Grosse Fragen
Gender

Eine Frau rächt sich für 1000 perverse Posts. Auf Instagram

Bild

Diese Frau wurde über 1000 Mal von verbalen Perverslingen attackiert. Jetzt schlägt sie zurück

20.10.2015, 16:1221.10.2015, 14:36
Mehr «Grosse Fragen»

Sie lebt in L.A., ist 35, spielt in zwei Metal-Bands Violine und Keyboard und kann ausgezeichnet schiessen. Als sie zum Geburtstag ein Mikroskop geschenkt bekommt, vergrössert sie das Sperma ihres Freundes, filmt es und stellt es auf YouTube. Es sieht aus wie traurige Amöben im Regen. Sie liebt Radschlagen in der Wüste.

Sie heisst Mia Matsumiya, ist 35 und hat jetzt beschlossen, sich zu rächen. Für mehr als tausend sexistische und rassistische Botschaften, die sie in den letzten zehn Jahren über diverse virtuelle Kanäle erhalten hat. Von Männern, die ihre Konzerte besucht, ihre YouTube-Videos geschaut, ihre Blogs gelesen hatten. Und denen beim Anblick einer attraktiven, zierlichen Asiatin nichts anderes in den Sinn kam als «kleine Nutte».

Mia Matsumiya spielt Geige

Sperma unterm Mikroskop

Mia Matsumiya sammelte die Botschaften alle. Machte unzählige Screenshots. Legte sich ein Archiv von ganz alltäglichen Perverslingen zu. Von Männern, die sich ihr monströs überlegen fühlen. Vor vier Wochen eröffnete sie den Instagram-Account @perv_magnet. Seither publiziert sie ihr Archiv, Tag für Tag kommen neue alte Post hinzu. Viele davon sind aussergewöhnlich krass, aber die Tatsache ihrer Existenz ist leider nichts Aussergewöhnliches. Jede Frau, die sich schon mal mit ihrem Gesicht in die Weltöffentlichkeit des Internets wagte, kennt das. Diese fehlende Höflichkeit der Männer.

Mehrere Männer, sagt sie, hätten sich seither gemeldet und sie gebeten, ihre alten Botschaften (die Erinnerungen der Verfasser sind erstaunlich exakt) nicht zu veröffentlichen, es habe sich doch bloss um einen Scherz gehandelt.

Doch die Männer haben Pech. Denn Mia Matsumiya scherzt zwar gerne, aber nicht, wenn es um mögliche Formen von Missbrauch geht. Auf Youtube etwa konfrontiert sie ihren Vater, einen Neurowissenschaftler, damit, dass er früher Experimente mit Babys gemacht habe. «Wenn ich ein Baby hätte, dürftest du Elektroden an seinem Kopf befestigen, oder ist das unethisch? Ich geb dir die Erlaubnis», sagt sie, und versucht so, dem Vater ein paar Geständnisse zu entlocken.

«Die meiste Zeit meines Lebens bin ich Asia-Fetischisten, Pädophilen, Stalkern, Rassisten und was-weiss-ich-für ungebeten Kommentatoren begegnet», erzählte sie der «Huffington Post». «Das führte so weit, dass man mir die verletzendsten, gewalttätigsten Dinge schicken konnte – etwa Mord- oder Vergewaltigungsdrohungen – und ich zeigte kaum eine Reaktion.» Doch ganz mechanisch machte sie ihre Screenshots.

Eines Tages aber erwacht sie aus ihrem Gefühl der tiefgekühlten Ohnmacht. Jetzt schiesst sie dort zurück, wo sie angegriffen wurde. Und trifft bei jedem Schuss mit der tödlichen Präzision einer Tarantino-Heldin. Bang bang – she shot them down.

Mia Matsumiya singt «Bang Bang»

(sme)

Gender
AbonnierenAbonnieren

Hol dir jetzt die beste News-App der Schweiz!

  • watson: 4,5 von 5 Sternchen im App-Store ☺
  • Tages-Anzeiger: 3,5 von 5 Sternchen
  • Blick: 3 von 5 Sternchen
  • 20 Minuten: 3 von 5 Sternchen

Du willst nur das Beste? Voilà:

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
50 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Simone M.
20.10.2015 17:59team watson
Danke für alle Beiträge bis jetzt. Ich binein bisschen darüber verwundert, dass hier so viele der Frau die «Schuld» oder zumindest Mitschuld geben, weil sie sich «inszeniere». Erstens beleidigt sie mit ihren eigenen Inszenierungen niemanden und zieht sich auch nicht aus. Zweitens darf sie in der Öffentlichkeit sein - why not? Drittens ist die Tatsache, dass sie dort ist, echt kein Grund für die unflätigen Reaktionen. Das wäre ja ungefähr so, als würde man sagen, jede Frau, die Minirock trägt, muss sich nicht über eine Vergewaltigung wundern. Fertig.
13322
Melden
Zum Kommentar
avatar
Roman Rey
20.10.2015 18:28registriert Januar 2014
Was ich mir ab und zu überlege: Eigentlich sollten wir allen, die irgendetwas Cooles im Internet machen, eine kurze, nette Nachricht schreiben. Um all dem Hass ein bisschen Gegengewicht zu geben.
874
Melden
Zum Kommentar
avatar
Louie König
20.10.2015 16:45registriert Juni 2014
Es ist traurig, dass noch immer so viele primitive Idioten auf diesem Planeten wandeln...und ich befürchte, dass es nur noch mehr werden. Ich als Mann schäme mich für diese Geschlechtsgenossen und wundere mich daher schon gar nicht mehr, dass man(n) von Frauen vielfach zuerst mit sehr viel Argwohn behandelt werden. Ich finde die Aktion dieser Dame sehr gut und diejenigen, die sie jetzt um "Gnade" beten, finde ich die erbärmlichsten von allen. Vielleicht werden sie nächstes Mal doch einmal mehr nachgedacht, anstatt
8711
Melden
Zum Kommentar
50