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Sondergipfel in Guinea: Notprogramm soll Ebola-Epidemie in Westafrika eindämmen

 WHO-Generaldirektorin Margaret Chan bei einem Sondergipfel in Guinea am 1. August 2014.
 WHO-Generaldirektorin Margaret Chan bei einem Sondergipfel in Guinea am 1. August 2014.Bild: Youssouf Bah/AP/KEYSTONE
100 Millionen Dollar

Sondergipfel in Guinea: Notprogramm soll Ebola-Epidemie in Westafrika eindämmen

01.08.2014, 21:5203.08.2014, 12:23
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Monate nach Beginn der Ebola-Seuche in Westafrika sollen die betroffenen Staaten Guinea, Liberia und Sierra Leone massive internationale Hilfe erhalten. Auf einem Sondergipfel in Conakry, der Hauptstadt Guineas, berieten die drei Staatschefs gemeinsam mit WHO-Generaldirektorin Margaret Chan am Freitag über ein Notprogramm in Höhe von 100 Millionen Dollar.

Die Seuche breite sich «schneller aus als unsere Anstrengungen, sie zu kontrollieren», sagte Chan in Conakry. Der WHO zufolge müssen mehrere Hundertschaften medizinischen Fachpersonals in die Seuchenregion entsandt werden, um dort überforderte Behörden und Hilfskräfte zu unterstützen. Dringend angefordert hätten die Krisenländer vor allem Ärzte, Krankenpfleger und Epidemiologen.

Ausserdem sollen mithilfe des 100 Millionen Dollar umfassenden Hilfsprogramms die Grenzkontrollen in der Region verschärft, Erkrankte früher identifiziert und systematische Behandlungen garantiert werden. Die WHO spricht von mehr als 1300 Infizierten in Westafrika, 729 Menschen überlebten die Ebola-Infektion nicht.

Guinea, Sierra Leone und Liberia erklärten das gemeinsame Grenzgebiet zur Quarantänezone. Die als Epizentrum der Seuche identifizierten Gegenden würden von der Polizei und den Streitkräften isoliert, Anwohner mit Hilfslieferungen versorgt, teilte die regionale Wirtschaftsorganisation Mano-Fluss-Union, der alle drei Länder und die Elfenbeinküste angehören, am Freitag mit.

Liberias Präsidentin warnt vor «Katastrophe»

Liberias Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf zusammen mit Guineas Präsident Alpha Conde.
Liberias Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf zusammen mit Guineas Präsident Alpha Conde.Bild: AFP

Liberias Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf warnte, die Epidemie in ihrem Land nähere sich einer «Katastrophe». Nachdem die Menschen monatelang die Gefahren geleugnet hätten, wachse nun die «Angst und Panik», sagte sie dem US-Sender CNN. Dringend nötig seien mehr Ärzte und medizinische Ausrüstung.

Liberia hatte am letzten Wochenende wegen der Epidemie den Notstand ausgerufen und kurz darauf sämtliche Grenzen geschlossen. Das Nachbarland Sierra Leone erklärte am Donnerstag ebenfalls den Notstand.

Sierra Leones Präsident Ernest Bai Koroma will durch den Schritt versuchen, die Seuche mit einem verschärften Massnahmenpaket in den Griff zu bekommen. So sollen ganze Gebiete im Osten des Landes unter Quarantäne gestellt werden. Koroma will zudem nach eigenen Angaben alle öffentlichen Zusammenkünfte untersagen.

Die Präsidenten Sirleaf und Koroma sagten wegen der Epidemie ihre Teilnahme am US-Afrikagipfel von kommender Woche ab, wie das Aussenamt in Washington mitteilte.

Sorge vor Verbreitung wächst

Unterdessen wächst die Sorge, der Erreger könnte sich durch Flugreisende auch in andere Gegenden der Welt ausbreiten. Das europäische Seuchenzentrum ECDC stuft die Gefahr einer Ebola-Infektion bei Reisen zwar als sehr gering ein.

Dennoch raten inzwischen sowohl Deutschland als auch die USA und Frankreich sowie mehrere asiatische Staaten von verzichtbaren Reisen nach Guinea, Liberia und Sierra Leone ab. Die Schweiz hat ihre Reisehinweise wegen der Epidemie bisher nicht angepasst. Als erste internationale Fluggesellschaft strich die Airline Emirates alle Flüge in die betroffene Region.

Die USA schickten am Freitag ein Charterflugzeug nach Liberia, um zwei erkrankte Amerikaner nach Hause zu holen. In sozialen Netzwerken regte sich die Angst, auf diese Weise Ebola in die USA einzuschleppen.

Schwerste Epidemie seit Entdeckung
Es handelt sich um den schwersten Ausbruch der Krankheit seit ihrer Entdeckung im Jahr 1976. Zudem ist es die erste Epidemie mit dem besonders gefährlichen Zaire-Ebola-Virus in Westafrika. Der Erreger löst hämorrhagisches Fieber aus, das in vielen Fällen zum Tod führt. Medikamente dagegen gibt es nicht, doch steigert eine frühzeitige Behandlung die Überlebenschancen.

 (viw/sda/afp/dpa)

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