Die Junge Freiheit, Manuscriptum und Antaios sind drei Verlage, die dem rechten bis rechtsextremen Spektrum zuzuordnen sind. Sie waren im vergangenen Herbst an der Frankfurter Buchmesse vertreten. Als drei von über 7000 Ausstellern machten sie nur einen geringen Anteil aus, doch ihre Anwesenheit reichte für eine Eskalation.
In zehn Tagen beginnt die Leipziger Buchmesse. Mit knapp 2500 Ausstellern ist sie die zweitgrösste Buchmesse Deutschlands, die Besucherzahlen steigen Jahr für Jahr. Als erster grosser Branchentreff des Jahres gilt sie mit der Präsentation der Neuerscheinungen als wichtiger Impulsgeber für den Büchermarkt. Gastland ist dieses Jahr Rumänien, Top Shots wie Norman Manea, Mirvea Vartarescu und die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller werden anwesend sein.
Ebenfalls anwesend werden auch die umstrittenen Verlage sein, die Anmeldung läuft noch, der Veranstalter rechnet mit vier bis fünf Ausstellern «aus diesem Spektrum».
Die Kritik kam postwendend: So haben sich die deutschsprachigen Literaturinstitute jüngst mit einem offenen Brief an die Stadt Leipzig gewandt. Titel: «Keine Nazis auf der Buchmesse».
Man sei wütend über die Entscheidung, auch in diesem Jahr rechte Zeitschriften und Verlage auf der Messe zuzulassen. Die Buchmesse trage durch diese Entscheidung eine Mitverantwortung «dafür, dass sich rassistische, sexistische, geschichtsrevisionistische und homophobe Positionen in Parlamenten und auf der Strasse normalisieren und etablieren können».
An den Ständen der Verlage sollen «der wegen Volksverhetzung verurteilte Autor Pirinçci und der verschwörungstheoretische Publizist Elsässer» sprechen. Die Buchmesse sei ein Ort der Vielfalt, deshalb dürfe dort kein Raum für jene sein, die die Vielfalt bekämpfen wollten. Die Stadt solle deshalb die Teilnahmebedingungen ändern und die Verlage und Zeitschriften ausschliessen.
Der Direktor der Leipziger Buchmesse, Oliver Zille, hält gegenüber dem «Mitteldeutschen Rundfunk» an der Entscheidung fest. Man werde daran arbeiten, dass das Thema um diese Verlage die Leipziger Buchmesse «nicht so dominiert». Diese Verlage seien Kunden wie andere auch, sie hätten das Recht, Publikationen – so lange diese mit dem Gesetz vereinbar seien – an der Messe auszustellen.
Zusammen mit der Gruppe #verlagegegenrechts habe man eine Veranstaltungsreihe initiiert, die ein anderes Menschenbild und Meinungsspektrum transportiere – «das einer offenen, freien Gesellschaft». Man müsse damit umgehen, dass immer mehr unterschiedliche Gesellschaftsmodelle in den Fokus rücken würden – darunter auch solche, die offen demokratiefeindlich seien. Zille: «Die Buchmesse ist immer ein Brennglas der gesellschaftlichen Entwicklung gewesen.»
Die Gruppe #verlagegegenrechts ruft derweil zu einer Kundgebung gegen die Verlage auf.
Die Kampagne #verlagegegenrechts organisiert zur Eröffnung der Buchmesse eine Kundgebung unter dem Titel "Meinungsfreiheit nutzen, Rechten widersprechen!" https://t.co/ZrBdSMwErm
— chronik.LE (@chronik_le) 3. März 2018
(dwi)