Kurz vor zwölf Uhr trat Badens Vizeammann Markus Schneider (CVP) nach der Stadtratssitzung an die Medien. Schon um 9 Uhr hatte die Stadtregierung informiert, dass Stadtammann und Nationalrat Geri Müller seine Führungs- und Repräsentativaufgaben vorläufig abgibt und Vize Schneider die Geschäfte interimistisch übernimmt. Damit will der Stadtrat den Nackt-Selfie-Politiker aus der Schusslinie nehmen, bis die Affäre umfänglich geklärt ist.
Der Entscheid Geri Müller vorübergehend von seinen Führungs- und Repräsentativaufgaben zu entbinden, sei schon gestern Sonntagabend gefällt worden, sagt Schneider. «Und zwar zusammen mit Geri Müller und natürlich mit dessen Einverständnis.» Gleichzeitig legt Schneider Wert darauf zu betonen, «dass es sich nicht um eine Suspendierung handelt und Müller sein Amt auch nicht niederlege.»
Geri Müller solle nun Zeit erhalten, um das weitere Vorgehen zu überdenken und die nächsten Schritte zu planen. Wie lang das dauern wird beziehungsweise wie lange sich Geri Müller zurückziehen werde, kann Schneider nicht sagen. «Geri Müller wird zu gegebener Zeit an die Medien treten.»
Auf die Frage, wie Geri Müller dem Stadtrat gegenüber zur Affäre Stellung genommen hat, sagt Schneider: «Grundsätzlich behandeln wir alles, was innerhalb des Stadtrats ausgetauscht wird, vertraulich.» Er könne aber so viel verraten, dass Geri Müller nur analoge Aussagen gemacht habe, wie sie auch schon der Medienmitteilung zu entnehmen waren.
Bei der heutigen Stadtratsitzung sei Geri Müller nicht anwesend gewesen. Als der Entscheid am Sonntagabend gefällt worden sei jedoch schon. «Geri Müller hat einen gefassten Eindruck gemacht, obwohl die Situation für ihn natürlich nicht einfach ist und er mit dem Rücken zur Wand steht.»
Schneider ist überzeugt, dass der Stadtrat zusammen mit Geri Müller einen Entscheid gefällt hat, der es erlaube, dass die Stadt nun weiter funktionieren könne. Zu einem allfälligen Reputations- und Imageschaden für die Stadt Baden befragt, sagt Schneider: «Ich glaube nicht, dass die ganze Schweiz wegen dieser Angelegenheit über uns lacht.»
Die Zeitung «Schweiz am Sonntag» hatte enthüllt, dass der national bekannte Grünen-Politiker von seinem Büro aus während der Arbeitszeit einer Bekannten Nacktbilder von sich selber geschickt hatte. Die Sache spitzte sich zu, als die Bekannte am Donnerstag von der Stadtpolizei Baden angehalten und befragt wurde. Später beschlagnahmte die Berner Kantonspolizei das Handy der Frau. Darauf sollen sich auch die Nacktaufnahmen von Müller befinden.
Müller schrieb in einer persönlichen Stellungnahme am Sonntag, dass er selber die Polizei eingeschaltet habe, weil seine Bekannte Suiziddrohungen ausgesprochen habe. Die Frau hingegen sagte gegenüber der Zeitung, dass sie von Müller unter Druck gesetzt worden sei, die Fotos zu löschen.