Die Conservative Political Action Conference (CPAC) war ursprünglich eine Veranstaltung, in der sich rechte Vordenker in ungezwungener Atmosphäre zu einem Gedankenaustausch trafen. Es wurde daher auch als «Woodstock der Konservativen» bezeichnet.
In den letzten Jahren jedoch veränderte die CPAC ihren Charakter. Sie wurde zu Trump-Festspielen, zu einem Kult um den Führer der Grand Old Party (GOP).
Im Vorfeld der Veranstaltung sprach man daher nicht mehr von einer C-, sondern von einer TPAC, und der Anlass in Orlando (Florida) vom vergangenen Wochenende wurde wie ein Rockkonzert aufgezogen. Zuerst heizten mehr oder weniger talentierte Vorbands das Publikum an, bis endlich der Star mit der gebührenden Verspätung die Bühne betrat.
Allem Hype zum Trotz: Trumps Auftritt war ein Flop. Einmal mehr spielte er die tausendfach gehörten Hits lieblos herunter. Er hetzte gegen Immigranten, fand keinen guten Faden an Joe Biden, jammerte über eine vermeintliche Cancel Culture, die Tech-Giganten und die Medien und verbreitete einmal mehr die Mär, wonach die Demokraten im Begriff seien, die USA in eine sozialistische Dystopie à la Venezuela zu verwandeln.
Vor allem suhlte sich Trump in Selbstmitleid. Immer wieder bestärkte er die Big Lie, die längst widerlegte These, wonach er und nicht Biden die Wahl gewonnen hätte. Er schimpfte über Feiglinge in der eigenen Partei und am Obersten Gerichtshof und forderte die Republikaner ultimativ auf, Massnahmen zu ergreifen, dass sich dies kein zweites Mal ereignen dürfe. Im Klartext: Trump hat dazu aufgerufen, die Stimmen der Schwarzen und Latinos künftig gezielt zu unterdrücken.
Angekündigt war, dass Trump zumindest in Ansätzen ein Programm vorstellen würde, wie die Republikaner 2022 den Kongress und 2024 das Weisse Haus zurückgewinnen würden. Ausser Plattitüden war davon nichts zu hören. Stattdessen rechnete der Ex-Präsidenten mit seinen Gegenspielern in der eigenen Partei ab. Alle Kongressabgeordneten der GOP, die für sein Impeachment gestimmt hatten, wurden namentlich erwähnt, speziell Liz Cheney.
Gegen die «Verräter» will Trump in allen Vorwahlen Gegenkandidaten unterstützen und sie so aus dem politischen Verkehr ziehen. Auch die abtrünnigen Senatoren bekamen ihr Fett ab, insbesondere Mitch McConnell. Der nach Trump mächtigste Republikaner hatte den Ex-Präsidenten beschuldigt, den Sturm auf das Kapitol angefeuert zu haben.
Obwohl Trumps Rede immer wieder von Begeisterungsausbrüchen seiner Fans unterbrochen wurde – «We love you», «USA, USA», «Four more years» – dürften zumindest die Parteistrategen nur gequält geklatscht haben. Der Ex-Präsident tat nämlich genau das, wovon sie ihm abgeraten hatten: Parteifreunde anzufeinden und die Big Lie am Leben zu erhalten.
So erklärte etwa Kellyanne Conway, Trumps ehemalige Wahlkampfmanagerin, gegenüber der «Washington Post»: «Es ist viel erfolgsversprechender, wenn wir wieder die Mehrheit im Kongress erringen, als dass wir uns auf Rache und Vergeltung konzentrieren.»
Grossspurig kündete Trump eine neue Bewegung an, die eben erst begonnen habe und welche die USA zu neuen Triumphen führen werde. In seinem Golfresort Mar-a-Lago in Palm Beach (Florida) schmiedet der Ex-Präsident Pläne, wie genau diese Bewegung aussehen soll. Dazu hat er die üblichen Verdächtigen um sich geschart.
Nebst seiner Familie sind dies seine Berater Jason und Steve Miller, sein kurzzeitig gefeuerter Wahlkampfmanager Brad Parscale und sein langjähriger Kampfgefährte Corey Lewandowski. Keine Rolle mehr zu spielen scheint hingegen Rudy Giuliani.
Inhaltlich ist noch wenig über die «Bewegung» bekannt. Vielleicht ist alles auch ein Fake. Trump hat nämlich bereits wieder PAC angekündigt, ein Vehikel, das ihm erlaubt, im grossen Stil Spendengelder einzusammeln und diese nach Belieben zu verwenden. Angesichts der hohen Schulden und der zu erwartenden gerichtlichen Verfahren gegen ihn, kann Trump dieses Geld wohl gut gebrauchen.
Wie eine alternde Diva versuchte Trump zu guter Letzt, seine – höchstens noch spärlich vorhandenen – Reize ins Spiel zu bringen. Mit der Frage: «Habt ihr mich vermisst?» begann er seine 90-minütige Rede. Beendet hat er sie mit der offenen Frage: «Wer wird wohl (2024) Präsidentschaftskandidat der Republikaner?»
Die Wirkung dieser plumpen Anbiederungen hielt sich im Rahmen: Bei einer geheimen Abstimmung sprachen sich bloss 68 Prozent der Anwesenden dafür aus, dass Trump ein zweites Mal antreten soll. Nur 55 Prozent wünschten sich gar, dass er nochmals ins Weisse Haus einziehen wird. Für Trump ein niederschmetterndes Resultat.
Noch verheerender ist die Lage für die Republikaner. «Washington-Post»-Kolumnist E.J. Dionne Jr. beschreibt sie wie folgt: «Die Parteiführer wissen im Innersten, dass sie mit Trump und Trumpismus nicht gewinnen können – und dass sie ohne ihn und seine Anhänger nicht leben können.»
Er hat während seiner Amtszeit eine Mrd. Dollar gewinn erwirtschaftet, c 20% der Bevölkerung an sich gebunden komme was wolle. Er wollte die Präsidentschaft von Anfang an nicht und hat nur für den Medienrummel kandidiert. Jetzt darf er mit dem Titel Präsident hausieren ohne eine Verpflichtung und darf machen was er will.
Die Republikaner hätten ihn absagen können, Impeachen und "ohni z'Nacht" ins Bett schicken können. Sie haben es nicht gemacht und ihm dadurch noch mehr Einfluss beschert.
Er ist ein opportunist und wird so weitermachen.
Dazu muss er doch gar nicht aufrufen, die Republikaner machen es auch so seit vielen Jahrzehnten so.
So dumm und einfältig Trump auch ist, seine Fans übertreffen ihn.