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So wird AfD-Chef Meuthen in der Elefantenrunde demontiert.

Jörg Meuthen, Parteivorsitzender Alternative für Deutschland, in der Elefantenrunde von ZDF und ARD.
Jörg Meuthen, Parteivorsitzender Alternative für Deutschland, in der Elefantenrunde von ZDF und ARD. screenshot zdf

Wie Merkel, Schulz und Kipping mit 3 Sätzen in der Elefantenrunde den AfD-Chef demontieren

Bei den Bundestagswahlen ist das mediale Top-Ereignis die «Elefantenrunde» mit den Parteichefs. Entsprechend versuchte der AfD-Chef Jörg Meuthe diese Bühne für die Verharmlosung seiner Partei zu nutzen. Angela Merkel, Martin Schulz und Linke-Vorsitzende Katja Kipping liessen ihn dabei ordentlich auflaufen.
24.09.2017, 23:1017.09.2020, 23:38
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Der AfD-Parteivorsitzende Jörg Meuthen trat kurz nach Urnenschliessung um 20.15 Uhr erstmals zur «Elefantenrunde» mit den Parteichefs und der Kanzlerin an. Veranstaltet wird diese Diskussionsrunde von den beiden grossen öffentlich-rechtlichen TV-Stationen ARD und ZDF, die Moderation übernehmen deren Chefredaktoren.

Die grosse Frage nach dem Einzug der AfD in den Bundestag in Fraktionsstärke war natürlich: Wie soll man mit den rechtspopulistischen bis neonazistischen neuen Kollegen im Bundestag umgehen?

Während die moderierenden Chefredaktoren Peter Frey (ZDF) und Rainald Becker (ARD) zuliessen, dass sich Meuthen in Ausflüchten und absurd-falschen Behauptungen ergehen konnte, lief er anderswo massiv auf.

«Rechtsextreme gibt es bei uns nicht»

Video: streamable

Gleich zu Beginn der Gesprächsrunde wehrt Meuthen sich empört gegen den impliziten Vorwurf der Chefredaktoren Frey und Becker, es gebe in der AfD völkische, fremdenfeindliche und rechtsextreme Strömungen. Selbst als Becker Meuthen entsprechende Äusserungen von AfD-Personal vorliest, bleibt er bei der Fake News, dass es in der AfD keine Fremdenfeindlichkeit gebe. Die Parteivorsitzende von «Die Linke», Katja Kipping, prustet irgendwann vor Lachen los und erinnert Meuthen daran, dass Parteikader Alexander Gauland «stolz sei auf die Leistungen deutscher Soldaten in zwei Weltkriegen». Meuthens Einwand, auch Mitterand sei stolz auf die französischen Soldaten gewesen, unterbricht sie dann konsequent.

«Ich weiss nicht, was sie sehen»

Video: streamable

Meuthen lässt danach die Bundeskanzlerin Angela Merkel nicht ausreden, die ebenfalls dazu ansetzt, Meuthen in den Senkel zu stellen. Nachdem Meuthen zuvor behauptet hatte, es gebe in der AfD keine Fremdenfeindlichkeit, stammtischlert er zur besten Sendezeit, dass Deutschland den Deutschen genommen werde und er durch Innenstädte gehen könne, wo «es nur noch vereinzelt Deutsche» gebe. Merkel trocken: «Ich weiss nicht, was sie sehen, denn ich kann auf der Strasse Menschen mit Migrationshintergrund, die die deutsche Staatsbürgerschaft haben und solche, die die deutsche Staatsbürgerschaft nicht haben, nicht unterscheiden.» Danach zitiert Merkel in aller Ruhe Gaulands jüngste Forderung, man möge die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD) «in Anatolien entsorgen».

«Plumper Rassismus in Fraktionsstärke»

Video: streamable

Am meisten dürfte Meuthen indes ein Statement von SPD-Chef Martin Schulz geschmerzt haben. Dieser, zuvor jahrelang Präsident des Europaparlamentes und daselbst immer wieder Ziel von Tiraden rechtsextremer Abgeordneter, analysierte messerscharf, was von der AfD im Bundestag zu erwarten ist. «Ich kenne diese Leute, ich musste im Europaparlament jahrelang mit solchen Abgeordneten zusammenarbeiten und es ist immer das gleiche Muster: Es werden Leute wie Herr Meuthen vorgeschickt, er kann sich gut ausdrücken, das hört sich nett an und dahinter sind die Gaulands, die Weidls, die von Storchs.» Diese schöben die rote Linie mit gezielten Tabubrüchen immer weiter in die Mitte der Gesellschaft und des Parlaments und die einzige Möglichkeit, das zu verhindern sei, diese Tabubrüche von Anfang an zu unterbinden. (thi)

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84 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Jarl Eisenbär
25.09.2017 06:42registriert April 2015
Geht auf die 13% Prozent zu und hört Sie an. Nemmt Sie ernst. Und die afd ist schneller weg als ihnen lieb ist.
Ignoriert die 13% Prozent und es werden stetig mehr.
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Töfflifahrer
24.09.2017 23:30registriert August 2015
Nur eins, mir geht die Behandlung der AfD durch die Medien wirklich langsam auf die Nerven. Ja all das was da einige Exponenten der AfD von sich geben ist rassistisch, diskriminierend und Bullshit und verdammt extrem. Aber die wurde trotzdem mit 13% Wählerstimmen in den Bundestag gewählt.
Ihr Medien stürzt euch mit diebischer Freude auf alles was die AfD blossstellt, aber ihr versucht nicht mal einen Analyse warum genau diese Exponenten trotzdem gewählt wurden.
Genau das gleiche passiert hier bei uns mit der SVP. Beide sind Extrem, populistisch, diskriminierend aber haben Erfolg. WARUM?
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Grundi72
25.09.2017 06:13registriert Dezember 2015
Die Medien machen es wie Schulz: allen anderen die Schuld geben anstatt zu analysieren. Denn eine Analyse würde sehr, sehr schmerzhaft ausfallen! Sich lustig machen und das Herabsetzen des politisch Andersdenkenden hat auch die Schweizer Wähler nicht daran gehindert, die SVP zu wählerstärksten Partei zu wählen!
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