.

Oder da sei der 15-jährige Junge, der vor lauter Fitnesstraining kaum mehr Zeit finde, um sich unbeschwert mit seinen Freunden zu treffen. Aber er habe Angst davor, nie eine Freundin zu finden, wenn er nicht muskulös daherkomme.

Die Aufklärung und die Bestärkung von Jugendlichen in ihrem Selbst- und Körperbild seien zentrale Aufgaben der Prävention und der Gesundheitsvorsorge. Mit einer nationalen Jugendkampagne «Echtes Leben» zeige deshalb Pro Juventute auf, dass das auf den ersten Blick perfekte Leben der anderen nicht der Realität entspreche. (whr/sda)

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