In Deutschland wird gerade wild über ein «Gehege für Frauen an Silvester» diskutiert. Die dabei gemachten Aussagen sind lebhafte Beispiele dafür, wie schnell Fake News die Runde machen. Aber von vorne:
Es begann mit einem Tweet des deutsch-türkischen Aktivisten Ali Utlu. Dieser spricht vom «Versagen von Staat und Gesellschaft», wenn beide nicht mehr fähig seien, Frauen vor Missbrauch zu schützen und an Silvester dafür extra Gehege errichten müssen.
Am Brandenburger Tor soll es dieses Jahr zu Sylvester 'Gehege'für Frauen geben.
— Ali Utlu (@AliCologne) 29. Dezember 2017
So ist das wenn Staat und Gesellschaft versagen.
Die Reaktionen auf Utlus Aussagen liessen nicht lange auf sich warten. Sie kamen unter anderem auch von Seiten der AfD. So empörte sich Alice Weidel auf Facebook: «Dass zu Silvester in Berlin und anderen deutschen Städten sogenannte ‹Schutzzonen für Frauen› eingerichtet werden, in denen weibliche Partygänger vor Übergriffen durch Migranten Zuflucht finden sollen, ist eine völlige Kapitulation des Staates vor der überbordenden Einwandererkriminalität.» Martin Hess, ebenfalls AfD-Politiker, bläst ins gleiche Horn und twittert: «Diese Zustände sind eines zivilisierten Landes unwürdig.»
Diese Zustände sind eines zivilisierten Landes unwürdig. Und die #AfDimBundestag ist gekommen, um sie zu beenden. Jeder „Flüchtling“, der sich sexueller Belästigung schuldig macht, ist unverzüglich und unumkehrbar in seine Heimat abzuschieben!https://t.co/4traD8gbtK
— Martin Hess (@Martin_Hess_AfD) 29. Dezember 2017
Wie Ali Utlu ursprünglich auf die Idee kam, es werde an der Silvesterparty in Berlin Sicherheitszonen für Frauen geben, ist unklar. Die ganze Diskussion zeigt jedenfalls deutlich, wie schnell falsche Nachrichten, ohne jegliche Nachprüfung, auch von Seiten bekannter Politiker, aufgenommen und weiterverbreitet werden.
Denn, wie die Recherche von bento zeigt, ist die Behauptung, es gäbe ein «Gehege für Frauen», weit weg von der Wahrheit. In Wirklichkeit geht es um ein Zelt des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) – die Unfallhilfsstelle. Diese Stelle steht Frauen sowie Männern offen. In diesem Zelt werden, wie jedes Jahr, Menschen betreut, die Probleme aller Art haben.
Der einzige Unterschied zu den vergangenen Jahren: Im Zelt, das am Rande der Partymeile steht, wird am 31. ein zusätzliches Schild mit der Aufschrift «Women's Safety Area» aufgehängt. In diesem Bereich ziehen sich die Mitarbeiter des DRK zurück, um mit Opfern von sexueller Gewalt sprechen zu können.
Auch in der Vergangenheit haben DRK-Mitarbeiter Frauen, die sexuell belästigt wurden bereits betreut. In diesem Jahr wurde lediglich gesondert darauf hingewiesen. Und (ohe)