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Pharma-Unternehmer Martin Shkreli zu sieben Jahren Haft verurteilt

Pharma-Unternehmer Martin Shkreli zu sieben Jahren Haft verurteilt

09.03.2018, 22:36
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Der wegen drastischer Preiserhöhungen bei einem lebensrettenden Medikament umstrittene Pharmaunternehmer Martin Shkreli ist zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Richterin Kiyo Matsumoto verkündete das Strafmass am Freitag in New York, nachdem eine Jury ihn im August wegen Wertpapierbetrugs bereits schuldig gesprochen hatte.

Bei dem Rechtsstreit in Brooklyn ging es nicht um Shkrelis Geschäfte im Pharma-Business, sondern um veruntreute Anlegergelder.

«Es tut mir schrecklich leid, Ihr Vertrauen verloren zu haben. Sie haben Besseres verdient. Bitte geben Sie mir eine Chance, zu zeigen, wozu ich fähig bin.»
Martin Shkreli zu den Investoren des Hedgefonds MSMB

Der 34-Jährige zeigte sich laut Berichten von US-Medien im Gerichtssaal reuevoll. «Geld war nie mein Beweggrund. Ich wollte meine Bedeutung und meinen Ruf vergrössern», zitierte ihn der TV-Sender CNBC.

epa06592165 Attorney Benjamin Brafman (R) talks to reporters outside a United States Courthouse after his client, former pharmaceutical executive Martin Shkreli, was sentenced to seven years in prison ...
Shkrelis Anwalt Benjamin Brafman.Bild: EPA/EPA

«Ich habe noch Arbeit zu leisten. Ich bin hier wegen meiner groben, dummen, fahrlässigen Fehler bei (dem Hedgefonds) MSMB.» Berichten zufolge kämpfte er mit den Tränen und bat die Richterin um «Gnade», dankte aber auch dafür, nicht die von der Staatsanwaltschaft geforderten 15 Jahre Haft bekommen zu haben.

Shkrelis Anwalt Ben Brafman kündigte in seinem Schlussplädoyer an, gegen das Urteil Berufung einzulegen. «Es hätte deutlich schlimmer kommen können», sagte Brafman nach Verkündung des Strafmasses. «Die Richterin hat ihre Entscheidung gefällt und wir alle müssen damit leben.»

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Medien bezeichneten Martin Shkreli schon als Staatsfeind Nummer 1.Bild: EPA/EPA

Nach richterlicher Anordnung vom Montag muss Shkreli knapp 7.4 Millionen Dollar zahlen und unter anderem seinen Besitz am einzigen Exemplar eines Albums der Rap-Gruppe Wu-Tang Clan aufgeben, dessen Kauf unzählige Fans gegen ihn aufgebracht hatte.

Wert von Hedgefonds aufgebläht

Den Wert der beiden zuvor von ihm geleiteten Hedgefonds – MSMB Capital Management und MSMB Healthcare Management – hatte Shkreli durch Aktienmanipulationen aufgebläht, urteilte die Jury im August.

«Dies wäre eine gute Zeit, um mich bei allen MSMB-Investoren zu entschuldigen», sagte Shkreli am Freitag. «Es tut mir schrecklich leid, Ihr Vertrauen verloren zu haben. Sie haben Besseres verdient. Bitte geben Sie mir eine Chance, zu zeigen, wozu ich fähig bin.» Shkreli sitzt seit September im Gefängnis.

Anwalt Brafman gestand ein, seinen Mandanten selbst manchmal kaum ertragen zu können. «Es gibt Zeiten, in denen ich ihn umarmen und festhalten und beruhigen will, und es gibt Zeiten, in denen ich ihn ins Gesicht boxen will», sagte Brafman dem Finanznachrichtendienst «Bloomberg» zufolge. Dennoch sei Shkreli aber ein «guter Mensch», der der seine «seltsamen, unangemessenen Verhaltensweisen nicht immer kontrollieren kann».

«Keinerlei Respekt vor dem Gesetz»

Die Staatsanwaltschaft bezeichnete Shkreli als «Mann, der Verantwortung für sein Handeln übernehmen muss» und als jemand, der «keinerlei Respekt vor dem Gesetz» habe. Es sei ein Fehler, den jungen Unternehmer als missverstandenes Genie zu sehen.

Shkreli war 2015 in die Schlagzeilen geraten, als seine Firma Turing Pharmaceuticals den Preis für das Entzündungs-Medikament Daraprim – das unter anderem Aids-Patienten helfen soll – schlagartig von 13.5 auf 750 Dollar pro Pille anhob.

Die Empörung über die drastische Preiserhöhung bei einem für manche Patienten überlebenswichtigen Medikament war riesig, Medien bezeichneten Shkreli teils als «meistgehassten Mann Amerikas» und «Staatsfeind Nummer 1». (sda/dpa)

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17 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Statler
09.03.2018 22:54registriert März 2014
Naja, er wurde jetzt dafür verurteilt, dass er Investoren betrogen und nicht dafür, dass er in gierigster Weise den Preis für Daraprim erhöht hat. Das war ja ok, weil es den Investoren noch mehr Kohle beschert hätte. Dass damit Menschenleben auf's Spiel gesetzt wurden, interessiert keinen.

Merke: Wenn Du Reiche bescheisst, wirst Du verknackt. Wenn Du Bedürftige bescheisst, wirst Du von Ersteren gefeiert.

Ich könnt gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen könnte.
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A7-903
09.03.2018 22:56registriert November 2016
Eigentlich wollte das gericht ja nur 51 tage aufbrummen, haben dann aber 5000% aufgeschlagen.
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Angelo C.
09.03.2018 22:32registriert Oktober 2014
Sicher ein moralisch wie sozial verachtenswürdiger
Zeitgenosse, dieser mancherorts meistgehasste Mensch...

Man darf und muss aber anfügen, dass die Multis der Pharmaindustrie ähnlich überrissene kommerzielle Vorgehensweisen kennen. Sie erhöhen zwar nicht zuerst bescheidene Preise bis hin zum erkennbarem Wucher.

Aber wenn man an Therapien oder Einzelpreise denkt, die pro Fall (von Anfang an) in die Hunderttausende von Franken gehen, dann halte ich das für genauso unmoralisch, ob die Kassen nun diese Medis zähneknirschend bezahlen, oder oft auch nicht.

Es sind total überrissene Margen 😠!
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