US-Präsident Donald Trump ist kein Freund der Medien. Er verachtet sie nicht nur, er hasst sie. Besonders gross ist seine Abneigung gegen den Fernsehsender CNN. Dessen Reporter Jim Acosta beschimpfte er an der bizarren Medienkonferenz zehn Tage vor seinem Amtsantritt als «Fake News».
Bislang haben die Medien kein Rezept gefunden, wie sie mit Trumps Tiraden und seiner «Neigung zu «alternativen Fakten» umgehen sollen. Zwei namhafte Journalisten rufen nun ihre Kollegen auf, die Kräfte zu bündeln und im Umfeld des Präsidenten zu recherchieren. Amerikas Journalisten sollten sich nicht von Trump spalten lassen, schreiben Frederik Obermaier und Bastian Obermayer in einem Beitrag für den «Guardian». Sie sollten das Gegenteil tun: «Sich vereinigen, teilen, zusammenarbeiten.»
Die Obermai(y)ers arbeiten für das Investigativressort der «Süddeutschen Zeitung» in München, sie leiteten die Mega-Recherche zu den Panama Papers, die ihnen von einer vertraulichen Quelle zugespielt worden waren. Als ersten Schritt fordern sie ihre Kollegen auf, sich nicht von Trump «mobben» zu lassen. Wenn der Präsident eine Frage nicht beantworten wolle, solle der nächste Reporter sie nochmals stellen. Und so weiter.
Der nächste Schritt sei herausfordernder: Wenn ein Journalist eine wichtige Information erhalte, sie aber nicht verifizieren könne, soll er sich mit einem Kollegen «kurzschliessen», der zu diesem Thema bereits publiziert habe – «selbst wenn dies bei einem Konkurrenzprodukt geschehen ist». Die höchste Ebene schliesslich seien gemeinsame Recherchen etwa zu Trumps Geschäftsgebaren oder seinen Beziehungen mit Russland.
Auf den ersten Blick mag dies illusorisch wirken angesichts der scharfen Konkurrenz und der angespannten Marktlage für die Medien in den USA. Obermaier und Obermayer verweisen auf ihre Panama-Papers-Recherche, an der 400 Journalisten von verschiedenen Medien aus aller Welt mitgearbeitet und bis zuletzt dicht gehalten hatten.
Trotz des enormen Aufwands haben die Panama Papers relativ wenig Wirkung entfaltet. Bei Trump wäre dies mit Sicherheit anders, insbesondere wenn ein echter Skandal enthüllt werden könnte. Für die Journalisten der Süddeutschen ist der Handlungsbedarf unbestritten: «Diese Regierung hat sich entschieden, einen neuen und feindseligen Weg zu beschreiten. Wir müssen den Weg ebenfalls ändern. Das ist nicht nur fair – es ist absolut notwendig.» (pbl)