International
Deutschland

Der Deal steht: Türkei soll Flüchtlingsstrom nach Europa bremsen und kriegt dafür Milliarden von der EU

Spricht von einem «historischen Tag»: Der türkische Ministerpräsident Davutoglu, hier mit Bundeskanzlerin Merkel.
Spricht von einem «historischen Tag»: Der türkische Ministerpräsident Davutoglu, hier mit Bundeskanzlerin Merkel.
Bild: YVES HERMAN/REUTERS

Der Deal steht: Türkei soll Flüchtlingsstrom nach Europa bremsen und kriegt dafür Milliarden von der EU

29.11.2015, 20:4930.11.2015, 07:35
Mehr «International»

Die EU und die Türkei haben einen Aktionsplan beschlossen, um den Zustrom von Flüchtlingen nach Europa einzudämmen. Das sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel am Sonntag nach Abschluss des EU-Türkei-Sondergipfels in Brüssel. Zur Versorgung von Flüchtlingen im Land sollen der Türkei drei Milliarden Euro zur Verfügung gestellt werden, wie EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker ergänzte.

«Historischer Tag, historisches Treffen»

In dem Aktionsplan sichert die Türkei unter anderem zu, seine Küsten besser zu schützen und gegen Schlepper vorzugehen. Es werde keine Lösung der Flüchtlingskrise geben ohne eine Zusammenarbeit zwischen der EU und der Türkei, sagte Juncker weiter.

Migration
AbonnierenAbonnieren

«Das ist ein historischer Tag und ein historisches Treffen», sagte der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu nach dem Sondergipfel.

Vor dem Gipfel gab es jedoch erneut Mahnungen und Kritik, die vor einem «schmutzigen Deal» mit der Türkei angesichts der deutlich verschlechterten Menschen- und Bürgerrechtslage in dem Land warnten. Im gemeinsamen Aktionsplan wird die Türkei unter anderem zu einem verstärkten Grenz- und Küstenschutz sowie zum Vorgehen gegen Schlepper aufgefordert, um die ungesteuerte Einwanderung in die EU zu stoppen. 

Hunderttausende sind seit Kriegsbeginn im benachbarten Syrien in die Türkei geflüchtet.
Hunderttausende sind seit Kriegsbeginn im benachbarten Syrien in die Türkei geflüchtet.
Bild: CEM TURKEL/EPA/KEYSTONE

EU-Ratspräsident Donald Tusk sagte, es gehe nicht darum, «unsere Einwanderungspolitik auszulagern» und den Grenzschutz alleine der Türkei zu überlassen. Europa müsse dies selber tun, sonst werde das Schengen-System bald «Geschichte» sein.

Neues Kapitel für EU-Beitritt

Im Gegenzug für die Zusammenarbeit in der Flüchtlingskrise will die EU noch im Dezember einen weiteren Themenbereich in den Beitrittsverhandlungen mit der Türkei eröffnen. Laut Entwurf der Gipfelerklärung geht es um Kapitel 17 zur Wirtschafts- und Währungspolitik. Damit wären die Gespräche in 15 der insgesamt 35 Beitrittsbereiche eröffnet.

Zur Kenntnis nehmen beide Seiten laut Entwurf, dass die EU-Kommission im ersten Quartal 2016 die Vorarbeiten zur Eröffnung weiterer Kapitel abschliessen will. Eine Vorentscheidung sei damit aber nicht getroffen, heisst es offenbar mit Blick auf Vorbehalte Zyperns wegen des Konfliktes um den 1974 von türkischen Truppen besetzten Nordteil der Insel. (sda/dpa/afp)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
17 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
pun
29.11.2015 21:58registriert Februar 2014
Wie uns die EU-PolitikerInnen anlügen:
- Das Schengen-System ist längst gescheitert.
- Es geht ausschliesslich darum, seine Flüchtlingspolitik auszulagern.
- Kampf gegen Schlepper bringt einen feuchten Scheiss.
- Wenn es drum geht, Menschen in ihrer Freiheit zu beschränken ist plötzlich Geld da, das vorher immer gefehlt hat als es um unsere Renten, Arbeitslosenversicherungen und um humanitäre Hilfe für Geflüchtete ging.
- Pressefreiheit und Menschenrechte sind in der Türkei auf einem absteigenden Ast, nur darüber Lügen die PolitikerInnen nicht mal, sie ignorieren es einfach...
983
Melden
Zum Kommentar
avatar
Teslaner
29.11.2015 21:53registriert April 2015
Die Türkei in die EU? Oh Schreck! Saudi Arabien als nächstes? Nichts gegen die Türkei im allgemeinen aber der momentane Präsident ist horror.
984
Melden
Zum Kommentar
avatar
Mägs
29.11.2015 21:38registriert Februar 2015
EU... Türkei... bin ich froh, sind wir nicht Europa! Da wird es einem ja speiübel!
699
Melden
Zum Kommentar
17
Er reinigt seit Jahren ehrenamtlich die Strände am Gardasee – jetzt wird er dafür gebüsst

Italien lädt nicht nur zum Urlaub am Meer ein. Das Land ist auch wegen des kulinarischen Angebots und der vielen Seen ein Magnet für zahlreiche Touristen aus aller Welt. Der Gardasee ist mit einer Fläche von 370 Quadratkilometern der grösste See Italiens und bietet Strände, Gastronomie sowie verschiedenste Wassersportmöglichkeiten.

Zur Story