Umstrittene Plakate des Luxus-Modehauses Saint Laurent sind in Paris abgehängt worden. Die Werbeaufsicht ARPP hatte das Modehaus zuvor aufgefordert, die von Kritikern als sexistisch gebrandmarkte Werbekampagne einzustellen.
Bereits am Donnerstag waren die Plakate an zentralen Stellen der Hauptstadt verschwunden, wie der Generaldirektor der Werbeaufsicht ARPP, Stéphane Martin, gegenüber der Nachrichtenagentur dpa am Freitag in Paris bestätigte.
Die von der Branche getragene Einrichtung hatte von einer «Instrumentalisierung von Frauen» gesprochen, die zu Sex-Objekten degradiert würden. Es gingen über 200 Beschwerden ein. Die Jury der ARPP wolle am Montag ihre Einschätzung des Falles öffentlich machen, sagte Martin.
Eines der umstrittenen Plakate zeigt eine Frau mit gespreizten Beinen und Netzstrümpfen, ein anderes ein Mager-Model, das sich über einem Hocker abstützt. Unter Spitzenabsätzen trägt die gebeugte junge Frau Rollschuhe.
Die Verwunderung ist gross, weil es der Nobelmarke Saint Laurent wirtschaftlich gut geht – und sie von einer Frau geführt wird, der italienischen Topmanagerin Francesca Bellettini. Das Modehaus verbuchte 2016 das sechste Jahr in Folge ein Umsatzwachstum von mehr als 20 Prozent. Die Gewinne sprudeln.
Auch bei der Schwestermarke Gucci floriert das Geschäft. Normalerweise seien es kleine und weniger bekannte Marken, die mit schriller Provokation schnell Furore machen wollten, heisst es in der Branche.
Die Debatte um Mager-Models ist nicht neu. In Frankreich gibt es seit Ende 2015 ein Gesetz, dass ein gefährliches Untergewicht bei Mannequins verhindern soll. Gefordert wird eine medizinische Bescheinigung, dass der Gesundheitszustand mit dem Model-Beruf vereinbar ist.
Der Abgeordnete Olivier Véran beklagte allerdings in der Zeitung «Le Parisien», die neuen Regeln könnten wegen fehlender Regierungsdekrete bisher nicht angewendet werden. Saint Laurent hat auch nicht das erste Mal Ärger: Die britische Werbeaufsicht verbot vor knapp zwei Jahren eine Anzeige wegen «ungesunden Untergewichts» eines Models.
Auch wenn die Wellen des Skandals hoch schlagen: Der Name Saint Laurent gehört zum französischen Kulturgut. Der legendäre Modeschöpfer Yves Saint Laurent (1936 bis 2008) bekommt noch in diesem Jahr in der Pariser Avenue Marceau ein Museum gewidmet. (sda/dpa)