Das überwiegend von christlichen Armeniern bewohnte Gebiet Bergkarabach gehört völkerrechtlich zum muslimisch geprägten Aserbaidschan, hat sich aber Anfang der 1990er Jahre in einem Krieg mit fast 30'000 Toten von Baku losgesagt. Eine seit 1994 geltende Waffenruhe ist extrem brüchig. Die Führung in Baku hat mehrfach gedroht, das abtrünnige Gebiet zurückzuerobern.
Aserbaidschanische Truppen hätten eine Offensive mit Panzern und Artillerie gestartet, sagte ein Sprecher des armenischen Verteidigungsministeriums in der Hauptstadt Eriwan der deutschen Nachrichtenagentur DPA. Die armenischen Streitkräfte hätten dabei einen aserbaidschanischen Kampfhelikopter vom Typ Mi-24 abgeschossen, hiess es. Auch zwei Panzer und zwei Drohnen seien zerstört worden.
Aserbaidschan wies die Vorwürfe zurück. Die Streitkräfte hätten auf massive Angriffe von armenischer Seite reagiert, teilte das Verteidigungsministerium mit. Auch Wohngebiete seien beschossen worden. Baku dementierte den Verlust eines Militärhelikopters.
Nach Darstellung beider Seiten dauerten die Kämpfe am Samstagnachmittag an. Der armenische Präsident Sersch Sargsjan wollte sich am Abend mit seinem nationalen Sicherheitsrat treffen.
Die genaue Opferzahl war zunächst nicht bekannt. Die Behörden in Bergkarabach berichteten von zwei getöteten Kindern. Erstmals seit Beginn des Waffenstillstands habe Aserbaidschan eine derart umfassende Offensive gestartet, an der auch die Luftwaffe beteiligt gewesen sei, hiess es aus der Gebietshauptstadt Stepanakert.
Der russische Präsident Wladimir Putin mahnte Armenien und Aserbaidschan zur Zurückhaltung. Russland sieht sich als Schutzmacht Armeniens und hat Tausende Soldaten in dem Land mit rund drei Millionen Einwohnern stationiert.
Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu sowie Aussenminister Sergej Lawrow führten mit ihren Amtskollegen in den Hauptstädten Eriwan und Baku Krisentelefonate. Schoigu forderte beide auf, die Lage rasch zu stabilisieren.
Armenien rief die internationale Gemeinschaft zur Hilfe auf. Die Minsk-Gruppe der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) vermittelt im Konflikt. Zu ihr gehören unter anderem Russland, die USA, Deutschland, Frankreich und die Türkei. (wst/sda/dpa)